Ronnenberg Benthe Vandalismus: Kunstwerk nahe dem Waldberg beschädigt

Längst nicht alle Kunstwerke haben die Zeit seit dem Jahr 2011 überstanden. Seinerzeit wurde am Hang des Benther Berges der Landschaftskunstpfad Benthe–Ronnenberg eingerichtet. An seiner Entstehung beteiligt waren auch die Mitglieder des Vereins Kunstraum Benther Berg. Noch immer zu bewundern nach fast zehn Jahren sind die „Grünen Gäste“ von Kristina Henze – auch wenn die sechs grünen Köpfe in diesem Jahr vorübergehend von einem Akt grober Gewalt betroffen waren. Immer wieder werden die Köpfe beschädigt: Grün und riesig scheinen die „Grünen Gäste“ aus der Erde hervorzuwachsen und wieder darin versinken zu wollen, als seien sie ein Teil von ihr: So beschreibt die Künstlerin aus Barsinghausen ihr Werk. Immer wieder kommt sie zu dem Wirtschaftsweg, der von Benthe aus entlang der Bundesstraße 65 führt. Und häufig musste sie am Standort des Kunstwerkes gegenüber dem Waldberg feststellen, dass die Köpfe beschädigt worden waren. „Obwohl die Objekte abseits des Talweges in einer Wiese stehen, scheint ihre Präsenz bei manchen Personen Abneigungen zu erwecken“, stellt Henze fest. Reparaturen nahm stets umgehend vor. Diesmal kam allerdings für zwei der „Gäste“ jede Hilfe zu spät. „Die beiden Köpfe wurden völlig demoliert“, erzählt die Künstlerin, die bislang nur für eine der beiden fehlenden Skulpturen einen Ersatz erstellen konnte. Erst nächsten Jahr sollen die sechs Köpfe wieder komplett sein und sollen dann Spaziergängern und Radfahrern wieder als gewohnte Sechsergruppe herübergrüßen. Rätseln über die Motive des Vandalismus: Gemeinsam mit ihrem Mann rätselt Henze noch immer über die Motive der Zeitgenossen, die ihren Frust an den grünen Köpfen ausgelassen haben. „Ein Grund für die zunehmende Zerstörungswut könnte in der verunsichernden Lebenssituation in diesem Jahr zu sehen sein“, vermutet sie. „Ungewissheiten, nicht planbare Situationen, Einschränkungen sind schwer zu ertragen und können Enttäuschungen und Hass auslösen. Eine Form von Wut und Verzweiflung kann im Zerstören liegen.“ Dabei seien die Köpfe als eine Metapher für das Leben zu verstehen. Die Menschheit stamme aus einem Garten. Von den sechs Tagen der Weltschöpfung beanspruchte der Mensch den sechsten Tag für sich, erläutert die Künstlerin in Anlehnung an die Schöpfungsgeschichte der Bibel. Mit dem Verlassen dieses paradiesischen Zustandes und dem Eintritt in eine chaotische Welt begann das normale Dasein mit seinem Streben nach dem Verlorenen. Lesen Sie auch: Werk von Bildhauerin gestohlen Ihre Installation sei auch als Verneigung vor dem „grünen Fürsten“ Hermann Fürst von Pückler-Muskau zu verstehen, dem Weltreisenden und Reiseschriftsteller, Pantheist und Landschaftsarchitekt, erklärt Henze. Passend zur Geschichte der Köpfe scheint ein Zitat von ihm aus dem Jahr 1834 zu sein: „Nur zu wahr ist es: Furchtbar und schnell ist die Macht des Menschen im Zerstören, schwach und gebrechlich im Aufbauen.“ Ein Hinweis auf die Urheber des Vandalismus gibt es indes noch nicht. Von Uwe Kranz