Stadt Burgdorf setzt Schützen vor die Tür und tauscht die Schlösser aus

Der Reibungen zwischen Feuerwehr und Schützenverein in Hülptingsen dauern schon länger an. Nun könnte das Miteinander nachhaltig belastet sein. Denn wie jetzt bekannt geworden ist, hat die Stadtverwaltung heimlich die Schlösser zum Feuerwehrhaus ausgetauscht, um sicherzustellen, dass den Schützen der Zutritt verwehrt bleibt. „Das zeugt von großem Misstrauen“, sagt der Schützenvereinsvorsitzende Gerd Berkhahn. Ordnungsabteilung veranlasst Austausch der Schlösser: Bereits im April veranlasste die Ordnungsabteilung im Rathaus, die Schlösser auszutauschen. Ortsvorsteher Cord-Heinrich Schweer, der als Mitglied der Feuerwehr und stellvertretender Vorsitzender des Schützenvereins nach eigener Aussage zwischen den Stühlen sitzt, spricht vorsichtig von mangelnder Kommunikation. „So etwas muss nicht sein, dass man dem Mieter erst hinterher erzählt, dass die Schlüssel nicht mehr passen.“ Stadtsprecher Sebastian Kattler gibt zu: „Die Kommunikation hätte besser sein können.“ Auch intern. Selbst Bürgermeister Armin Pollehn (CDU), früher Vorsitzender des Feuerwehrausschusses, wusste vom Vorgang bis zur Nachfrage dieser Zeitung von nichts. Der Grund für den klammheimlichen Schlössertausch ist laut Kattler, dass die Verwaltung habe absolut sicherstellen müssen, dass kein Infektionsrisiko besteht und die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr gegeben bleibt. „Es geht darum, dass wir so eine bessere Kontrolle haben“, argumentiert der Stadtsprecher. Lesen Sie auch: Stadt sperrt Schießanlage der Schützen in Hülptingsen Die Schützen gehen nach dem Betreten durch die Eingangstür die Treppe auf der linken Seite nach oben zu ihrem Schießstand. Sie nutzen aber laut Berkhahn auch Küche und Aufenthaltsraum im Erdgeschoss – gemeinsam mit der Feuerwehr, die mittwochs ihre Übungsabende hat. Rechts geht es vom Flur in die Feuerwehrhalle zu den Fahrzeugen. Die Sperrung der Schießanlage rechtfertigt Stadtsprecher Kattler damit, dass sich bei einem Einsatz der Feuerwehr während eines Schießabends Personen in den gemeinsam genutzten Räumen begegnen können. Das sei zwar nicht sehr wahrscheinlich, könne aber vorkommen. Ortsvorsteher Schweer: Verwaltung setzt Auflagen um: „Die Einsätze während unserer Anwesenheit kann ich seit Beginn meiner Tätigkeit als Vorsitzender 1991 an einer Hand abzählen“, sagt Berkhahn. Er habe „keinerlei Verständnis“ für das Verhalten und die Maßnahme der Verwaltung. Schweer reagiert zurückhaltender und betont, dass er den coronabedingten Ausschluss der Schützen nachvollziehen könne. „Die Stadtverwaltung setzt die Corona-Auflagen um“, sagt er. Danach dürfen Drittnutzer wegen des Infektionsrisikos zurzeit keine Feuerwehrhäuser betreten. „Das ist für die Schützen natürlich super unbefriedigend“, meint allerdings auch Schweer. Immerhin erhielt der Ortsvorsteher einen neuen Schlüssel. Diesen übergibt er nach Rücksprache mit Ortsbrandmeister Kenneth Brockmann im Bedarfsfall an Berkhahn. Der Vorsitzende darf alle 14 Tage dienstags, wenn die Hülptingser Schützen bei befreundeten Vereinen schießen, zwischen 12 Uhr und Mitternacht Waffen und weiteres Equipment aus dem Feuerwehrhaus holen und später wieder dort einschließen. Will Verwaltung Schützenverein aus Haus vertreiben? Von Schützen wie von Feuerwehrleuten ist zu hören, dass das Verhältnis zwischen beiden Lagern angespannt ist. Doch den von Schützen geäußerten Vorwurf, dass die Verwaltung den Verein aus dem Gebäude verdrängen will, teilen die jeweils Verantwortlichen nicht. „Das wäre zu krass ausgedrückt. Ich sehe das nicht so“, sagt Berkhahn. „Diesen Eindruck können wir nicht bestätigen“, beteuert auch Kattler. Schweer, der sehr um das Glätten der Wogen bemüht ist, wünscht sich „gegenseitig mehr Verständnis“. Sobald eine Nutzung wieder möglich sei, werde die Verwaltung den Vereinsmitgliedern den Zutritt wieder gewähren, sichert Kattler zu. Noch sei allerdings offen, wann das der Fall sein wird. Lesen Sie auch Stadt sperrt Schießanlage der Schützen in Hülptingsen Von Mark Bode