Burgwedel: Stimmerei von Eva Scharpenberg war lange geschlossen

Viele Jahre lang hat Eva Scharpenberg auf ihren Traum hingearbeitet. Mit der Eröffnung ihrer Stimmerei an der Von-Alten-Straße 4 in Großburgwedel hatte sich die Sängerin diesen Ende 2019 erfüllt. „Ich wollte schon immer einen Workshop für Gruppen anbieten“, sagt die 39-Jährige. „So kann ich auch die Leute zum Singen bringen, die keinen Einzelunterricht möchten.“ Als freiberufliche Sängerin und Gesangspädagogin betreibt sie aber nicht nur die Stimmerei, sondern arbeitet für mehrere Chöre als Stimmbildnerin und gibt selbst Konzerte. Für 2020 war sie komplett ausgebucht. Doch dann kam der Lockdown wegen der Corona-Pandemie. Stimmerei musste lange schließen: Für Scharpenberg begann damit eine schwierige Zeit. „Von einem auf den anderen Tag konnte ich meinen Beruf nicht mehr ausüben“, sagt sie rückblickend. „Das war unheimlich frustrierend.“ Gerade die Unsicherheit, ob und wann sie ihre Stimmerei wieder öffnen kann, hat sie traurig gemacht. Hinzu kam die Angst vor einer Erkrankung mit dem Coronavirus und deren Folgen. „Im schlimmsten Fall wäre ich danach berufsunfähig“, sagt die Sängerin. Viel Zeit zum Nachdenken blieb der 39-Jährigen aber nicht. Denn aufgrund des Lockdowns blieben auch ihre Kinder den ganzen Tag zu Hause. Da ihr Mann Vollzeit arbeitet und seine Zeit nur gering reduzieren konnte, kümmerte sich Scharpenberg um ihre drei gemeinsamen Jungen. Die Arbeit in der Stimmerei blieb dadurch lange liegen. „Entweder durfte ich nicht unterrichte, oder wir hatten keine Betreuung für unsere Kinder.“ Genug Anfragen für ihr Angebot habe sie aber dennoch bekommen. „Das freut mich auch riesig.“ Einen Grund für die hohe Nachfrage erklärt sich Scharpenberg so: „Viele haben durch diese Zeit vielleicht gemerkt, dass sie schon immer einmal singen wollten.“ Zudem ist sie sich sicher, dass die Musik einen gut durch Krisen bringt – sowohl körperlich als auch psychisch. Stimmerei ist gut vorbereitet: Schon bald möchte die ausgebildete Opernsängerin ihre Leidenschaft zur Musik auch wieder an ihre Schüler weitergeben. Um den Einzelunterricht fortzusetzen, hat Scharpenberg bereits Vorkehrungen getroffen. Neben großen Fenstern zum Lüften hat sie ihre Räumlichkeiten aufgeteilt: Das Klavier zur musikalischen Begleitung steht in der einen Ecke des Raumes, der Stuhl samt Notenständer in der anderen. „Durch die Größe des Raumes muss ich zum Glück auch keine Trennwand aufstellen“, sagt die 39-Jährige. Dies hätte die Arbeit um einiges erschwert. Nah ran kann Scharpenberg durch die Hygiene- und Abstandsregelungen aber dennoch nicht. Daher erfolgt die Kontrolle der Gesangstechnik zum Teil auch über den großen Spiegel im Raum. Pause zwischen zwei Schülern: Ihre erste Unterrichtsstunde unter den neuen Auflagen hat Scharpenberg gut gemeistert. Der weitere Einzelunterricht soll allerdings erst nach den Sommerferien wieder starten. Damit sich die Gesangsschüler in ihrer Stimmerei dann nicht begegnen und sie genug Zeit hat, ihre Räumlichkeiten zwischen den Stunden zu desinfizieren und durchzulüften, hat sie zwischen ihren Stunden auch extra eine Pause von 15 Minuten eingeplant. Noch muss die Sängerin aber hoffen, dass sie ihren Unterricht auch wie geplant durchführen kann. Denn der Erlass, dass Musikunterricht gegeben werden darf, gehe zunächst nur bis zum 31. August. „Ich hoffe, dass er verlängert wird und die Fallzahlen nicht wieder drastisch steigen.“ Stimmerei setzt auch auf Onlinekurse: Neben der Vorbereitung auf den Einzelunterricht beschäftigt sich die 39-Jährige nun auch mit der Überarbeitung ihres Konzepts für die Workshops. Fest steht schon jetzt, dass sie die maximale Teilnehmerzahl von 16 auf vier Personen reduzieren muss. „Anders geht es nicht wegen der Abstandsregelung.“ Einige Ideen für neue Angebote hat Scharpenberg aber dennoch schon. „Vielleicht biete ich auch einen Workshop für die gesamte Familie oder Wohngemeinschaften an“, sagt die Sängerin. „Die Ansätze sind aber noch nicht ausgereift.“ Zusätzlich dazu plant sie auch Onlinekurse. „Diese möchte ich langfristig über die nächsten Jahre als Alternative anbieten.“ Dabei stellt sich die Sängerin aber eine Mischung aus Online- und Präsenzunterricht vor. „Singen ist etwas sehr Persönliches.“ Zudem sei vieles per Videochat nicht gut umsetzbar. Sängerin fängt neu an: Damit Scharpenberg alles so umsetzten kann, wie sie es sich vorstellt, steht nun einiges an Arbeit an. „Ich fange jetzt komplett neu an“, sagt sie. „Und ich glaube auch, dass ich es wieder schaffen werde.“ Viel Kraft zieht sie aus der Vorfreude ihrer Schüler auf den Gesangsunterricht. Eines steht für Scharpenberg trotz der schwierigen Situation aber fest: „Mir geht es gut. Es gibt viele, die es noch schlimmer getroffen hat.“ Lesen Sie auch Kommunen fördern Musikschule auch weiterhin Oratorienchor Burgwedel plant Jubiläumskonzert trotz Corona Shanty-Chor Isernhagen bringt Herbert Bade ein Ständchen Von Lisa Höfel