Bahn plant Ausbau der Strecke Hannover-Bielefeld

Ein Langzeitprojekt nimmt langsam Formen an: Um den Zugverkehr zwischen Berlin und dem Westen Deutschlands mit Rhein- und Ruhrgebiet zu beschleunigen, soll die Strecke zwischen Hannover und Bielefeld ausgebaut werden. Der Bund hat nun der Bahn offiziell den Planungsauftrag für das Milliardenprojekt erteilt. Weil der genaue Trassenverlauf umstritten ist, sollen Bürgerinitiativen, Umweltverbände und Vertreter der betroffenen Städte und Gemeinden in einem Planungsdialog mitreden dürfen. 100 Kilometer lange Strecke ist Nadelöhr: Bahnvorstand Roland Pofalla spricht von einem großen Schritt Richtung Verkehrswende. „Die Strecke Hannover–Bielefeld ist ein Schlüsselprojekt für mehr und schnellere Verbindungen zwischen Rhein und Spree“, sagt er. Bisher ist die rund 100 Kilometer lange Trasse allerdings eher ein Nadelöhr. Lesen Sie auch: Bahnprojekt Alpha-E: Lüneburg kämpft gegen Bahnausbau Mehr Fahrgäste, mehr Güter: Bahn und Verbände unterzeichnen “Schienenpakt” Tempo 300 für ICEs angestrebt: Das Projekt steht im bis 2030 gültigen Bundesverkehrswegeplan mit der höchsten Dringlichkeitsstufe. Vom Ausbau erwarten sich Bundesverkehrsministerium und Bahn um bis zu 39 Minuten kürzere Fahrzeiten zwischen Bonn und Berlin. Zwischen Hannover und Bielefeld könnten die Züge dann statt bisher 48 Minuten dann 31 Minuten unterwegs sein – bei einer Geschwindigkeit von 300 Kilometern in der Stunde. Zur Auswahl stehen fünf Varianten. Eine sieht den Ausbau der bisherigen Strecke vor, mehrere andere orientieren sich an der Autobahn 2. Bei einer weiteren würden die Züge hinter Seelze-Letter auf eine Neubaustrecke durch die Feldmark nördlich der Ortschaften Harenberg und Döteberg sowie an Barsinghausen-Ostermunzel vorbei nach Haste geführt, wo sie dann wieder auf die vorhandene Strecke einfädeln. Widerstand gegen Neubaustrecke durch die Feldmark: Die Bahn hat nach Informationen der HAZ bisher die Neubauvariante favorisiert, weil nur sie Tempo 300 erlaubt. Baute man die bestehende Strecke aus, seien im Bereich Wunstorf nur 250 Kilometer möglich, heißt es. Dafür wäre dies mit 1,8 Milliarden Euro für die Gesamtstrecke nach derzeitigem Stand die preiswerteste Version. Ausbaustrecken kosten je nach Variante bis zu 5,9 Milliarden Euro. Gegen die Strecke zwischen Letter und Haste machen Bürgerinitiativen und Lokalpolitiker mobil. Eine Ausbaulösung dagegen dürfte in Wunstorf auf Widerstand stoßen. Ergebnisoffener Bürgerdialog: Der Bürgerdialog, der mit einer Auftaktveranstaltung im Januar kommenden Jahres beginnt, soll ergebnisoffen geführt werden. „Wir brauchen einen maximal transparenten Prozess“, sagt der SPD-Bundestagsabgeordnete Matthias Miersch. Das fordert auch seine CDU-Kollegin Maria Flachsbarth: „Die Bedürfnisse der vom Streckenbau betroffenen Bürgerinnen und Bürger müssen berücksichtigt werden.“ Die Region Hannover als zuständige Behörde für die Regionalplanung hat sich bisher nicht geäußert. Niedersachsens Verkehrsminister Bernd Althusmann sieht „dringenden Handlungsbedarf für zwei zusätzliche Gleise.“ Er plädiert für einen Ausbau im Bestand – allerdings vorerst ausdrücklich nur für den Streckenverlauf im Kreis Schaumburg. Baubeginn liegt noch fern: Nach derzeitigem Stand soll im ersten Halbjahr 2022 die Entscheidung für eine Grobtrassierung feststehen, also die bevorzugte Variante. Im zweiten Halbjahr könnte dann ein Raumordnungsverfahren als Voraussetzung für den eigentlichen Bau beginnen. Der wiederum dürfte erst in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts anstehen. Von Bernd Haase

Bahn plant Ausbau der Strecke Hannover-Bielefeld - fünf Varianten möglich