Burgwedel: Spielwarengeschäft Krusekinder droht das Aus

Das Schild hat gerade einmal die Größe eines DIN-A4-Blattes: „Keine Gutscheine! Aufgrund des vorläufigen Insolvenzverfahrens dürfen wir KEINE Gutscheine annehmen und KEINE Gutscheine verkaufen.“ Der Hinweis ist seit Kurzem im Schaufenster des Spielwarengeschäftes Krusekinder, Am Markt 15, in Großburgwedel zu finden. Er weist auf die ungewisse Zukunft des alteingesessenen Ladens hin. Als eines der ersten Unternehmen im Ort könnte es Opfer der Corona-Krise werden. Krusekinder gehört zur Kanz Financial Holding: Dabei laufen die Geschäfte eigentlich gut. Gleich mehrere Generationen Burgwedeler Kinder spielten mit Bauklötzen, Puppen und Spielzeugautos aus dem Laden. Vor eineinhalb Jahren verkaufte ihn der damalige Firmeninhaber an die Firma Kurtz, selbst ein Traditionsgeschäft mit Sitz in der Stuttgarter Innenstadt. Das wiederum ist aber auch nicht selbstständig, sondern Bestandteil der Kanz Financial Holding (KFH) aus Pliezhausen, einem kleinen Ort in Baden-Württemberg. Die ist nun in finanzielle Schieflage geraten und meldete Insolvenz an. Unter dem Motto „Alles rund ums Kind“ vertreiben die Unternehmen der Firmengruppe „weltweit Bekleidung, Accessoires und Spielzeug für Babys, Kinder und Teens“, wie es in einer Mitteilung von Rechtsanwalt Tobias Wahl heißt. Er wurde vom Amtsgericht Tübingen zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Insolvenzverwalter sucht Investoren: „Endgültiger Auslöser der Insolvenzanträge sind unter anderem die massiven Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die KFH“, erklärt Wahl. Sein Ziel ist es, „die Kanz-Unternehmensgruppe an der Seite eines neuen Investors in eine erfolgversprechende Zukunft zu führen.“ Die Gespräche mit potenziellen Interessenten stünden noch am Anfang, heißt es in einer am 7. Mai herausgegebenen Pressemitteilung der Agentur dictum media. Sie hat die Pressearbeit für den Insolvenzverwalter und die KFH übernommen. Die ungewisse Zukunft von Krusekinder bedauert auch Stefan Müller, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Großburgwedeler Kaufleute. „Bislang sind die Burgwedeler Betriebe ganz gut durch die Corona-Krise gekommen. Wir hoffen, dass das so bleibt“, sagt er und geht davon aus, dass auch Krusekinder „in irgendeiner Form eine Zukunft in Großburgwedel hat“. Dass das Geschäft derzeit keine Gutscheine mehr annimmt, ist im Insolvenzrecht begründet und keine eigene Entscheidung. „Mit Eröffnung des Verfahrens dürfen die betroffenen Firmen diese nicht mehr einlösen. Das schreibt der Gesetzgeber vor. Nur so kann die Gleichbehandlung aller Gläubiger in dem Verfahren gewährleistet werden“, erklärt Pietro Nuvoloni, Mitarbeiter von dictum media. 420 KFH-Mitarbeiter fürchten um ihre Jobs: Wie es nach der derzeit noch laufenden vorläufigen Insolvenz weitergeht, ist vollkommen offen. Die fünf Mitarbeiter von Krusekinder hoffen in den kommenden Tagen auf eine positive Nachricht von Rechtsanwalt Wahl. Gegenüber dieser Zeitung möchten sie sich nicht zu dem laufenden Verfahren äußern. Mit ihnen fürchten weitere 415 KFH-Mitarbeiter um ihre Jobs. Das tägliche HAZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Hannover täglich gegen 6 Uhr im E-Mail-Postfach. Lesen Sie auch: Bewegung in den Top-Lagen in der City Kaufmannschaft will Burgwedel attraktiver machen Stadt will schnell ins Förderprogramm Von Thomas Oberdorfer