Barsinghausen: Kinder-Notbetreuung: Die Zahlen steigen rasant an

Die Stadt Barsinghausen verzeichnet eine rasant steigende Nachfrage nach Notbetreuungsplätzen in den städtischen Kindergärten. Grund dafür ist die vor einer Woche veröffentlichte Neufassung der Niedersächsischen Corona-Verordnung. Danach haben nun sehr viel mehr Berufsgruppen Anspruch auf die Notbetreuung ihrer Kinder als zuvor. Nach den Worten von Claudius Reich, Leiter des städtischen Kinderbetreuungsamtes, lag die Zahl der Jungen und Mädchen in den Barsinghäuser Notgruppen bis zum neuen Erlass bei maximal 30. In dieser Woche sei die Zahl auf 45 am Freitag gestiegen, berichtet Reich. „Und ab der nächsten Woche rechnen wir mit insgesamt rund 100 Kindern, die an unterschiedlichen Tagen in den Einrichtungen sind“, sagt Reich. Die Tendenz sei weiter steigend. Ärger über Bundes- und Landespolitik: Die Barsinghäuser Stadtverwaltung ist angesichts der Umstände rund um die Veröffentlichung der Neufassung auf die Bundes- und die Landespolitik nicht gut zu sprechen. Die Politiker auf beiden Ebenen hätten mit ihren zum Teil vorschnellen Aussagen, dass ab dieser Woche umfangreiche Lockerungen gälten, große Erwartungen geweckt. Das sagt Bürgermeister Marc Lahmann. Aus Sicht der Stadtverwaltung sei dies jedoch „ein fataler Schritt“ gewesen. Durch Interviews und Pressemitteilungen zu Höchstgrenzen seien Spekulationen weiter befeuert worden. Zudem bemängelt die Stadtverwaltung, dass die Regelungen in der neuen Corona-Verordnung auch noch so unklar formuliert worden seien. Dadurch sei es im städtischen Kinderbetreuungsamt „unnötigerweise zu einem starken Arbeitsanstieg“ gekommen. Barsinghausens Stadtrat Thomas Wolf hat bei der Notbetreuung nun ein Vorgehen für die Stadtverwaltung festgelegt, mit dessen Hilfe sowohl die Ausweitung der Betreuung, gleichzeitig aber auch das Ziel der Unterbrechung der Infektionsketten sichergestellt bleiben soll. Plätze auch für Eltern in sozialen Notlagen: Die Stadt berücksichtigt jene Berufsgruppen, die vom Kultusministerium beispielhaft benannt werden, nun auch bei ihrer eigenen Regelung zur Notbetreuung. Außerdem haben all diejenigen, die bereits einen Platz in den Notgruppen zugesprochen bekommen haben, auch weiterhin Anspruch auf Betreuung für ihre Kinder. „Außerdem können Eltern unter bestimmten Voraussetzungen einen Platz bekommen, die sich in einer sozialen Notlage befinden oder bei denen eine Unvereinbarkeit von Familie und Beruf vorliegt“, so Wolf. Dies könne insbesondere für Alleinerziehende gelten. Um einen Platz in einer der Notgruppen beanspruchen zu können, fordert die Stadt unter anderem eine vom jeweiligen Arbeitgeber ausgefüllte Unabkömmlichkeitsbescheinigung für den jeweiligen Elternteil. „Die Eltern müssen auch darlegen, dass keine andere Betreuungsform in Anspruch genommen werden kann“, ergänzt der Erste Stadtrat. Auf Grundlage der eingereichten Unterlagen werde dann geprüft, ob ein Anspruch bestehe. Betreuungskräfte mit vielfältigen Aufgaben: Die Stadtverwaltung betont, dass grundsätzlich auch weiterhin nicht mehr als fünf Kinder in einer Notgruppe betreut werden. Um die Gefahr einer Ausbreitung des Corona-Virus so gering wie möglich zu halten, werden die Gruppen auch dann nicht zusammengelegt, wenn die Kinderzahl in den Gruppen einmal sinkt. „Grundsätzlich sollen die Kinder in ihren üblichen Gruppen von den üblichen Erzieherinnen betreut werden“, so Amtsleiter Reich. „Es sollen keine Sammelgruppen gebildet werden“ – selbst wenn dies dazu führe, dass eine Betreuung im eins-zu-eins-Verhältnis stattfinde. Die Verwaltung geht davon aus, dass die meisten Bediensteten aus dem Bereich der Kinderbetreuung ab der nächsten Woche im Notbetrieb eingeteilt sein werden. Andere Mitarbeitende hätten Möglichkeiten erarbeitet, mit den Kindern in Kontakt zu bleiben, berichtet Reich. Sie seien zudem bei den Kontrollfahrten für das Ordnungsamt eingesprungen, hätten Tausende von Briefen an die Über-60-Jährigen verteilt, „und sie helfen in den Rathäusern aus“. Lesen Sie auch: Coronavirus: Das öffentliche Leben am Deister kommt zum Erliegen Behördenlotse in der Corona-Krise: Stadt will Betrieben und Selbstständigen helfen Kinderbetreuung: Ab Sommer soll es keine Wartelisten mehr geben Von Andreas Kannegießer