Burgdorf: Winterspaziergang im Wald: Jäger mahnen zu Rücksicht auf Wildtiere

Der gerade noch einmal verlängerte Corona-Lockdown lässt bei vielen Menschen jetzt Gefühle aufkommen, die sich – je nach Gemütslage – zwischen Langeweile und Isolation bewegen. Für viele ist der schnellste und kürzeste Weg heraus aus dem Wohnungskoller ein Spaziergang in den nahen Wald. Das allerdings bringt gerade im Winter ganz eigene Probleme mit sich, wie die örtlichen Jäger und Forstbediensteten betonen. „Man kann es den Leuten nicht verdenken“, sagt Eckhard Baars und zeigt Verständnis für den Wunsch der Menschen, bei schönstem Winterwetter in die Wälder zu gehen. Der Kreisjägermeister der Jägerschaft Burgdorf betont aber die Notwendigkeit, Regeln einzuhalten. Wildtiere haben Stoffwechsel zurückgefahren: Wegen der Wintertemperaturen und des gegenüber dem Sommer geringeren Nahrungsangebots hätten Wildtiere derzeit ihren Stoffwechsel heruntergefahren, sagt der Uetzer. Besonders Reh- und Rotwild sei davon betroffen. Werde das Wild gestört, sei es durch den Fluchtreflex und die Positionsänderung dazu gezwungen, die angefressenen Fettreserven zu nutzen, die zum Überwintern nötig sind. Baars will den Spaziergängern ihre Ausflüge nicht verbieten. „Aber sie müssen auf den Wegen bleiben.“ Größere Waldgebiete seien zudem besser geeignet als kleine Feldgehölze in der Feldmark, erklärt Baars. Dort würden die Tiere auf die Felder flüchten und hätten kaum Gelegenheit, neue Deckung zu finden. Damit weiß Baars sich im Einklang mit Thomas Behling, Revierleiter der Niedersächsischen Landesforsten im Burgdorfer Holz: „Jede Aktivität der Tiere verbraucht Energie, das ist purer Stress.“ Gesunde Tiere würden zwar trotzdem über den Winter kommen. „Aber geschwächte nicht.“ Schwierige Nahrungssuche: Es werde in der nächsten Zeit zunehmend schwierig für Wildtiere, Nahrung zu finden, weiß auch Hartmut Scholz, Leiter des Hegerings Das Große Freie, der Lehrte, Sehnde und Teile Hohenhamelns umfasst. Im Moment liege noch Pulverschnee, sodass die Tiere etwas Nahrung fänden, meint der Lehrter. „Doch es wird der Zeitpunkt kommen, wo der Schnee verharscht und die Nahrung schlecht oder gar nicht mehr erreichbar ist.“ Lesen Sie auch Uetze: Fledermäuse halten Winterschlaf im Bunker auf Gasolingelände Die meisten Hundehalter sind einsichtig: Besonders kritisch sehen alle drei, wenn Spaziergänger Hunde mitführten. Baars ermahnt Hundebesitzer dazu, im Wald mit offenen Augen zu gehen, wenn ein Hund nicht angeleint ist. „Gerade bei Schnee sieht man das Wild durchaus.“ Dann müsse ein Hund angeleint werden. Er habe gerade erst in der Eigensheide zwischen Uetze und Dedenhausen eine Frau ansprechen müssen, die mit einem Kinderwagen und einem größeren Hund durch den Wald ging. „Der Hund ist hinter einem Hasen und später hinter einem Reh hergejagt.“ Er habe kein Interesse daran, einen Hund zu erschießen, obwohl er es dürfte. Er ermahne lieber die Halter, die die Schuld trügen. „Die meisten sind einsichtig.“ Einen generellen Leinenzwang möchte Baars im Wald nicht. „Man muss den Hunden auch den Auslauf lassen.“ Behling und Scholz sind für ein strikteres Vorgehen. „Hunde mit Jagdinstinkt sollten an der langen Leine geführt werden.“ Es müsse nicht sein, dass die Tiere Hasen und Rehe hetzten. Baars denkt dabei auch an den Schutz der Hunde selbst. Bei den Wildschweinen seien bereits die ersten Frischlinge geboren. Gegen eine Bache, die ihre Jungen verteidigt, habe ein Hund keine Chance. Außerdem könnte er durchaus einem Wolf begegnen. Baars, Scholz und Behling appellieren an Ausflügler, beim Spaziergang durch den Wald die Wege nicht zu verlassen und mit Weitsicht und Respekt den Wildtieren gegenüberzutreten. Von Michael Schütz