Normalerweise fährt der Jobcenter-Mitarbeiter und Multiunternehmer Ahmet Kuyucu mit seinen Söhnen Cem (12) und Can (18) um diese Zeit in den Jahresurlaub. Wegen der Corona-Krise ist das heuer nicht möglich. Möglich aber sei es in dieser für alle schwierigen Zeit, hilfsbedürftigen Menschen und zugleich den darbenden Gastronomen unter die Arme zu greifen, finden er und seine Familie und haben kurzerhand das gesamte Urlaubsbudget für eine Gutschein-Aktion gespendet.
Bei der Umsetzung der Aktion behilflich ist die Initiative „Burgdorf hilft!“. Sie ist Anfang März aus einer von Rabea Martens gegründeten Helfer-Gruppe bei Facebook entstanden. Die zurzeit Arbeit suchende Alleinerziehende, die erst Maschinenbau studierte, dann Tischlerin lernte und schließlich einen Reit-Store führte, nahm in Kuyucus Auftrag das Heft in die Hand. Gemeinsam mit Mitstreitern wie dem katholischen Pfarrer Martin Karras und anderen stellte sie die Gutschein-Aktion auf die Beine und holte zur Unterstützung die Burgdorfer Tafel, den Diakonieverband Hannover-Land, den Nachbarschaftstreff am Ostlandring und die Caritas ins Boot, damit diese die Gutscheinausgabe übernehmen.
Kuyucu hat derweil das Geld schon an sechs beteiligte Gastronomen, einen Döner-Imbiss und eine Buchhandlung übergeben. Bei ihnen dürfen die Hilfsbedürftigen ab diesem Wochenende insgesamt 340 Gutscheine für Mahlzeiten und Bücher einlösen. Mit von der Partie sind die Restaurants Fortore an der Marktstraße, Alicante an der Kleinen Bahnhofstraße, Parthenon an der Straße Vor dem Celler Tor, Athen an der Bahnhofstraße, das Schützenheim an der Straße An der Bleiche, der Schnellimbiss Kapadokya an der Bahnhofstraße und die Buchhandlung Freyraum an der Marktstraße.
„Wir müssen jetzt Solidarität zeigen“
Die Idee für die Aktion kam Kuyucu während der Arbeit. Im Jobcenter berät er Arbeitgeber und vermittelt diesen Arbeitskräfte. Daher weiß er aus erster Hand, dass viele zurzeit Blut und Wasser schwitzen, weil sie um ihre Existenz fürchten – vor allem Gastronomen, die ihre Restaurants schließen mussten. Kuyucu sprach also mit seinen Söhnen. Die schlugen ein.
„Wir müssen jetzt Solidarität zeigen. Meine Jungs freuen sich darüber“, sagt Kuyucu, der im Ehrenamt den SPD-Ortsverein Burgdorf führt, eine Bundestagskandidatur anstrebt und nebenberuflich den DB ServiceStore am Bahnhof betreibt, mit einem Partner ein 30 Millionen schweres Wohnungsbauprojekt plant und mit seiner Finanzberatungsfirma Immobiliendarlehen vermittelt. „Vergangenes Jahr habe ich gute Geschäfte gemacht. Jetzt kann ich etwas zurückgeben.“
Spender glaubt an Nachahmereffekt
Dass auch andere so denken wie er, davon gibt sich Kuyucu überzeugt. Freunde und Bekannte, mit denen er über die Aktion gesprochen habe, hätten bereits angekündigt, dass sie ebenfalls für die Aktion spenden wollten. Besonders dankbar ist er Martens: „Die hat das alles organisiert. Die Frau kann etwas.“
Es muss nicht alles schlimm und beängstigend seinin diesen Zeiten der Corona-Krise. Wir suchen jetzt Ihre guten Ideen und mitmenschlichen Taten, um über sie zu berichten. Haben Sie uns etwas mitzuteilen? Dann schreiben Sie der Redaktion eine E-Mail an die Adresse burgdorf@haz.de.
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Von Joachim Dege