Baum des Jahres 2021: Die Stechpalme gibt es auch in Burgwedel

„Der Baum war auch wirklich mal dran“, sagt der Fuhrberger Revierförster Lucas Kubel zur Entscheidung, die Stechpalme zum Baum des Jahres 2021 auszurufen. Vor wenigen Tagen gab die Jury der Stiftung Baum des Jahres ihre Entscheidung bekannt. Auch wenn es der Name vielleicht nicht vermuten lässt, die Pflanze ist auch hier heimisch, wie Kubel bei einem Gang durch die Burgwedeler Wälder erklärt. Für die Germanen ein mystischer Baum: Obwohl viele die Stechpalme aufgrund des Namens eher in südlichen Gefilden verorten würden, ist sie „ein mittel- und südeuropäischer Baum, mit einer ganz langen Geschichte in unserer Region“, sagt Kubel. Schon die Germanen – so der Förster weiter – verehrten den Baum. „Für sie war er ein Symbol der Fruchtbarkeit.“ Ausschlaggebend hierfür dürfte eine Besonderheit der Pflanze gewesen sein. Sie trägt auch im Winter Blätter und Früchte. „Beide sind leicht giftig und nicht für den Verzehr geeignet“, betont Kubel. Das allerdings schreckt Tiere augenscheinlich nicht ab. Also hat die Stechpalme einen anderen Schutz entwickelt, um ihre Blätter gegen Rehe, Hirsche und andere Waldbewohner zu verteidigen. Stachelige Blattränder sollen allzu gierige Tiere fernhalten, zumindest in einem Bereich knapp über dem Waldboden. Denn: „Ab einer Höhe von drei Metern verschwinden die stacheligen Blätter, und die Stechpalme trägt Laub, das ausschaut wie bei vielen anderen Bäume auch – mit einer ganz normalen ovalen Blattform. Und wo findet sich die Stechpalme? „Eigentlich überall“, antwortet Kubel. „Aber es gibt bei uns keine Bereiche, in denen der Baum auf größeren zusammenhängenden Flächen wächst.“ Dabei scheint er schon seit Jahrhunderten in den Burgwedeler Wäldern heimisch zu sein. Darauf deuten alte Flurbezeichnungen hin. „Ein Teil des Sprillgeheges trägt den Namen ,Im Hülsen‘“, erläutert der Förster. „Hülsen ist neben Ilex ein alter Name für die Stechpalme.“ Und damit dürfte auch ein Flurstück östlich von Fuhrberg seinen Namen der wehrhaften Pflanze verdanken – dort gibt es das Hülsufer. Harry Potters Zauberstab aus Stechpalme gefertigt: Wirtschaftlich spielt die Stechpalme keine Rolle, weder in Burgwedel noch anderswo. Obwohl die Stämme aus einem harten, rötlichen Holz sind, werden daraus weder Möbel hergestellt oder andere Sachen gefertigt. Bis auf eine Ausnahme: Glaubt man der britischen Autorin Joanne K. Rowling, dann wurde Harry Potters Zauberstab von Garrick Ollivander aus ebendiesem Holz erschaffen, sagt Kubel mit einem Augenzwinkern. Sogar im Mekka der Filmindustrie hat die Stechpalme ihre Spuren hinterlassen. „Im Englischen trägt die Stechpalme den Namen Holly“, erläutert Kubel. „Und Wald heißt ja bekanntlich Wood. Übersetzt man Hollywood ins Deutsche, dann heißt das nichts anderes als Stechpalmenwald.“ Und tatsächlich, Amerika gehört eigentlich nicht zum Ausbreitungsgebiet des Baumes, aber in Kalifornien wird die Stechpalme auf einer Liste der invasiven Arten geführt, vor etlichen Jahren eingeschleppt und dann verwildert. Baum in und um Burgwedel suchen: Alles in allem sei die Stechpalme ein sehr interessanter Baum, findet Kubel. Es lohnt sich also, einmal in unseren Wäldern auf die Suche nach ihm zu gehen. „Eigentlich ist er fast überall zu finden, wenn auch nur vereinzelt zwischen anderen Gehölzen“, sagt Kubel. Waldbesucher bräuchten also etwas Geduld, um den Baum des Jahres 2021 in und um Burgwedel zu entdecken. Von Thomas Oberdorfer