Falsche Polizisten in Hannover: „Abholerin“ zu Bewährungsstrafe verurteilt

Zeyep D. ist am Montag von der Jugendkammer 2 am Landgericht Hannover wegen Betrugs zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden. Drei weitere Mitangeklagte, ebenfalls aus der Region Hannover, wurden zu Geldstrafen und Auflagen wegen Beihilfe zum versuchten Betrug verdonnert. Ihre Strafen fallen milder aus, da sie zum Tatzeitpunkt noch keine 21 Jahre alt waren und somit unter das Jugendstrafrecht fallen. Im April und Mai 2018 hatte die Hauptangeklagte gemeinsam mit den jungen Männern Geld und Wertgegenstände 60.000 Euro erbeutet. Die Vier, zum Tatzeitpunkt zwischen 19 und 25 Jahre alt, waren Teil einer aus der Türkei agierenden Organisation. Die Anrufer gaben sich unter einer gefälschten Notrufnummer mit deutscher Vorwahl als Polizisten aus – sogenanntes Spoofing. Am Telefon schürten sie bei den Opfern Angst vor anstehenden Einbrüchen. Die fünf Geschädigten, die zum Tatzeitpunkt zwischen 87 und 74 Jahre alt waren, sollten Bargeld und Wertgegenstände zur Sicherheit an vorab verabredeten Orten hinterlassen. Lesen Sie auch Landgericht Hannover: Trickbetrüger gaben sich als Polizisten aus Goldbarren erbeutet: An dieser Stelle sollen D. und die anderen Angeklagten aus der Region ins Spiel gekommen sein. Als sogenannte Logistiker waren sie dafür zuständig, die Beute aus Briefkästen oder anderen Verstecken abzuholen. Diese Aufgabe übernahm D.. Die Mittäter fuhren sie zu den jeweiligen Abholstationen. „Die jungen Männer haben wohl gewusst, worum es geht. Sie haben aber selbst nur wenig gemacht“, sagt Dominik Thalmann, Sprecher am Landgericht. Bei ihrer ersten von fünf Taten erbeuteten sie den Goldbarren einer 84-Jährigen im Wert von 40.000 Euro. Sie hatte zuvor einen Anruf von vermeintlichen Polizisten aus der Türkei erhalten. Weiterer Prozess gegen Betrüger: D. hatte zum Prozessauftakt ein umfassendes Geständnis abgelegt. Sie sei von einem Komplizen aus der Türkei motiviert worden, an den Machenschaften teilzunehmen. Nach der Abholung der Beute habe sie Gold und Schmuck bei einem Juwelier verkauft und dafür 1000 Euro bekommen. Am Montag war am Landgericht Prozessauftakt gegen weitere Trickbetrüger mit einer ähnlichen Masche. Die fünf Angeklagten sollen sich zwischen März 2019 und September 2020 in zehn Fällen als Polizisten ausgegeben haben und so 280.000 Euro in Hannover, Celle und Nienburg erbeutet haben. Es ist die dritte Bande, gegen die seit 2018 ein Verfahren im Zusammenhang mit falschen Polizisten läuft. Ihre Masche wird seit einigen Jahren immer wieder angewendet – und regelmäßig haben die Anrufer mit ihrer Angstmacherei Erfolg. Von Manuel Behrens