Barsinghausen: So verlief der Neustart in den Schulen

In zwei der drei weiterführenden Schulen im Barsinghäuser Stadtgebiet – in der Goetheschule (KGS) und der Lisa-Tetzner-Oberschule (LTS) – hat am Montag der Präsenzunterricht nach der coronabedingten Zwangspause wieder begonnen, allerdings zunächst nur für einen kleinen Teil der Schüler aus den jeweiligen Abschlussjahrgängen. In der Goetheschule waren 73 Jungen und Mädchen in sieben Lerngruppen am Start, in der Lisa-Tetzner-Schule waren es rund 60 Jugendliche aus den Jahrgängen neun und zehn. Das Hannah-Arendt-Gymnasium (HAG) hat noch zwei weitere Wochen Zeit, den Neustart zu planen. Weil es in diesem Jahr wegen der Umstellung auf die dreijährige Oberstufe keinen Abiturjahrgang gibt, beginnt im Gymnasium der Unterricht erst wieder am 11. Mai. Viel Lob für positive Stimmung: Der Neustart am Montag in der KGS und der Oberschule verlief reibungslos. Der stellvertretende Schulleiter der Goetheschule, Christian Bohn, lobt das „vorbildliche Verhalten“ der Schüler bei der Einhaltung der Regeln und die „positive Stimmung“ im Unterricht. Zur Minimierung des Ansteckungsrisikos haben die Schulen strikte Vorgaben für den Aufenthalt in den Klassen und Gebäuden sowie auf dem Außengelände erlassen. So dürfen sich die Mädchen und Jungen auf den Gemeinschaftsflächen in der Goetheschule nur in jeweils einer Richtung rund um die Aula bewegen, um nahe Begegnungen zu vermeiden. Mit Trassierband, Klebestreifen auf den Böden und Einbahnstraße-Hinweisschildern sind die Laufwege genau vorgegeben. Bestimmte Bereiche – wie etwa der Verwaltungstrakt – sind wegen der Enge dort für Schüler einstweilen tabu. In der Lisa-Tetzner-Schule sind auch die Flächen auf dem Schulhof mit Klebeband so markiert, dass sich die Jungen und Mädchen möglichst nicht zu nahe kommen. Der erste Unterrichtstag in der Oberschule begann nach den Worten von Schulleiter Markus Vehrenkamp mit einer Hygienebelehrung. „Alle Schüler müssen unterschreiben, dass sie die Regeln beachten“, sagt der Schulleiter. Schulleiter dankt seinem Kollegium: In den vergangenen Tagen hatten die Schulleitungen und Lehrkräfte alle Hände voll zu tun, um den Schulneustart vorzubereiten – und das unter teilweise schwierigen Bedingungen. Innerhalb einer Woche hätten „Hygienepläne und sich teilweise widersprechende Anweisungen interpretiert, Halbwahrheiten korrigiert und der gesunde Menschenverstand genutzt“ werden müssen, um den Start des Präsenzunterrichts zu ermöglichen, sagt KGS-Schulleiter René Ehrhardt. Er bedankt sich angesichts der Umstände bei seinem Kollegium „für die unaufgeregte Art, mit dieser Krise umzugehen und die Schüler immer im Mittelpunkt der Bemühungen zu sehen“. Das sei „toll“. In allen drei Schulen sind die Klassen für den Präsenzunterricht vorerst geteilt, sodass die Einzeltische in den Unterrichtsräumen mit weitem Abstand aufgestellt werden können. Die beiden Lerngruppen jeder Klasse befinden sich immer abwechselnd tageweise in der Schule oder lernen von zu Hause aus. „Auf diese Weise werden wir nicht mehr Räume benötigen als sonst auch“, sagt HAG-Schulleiterin Silvia Bethe. Im Gymnasium werde besonders darauf geachtet, dass es keine Durchmischung der Lerngruppen und auch keinen Raumwechsel geben werde. In der Lisa-Tetzner-Schule werden in den nächsten beiden Wochen zur Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen ausschließlich die Prüfungsfächer Deutsch, Englisch und Mathematik unterrichtet. Danach werde auch der Unterricht in den anderen Fächern wieder aufgenommen, erläutert Vehrenkamp. Austausch über die Situation ist wichtig: Auch in der Goetheschule werden für die Abschlussjahrgänge Schwerpunkte bei den Fächern Deutsch, Englisch und Mathe gesetzt, die teilweise tageweise im Block unterrichtet werden. Grundsätzlich werde es aber Unterricht in allen relevanten Fächern geben, betont Schulleiter Ehrhardt. Lediglich klassenübergreifender Unterricht und Sport entfalle. Auch das HAG plant nach den Worten von Bethe, „weitgehend alle Fächer“ zu unterrichten. Teilweise werde aber das Programm etwas modifiziert, um Kontakte zu minimieren. In Werte und Normen etwa werde es weniger um den üblichen Lernstoff gehen als vielmehr „um die Möglichkeit, miteinander über die augenblickliche Situation in den Austausch zu kommen“, sagt die HAG-Schulleiterin. Ältere Lehrer können im Homeoffice bleiben: In allen Schulen wird die Sicherheit für jene Teile des Kollegiums großgeschrieben, die älter sind oder einer Risikogruppe angehören. In der Goetheschule werde der Arbeitsschutz vollständig nach den Vorgaben des Kultusministeriums umgesetzt, betont Ehrhardt. In der Lisa-Tetzner-Schule sind stets nur die Lehrkräfte präsent, die auch für den Präsenzunterricht gebraucht werden. Am Montag war das etwa ein Dutzend, der Rest hat von zuhause aus gearbeitet. Im Hannah-Arendt-Gymnasium bleiben nach den Worten von Bethe die Lehrkräfte, die einer Risikogruppe angehören, grundsätzlich im Homeoffice. Allerdings mache die Schule gerade die Erfahrung, dass etliche der älteren Lehrkräfte, die eigentlich wegen besonderer Gefährdung nicht zum Präsenzunterricht kommen müssten, ihre Schüler dennoch gerne selbst unterrichten möchten, berichtet Bethe. „Sie dürfen natürlich.“ Wegen der Corona-Pandemie haben die Schulen in den vergangenen Wochen den Kontakt zu ihren Schülern vornehmlich per Computer und über das Internet gehalten. Seit einer Woche läuft der digitale Fernunterricht nun als verpflichtender Bestandteil des Unterrichts. Größere Probleme gibt es offenbar nicht, auch wenn „die Bedingungen des häuslichen Lernens äußerst ungleich sind“, wie HAG-Schulleiterin Silvia Bethe sagt. Die weiterführenden Schulen sind über den sogenannten IServ-Schulserver mit ihren Schülern verbunden, über den Aufgaben, Lernangebote und andere Inhalte ausgetauscht werden. Die Lisa-Tetzner-Oberschule ist eine sogenannte iPad-Schule. Alle Schüler ab Jahrgang sieben seien deshalb ohnehin mit den Tablets ausgestattet, sagt Schulleiter Markus Vehrenkamp. „Diese wurden auch zuvor schon intensiv genutzt.“ Nur in absoluten Einzelfällen habe es Stolpersteine gegeben, berichtet er. Die Lehrkräfte stünden dann in engem telefonischen Kontakt mit den Schülern und deren Erziehungsberechtigten. An den anderen Schulen gibt es jeweils Lösungen für jene Schüler, die nicht über die nun notwendigen digitalen Endgeräte verfügen. Wer keines besitze, könne sich melden und ein schulisches iPad ausleihen, berichtet Bethe. „Auch in anderen Problemfällen, von denen wir wissen, finden wir Lösungen, um den Rahmen für das häusliche Lernen zu optimieren“, sagt die Schulleiterin. Ähnlich geht die Goetheschule (KGS) vor. Die Haushalte, die für die Schule nicht digital erreichbar seien, seien den Klassenlehrkräften bekannt. „Diese wenigen Schülerinnen und Schüler erhalten die Aufgaben analog per Abholung oder Post“, sagt KGS-Schulleiter René Ehrhardt. „Es verliert niemand den Anschluss.“ Die Erfahrungen mit dem digitalen Fernunterricht sind überwiegend positiv. „Es funktioniert weitgehend reibungslos, da die meisten Schülerinnen und Schüler es gewohnt sind, sich digital mit der Lehrkraft auszutauschen“, sagt Ehrhardt. Auch in den unteren Jahrgängen funktioniere der Austausch, betont Vehrenkamp. Es sei möglich, zu allen Schülern Kontakt zu halten „und die Lernprozesse zu begleiten“. Das Hannah-Arendt-Gymnasium hat seit Mitte März nach Bethes Worten zunehmend Erfahrungen mit Videokonferenzen gemacht. Diese seien derzeit vor allem sinnvoll, um im persönlichen Kontakt zu bleiben. Digitales Lernen könne aber „durchaus zeitaufwendig und bisweilen auch anstrengend sein“, betont Bethe, wenn nichts quasi im Vorbeigehen oder im direkten Gespräch geklärt werden könne. Wünsche der Schulen an die Stadt als Schulträger rund um den digitalen Unterricht gibt es auch: Die Lisa-Tetzner-Schule wünscht sich „ein flächendeckendes Breitbandinternet“ für die Schüler im Schulzentrum Am Spalterhals. „Aber die Zusammenarbeit mit dem Schulträger ist gut“, lobt Vehrenkamp, und Silvia Bethe erlebt die Stadtverwaltung im Dialog mit dem Gymnasium als „umsichtig und gesprächsbereit“. Aus Sicht von KGS-Schulleiter Ehrhardt fehlt es derzeit noch „an verlässlicher digitaler Arbeitsumgebung“ in der Goetheschule. Der sogenannte Digitalpakt mit der Stadt solle noch mehr ermöglichen als Computer und WLAN-Netze in der KGS, sagt der Gesamtschuldirektor. Noch fehle die Umsetzung dieses Digitalpaktes. Das tägliche HAZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Hannover täglich gegen 6 Uhr im E-Mail-Postfach. Liveticker: Die Lage in Hannover und Niedersachsen im Überblick Aktuelle Zahlen zum Coronavirus in der Region Hannover: So viele Infizierte gibt es HAZ-Expertenforum: Das antworten Mediziner auf Leserfragen zum Virus Alle Artikel zum Coronavirus in der Region auf einen Blick So können Sie Geschäften, Gastronomie und Freiberuflern in der Region Hannover jetzt helfen Von Andreas Kannegießer