Burgwedel: Inventur im Einzelhandel: Beim Zählen von Hundeleckerli ist Geduld gefragt

Für den Einzelhandel sind die Tage um den Jahreswechsel traditionell die Zeit des großen Zählens. Ob sie Liköre verkaufen oder Nägel – Handels- und Steuergesetz schreiben Unternehmern, die im Handelsregister eingetragen sind, einmal im Jahr eine Inventur vor, sofern sie zur Bilanz verpflichtet sind. Zoohandlung macht Inventur freiwillig: Nur Einzelkaufleute, deren Umsatz unter 600.000 Euro liegt oder deren Gewinn 60.000 Euro pro Jahr unterschreitet, müssen keine Inventur für ihren Laden vorlegen. Dazu gehört etwa Heike Lindner-Heinrich. Die 54-jährige Kauffrau betreibt seit acht Jahren in der Großburgwedeler Von-Alten-Straße die Zoohandlung. Aber sie will trotzdem erfahren, was sie im Laden alles hat und zählt fleißig. „Ich mache die Inventur für mich“, sagt die Inhaberin des Geschäfts. Lindner-Heinrich will wissen, ob alles seine Ordnung hat, und ob möglicherweise bestimmte Artikel gestohlen wurden. Um das herauszufinden, dafür sei eine Inventur perfekt. Am Montag fängt sie mit dem großen Zählen während der Geschäftszeit an und macht nach Feierabend zusammen mit ihrer Mitarbeiterin weiter. Verschiedenste Hundeleckerlis, Katzenbäume, Tierspielzeug und bunte Leinen: Lindner-Heinrich nimmt dabei jeden Artikel in die Hand und trägt den Bestand in einer Liste ein. Dosenfutter zu zählen sei nicht ganz so aufwendig. Anders ist das bei abgepackten Hundekeksen mit unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen: Die werden wieder aus der Tüte herausgenommen und nach Sorten getrennt Stück für Stück erfasst. „Da muss man schon Geduld haben.“ Kauffrau zählt 8201 Artikel: Insgesamt 8201 Artikel hatte Lindner-Heinrich im vergangenen Jahr in ihrem 70 Quadratmeter großen Laden gezählt. In diesem Jahr werden es ihrer Einschätzung nach in etwa wieder so viele sein. Gern würde sie noch mehr Waren anbieten – zum Beispiel große Katzenbäume. „Aber dafür habe ich keinen Platz mehr – ich muss schon unter die Decke stapeln“, sagt die Besitzerin von zwei Mischlingshunden. Gleich gegenüber hat Behcet Zengil sein Bekleidungsgeschäft MyWay. Der 38-Jährige müsste ebenfalls keine Inventur machen. „Ich tue es trotzdem“, sagt der Händler, der in der Fußgängerzone seit acht Jahren ansässig ist. „Dadurch erfahre ich, wie viele Artikel in den vergangenen zwölf Monaten verkauft worden sind“, begründet Zengil das Zählen seiner Ware. Galloneninhalt wird geschätzt: Corinna Möller, Filialleiterin von Le Sommelier an der Von-Alten-Straße, muss den Bestand zählen: Dazu gehören diverse Weinflaschen, Weingläser und auch italienische Pasta. Besondere Sorgfalt ist bei dem kostbaren Inhalt in den Gallonen vonnöten. In ihnen werden Öl, unterschiedliche Whiskysorten, Liköre und Obstbrände angeboten. Um den Inhalt zu schätzen, braucht man Erfahrung und ein gutes Auge, sagt die Filialleiterin nach getaner Arbeit. Raiffeisen-Warengenossenschaft macht Inventur im Sommer: Jeden Artikel muss auch die Raiffeisen-Warengenossenschaft in Großburgwedel zählen. Allerdings orientiert sich das Geschäft an der Thönser Straße dabei an dem landwirtschaftlichen Kalenderjahr. „Wenn die Bauern ihren Jahresabschluss am 30. Juni machen, zählen wir auch unseren Bestand im Laden und im Lager“, sagt Michael Scopp von Raiffeisen. Alle acht Mitarbeiter seien an der Inventur beteiligt, berichtet Mitarbeiterin Ute Green. Die Artikel werden zum Teil eingescannt, aber auch aufgeschrieben. „Nägel zählen mag nicht jeder“, sagt Green. Von Katerina Jarolim-Vormeier