Burgdorf/Lehrte: Trotz Corona: S-Bahnen fahren noch immer als Kurzzüge

Der Unmut der Pendler über die DB Regio reißt nicht ab – denn entgegen anderer Zusagen lässt das Unternehmen nach wie vor auf der S-Bahnstrecke Burgdorf–Hannover sogenannte Kurzzüge fahren, also S-Bahnen mit nur einem Wagen. Dabei hatte Ulf-Birger Franz, als Regionsdezernent für den öffentlichen Nahverkehr verantwortlich, vor genau zwei Wochen angekündigt, dass die Kurzzüge wegen der Corona-Pandemie nicht mehr eingesetzt werden sollen. Pendler müssen sich in einen Wagen drängen: Letztlich geht es um zwei Probleme: Die Reisenden können in einem Ein-Waggon-Zug den erforderlichen Mindestabstand nicht einhalten. Dies dokumentieren Fotos, die unter anderem der Burgdorfer Regionsabgeordnete Oliver Brandt in den vergangenen Tagen von den Pendlern erhalten hat. Der CDU-Politiker leitet den Verkehrsausschuss der Regionsversammlung und kennt das Thema aus vielen Gesprächen und Schreiben: „Allein am Mittwoch haben mich drei Reisende angeschrieben, weil sowohl um 5.24 Uhr als auch um 6.24 Uhr ein verkürzter Zug unterwegs war.“ Angesichts des momentan ausgedünnten Fahrplans müssten Pendler die wenigen Züge nutzen, die unterwegs seien. „Das weiß die Bahn und gefährdet mit ihrem Vorgehen vorsätzlich die Gesundheit von Fahrgästen in der Pandemie.“ Mit Blick auf die von Franz geäußerten Vereinbarungen mit der DB Regio sagt Brandt, die Zusagen des Unternehmens, dies lehre die Erfahrung auf der Strecke Celle–Hannover, seien anscheinend das Papier nicht wert, auf dem sie stünden. „Ich vermute, dass die DB Regio vorsätzlich bestehende Verträge bricht. Das Unternehmen ist anscheinend mit der Organisation des öffentlichen Personennahverkehrs überfordert“, sagt der Politiker. DB Regio lässt Züge kurzfristig ausfallen: Das zweite Problem betrifft die Zeit außerhalb des noch bis Montag, 27. April, geltenden Notfahrplans: Weil Zugführer fehlen, lässt die DB Regio oftmals die Züge der Linie 6 ausfallen – Passagiere müssen dann auf die Linie 7 ausweichen, die neben Lehrte auch die hannoverschen S-Bahnstationen bedient und damit eine hohe Kundenfrequenz hat. Genau das fürchten die Pendler, die mitunter erst kurz vor der Abfahrt über den Zugausfall informiert werden. „Dann drängen sich die Leute aus zwei Bahnen in einer, von einem Mindestabstand kann überhaupt keine Rede mehr sein – Maske hin oder her“, sagt Elke Richter, die morgens die Bahn von Hannover nach Burgdorf nutzt und nun überlegt, aufs Auto umzusteigen. S 7 soll ab Montag stets mit zwei Wagen fahren: Regionssprecher Klaus Abelmann verweist einmal mehr auf die Gespräche seiner Behörde mit der DB Regio. „Wir haben die klare Zusage, dass ab Montag auf der Linie 7 immer zwei Wagen fahren werden“, sagt er auf Anfrage. Zudem gehe die S 6 wieder an den Start, zumindest zur Rushhour und zum Unterrichtsbeginn, beispielsweise der Berufsbildenden Schulen. Ab Mai sollten die Züge dieser Linie dann wieder ganz normal fahren. Gleichwohl kenne die Region das Problem, auch mit ausgefallenen S-Bahnen. „Deshalb werden wir die Situation ganz genau beobachten“, kündigt Abelmann an. Auch eine Bahnsprecherin sagt auf Anfrage: „Wir werden auf den Linien S 6 und S 7 im Rahmen der Erweiterung des stabilen Grundangebotes ab dem 27. April von Montag bis Freitag wieder mit Vollzügen, also zwei Triebwagen, unterwegs sein.“ Das gelte nicht, wenn der Wochentag ein Feiertag sei. Zudem schränkt sie ein, dass an den Wochenenden, wenn weniger Fahrgäste zu erwarten seien, einige Züge mit nur einem Wagen fahren würden. Das tägliche HAZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Hannover täglich gegen 6 Uhr im E-Mail-Postfach. Lesen Sie dazu: Region: Bahn verzichtet ab sofort auf Kurzzüge bei S-Bahnen Bis zu 50 Euro: Deutsche Bahn bietet Gutscheine für Bahncard-Kunden Corona: S-Bahn stockt Angebot wieder Schritt für Schritt auf Von Antje Bismark