Abiturientin Hanne Wöhler aus Burgwedel berichtet vom Schulalltag

In der Corona-Krise wird viel über die Schulen gesprochen. Aufmachen oder zulassen? Sind Masken im Unterricht zumutbar? Und wie soll überhaupt das Abitur funktionieren? Wir wollen eine Betroffene zu Wort kommen lassen. Hanne Wöhler (19) vom Gymnasium Großburgwedel berichtet in regelmäßigen Abständen von ihrem Weg zum Abitur unter Corona-Bedingungen. Hanne Wöhler berichtet vom ihrem Alltag: An der Situation hat sich für mich erst mal wenig geändert. Ich bin immer noch im Szenario B, gehe also zwei bis drei Tage in der Woche in die Schule. Wir haben vor Kurzem die Möglichkeit bekommen, uns von der Präsenzpflicht abzumelden. Ich habe mich aber dagegen entschieden, weil ich mich in der Schule recht sicher fühle. Wir sind 90 Leute im Jahrgang, von denen jeweils nur die Hälfte da ist. Außerdem tut mir der Rhythmus gut, wenigstens hin und wieder in die Schule zu gehen. Die meisten anderen haben sich auch so entschieden. Lesen Sie auch Folge 1 der Serie: So will Hanne Wöhler ihr Abitur in der Pandemie schaffen Was sich geändert hat: Es wurde entschieden, dass die Stufen zwölf und 13 im vierten Semester nur Klausuren in ihren Abi-Prüfungsfächern schreiben. In allen anderen Fächern zählt nur die mündliche Note. Für mich ist das eine große Entlastung, auch weil ich mündlich meistens gut bin. Anderen geht es da natürlich anders, manche hätten lieber Klausuren geschrieben. Aber es gibt auch die Möglichkeit, seine Note durch schriftliche Zusatzbeiträge zu verbessern. Je länger diese Situation dauert, desto mehr merke ich, wie sehr mir der Ausgleich fehlt und die Motivation darunter leidet. An den Tagen, an denen ich nicht in die Schule gehe, fällt es mir immer schwerer, pünktlich anzufangen und meine Aufgaben zu erledigen. Besonders schwer ist es dann, zusätzlich zu den Pflichtaufgaben auch noch fürs Abi zu lernen. „Ich weiß nicht, wer der Jahrgangsclown ist“: Wie anders unser Abi ist, merken wir gerade auch sehr stark an den Planungen zum ganzen Drumherum wie Abiball und Abibuch. Im Abibuch zum Beispiel gibt es traditionell immer Ranglisten, die auf Umfragen im Jahrgang basieren. Wer ist der größte Klassenclown? Wer kommt am häufigsten zu spät? Diese Ranglisten wollen wir gerade erstellen und merken dabei: Das geht fast gar nicht. Ich weiß nicht, wer der Jahrgangsclown ist, weil ich so viele Leute schon ewig nicht mehr gesehen habe und man viele deshalb gar nicht so richtig auf dem Schirm hat. Auch sonst wissen wir gar nicht, womit wir unser Abibuch überhaupt füllen können. Es gibt keine Fahrten, über die man schreiben könnte. Und fast keine gemeinsamen Bilder. Wir können ja nicht mal Kursfotos machen. Für den Abiball hatten wir schon vor Corona eine große Location gebucht. Die mussten wir vor Kurzem kündigen, weil es unrealistisch geworden ist, dass der Ball normal stattfinden kann. Aber wir sind noch ganz zuversichtlich, dass es zumindest eine abgespeckte Version geben kann, zum Beispiel größtenteils draußen oder mit einer stark begrenzten Anzahl an Gästen. Aber planen lässt sich das momentan nicht. Große Feier zum 18. Geburtstag, Zoom-Party zum 19. Wenn ich darüber nachdenke, wie wir Abiturienten durch die aktuelle Situation benachteiligt werden, denke ich: Das reine Lernen und der Unterricht funktionieren schon ganz gut, um die Prüfungen mache ich persönlich mir nicht so große Sorgen. Was aber fehlen wird, sind die Erinnerungen. Corona nimmt uns die gemeinsame gute Zeit. Im Februar 2020 konnte ich meinen 18. Geburtstag noch groß feiern, aus meinem Jahrgang waren etwa 40 Leute da. Mit vielen von denen habe ich seitdem quasi keinen Kontakt mehr, weil es ja nicht geht und man sich nicht mehr einfach so nebenbei trifft und quatscht. Gerade jetzt im Wechselmodell verliert man die Leute aus der anderen Gruppe vollkommen aus den Augen. Neulich hatten wir mal eine Videokonferenz mit einem kompletten Kurs. Es war allein schon komisch, die Stimmen aus der anderen Hälfte zu hören, weil die einem total unbekannt vorkamen. Das ist schon sehr schade. Es gab keine Weihnachtsfeiern, keine Abipartys. Nichts, woran man sich irgendwann mal gern zurückerinnern könnte. Vor ein paar Tagen bin ich 19 geworden. Ich habe meinen besten Freunden jeweils ein Paket mit einer Flasche Wein und ein paar Snacks vorbeigebracht, und dann haben wir eine Zoom-Party gefeiert. Nicht das Gleiche, aber besser als nichts. Von Yannick von Eisenhart Rothe