Burgwedel: Verein Education Matters hilft Patenkindern in Uganda erstmals auch mit Essen

Um verwaisten und verarmten Kindern und Jugendlichen in Uganda eine Schul- und Berufsausbildung zu ermöglichen, gründeten junge Leute aus Burgwedel im Jahr 2013 den Verein Education Matters. Für rund 40 Jungen und Mädchen übernimmt dieser mittlerweile mithilfe fester Patenschaften und von Einzelspenden das Schulgeld samt der Unterkunftskosten. 2020 aber stand wegen der Corona-Pandemie erstmals nicht die Ausbildung an allererster Stelle – sondern das schlichte Überleben der Familien der Schützlinge in der ugandischen Hauptstadt. Während der ersten Welle der Pandemie im Frühjahr hatte der 44-Millionen-Staat Uganda eine Ausgangssperre verhängt. Individualverkehr wurde verboten, nur noch „wesentliche Dienstleister“ wie Ärzte oder Bankangestellte durften weiter ihrer Arbeit weiter nachgehen. Für 15 der Patenkinder bedeutete das nicht weniger als den Totalausfall des Familieneinkommens. „Sie konnten sich keine Nahrung mehr leisten“, berichtet Vereinsgründer Mark Ballandies. Bohnen und Reis kommen per Motorradtaxi: Eine Herausforderung für das neunköpfige Kernteam von Education Matters, das fast komplett aus (ehemaligen) Burgwedelern besteht und sich normalerweise allmonatlich zu einer Skype-Konferenz zusammenschaltet. Ad hoc wurde ein „Not-Topf“ eingerichtet. Daraus konnte Sozialarbeiterin Victoria, die sich als Angestellte des Vereins vor Ort in Kampala um die Schützlinge kümmert, Reis und Bohnen und weitere Grundnahrungsmittel en gros einkaufen. Für die Verteilung setzte sie Motorradtaxis ein, für die das Corona-Fahrverbot nicht galt. Finanziert wurde die Nahrungsmittelhilfe aus Spenden, die der Verein aufgrund eines Aufrufs via E-Mail erhielt. Weil auch die Schulen geschlossen blieben, organisierte die Sozialarbeiterin private Lehrkräfte, die sicherstellten, dass alle Education-Matters-Patenkinder zumindest stundenweise Heimunterricht bekamen. Infektionszahlen steigen: Dass in den vergangenen Wochen die Infektionszahlen in Uganda wieder stärker zunehmen, verfolgt der Hilfsverein mit Sorge, zumal nach Aussage des Auswärtigen Amtes einer der regionalen Hotspots der Pandemie die Hauptstadt Kampala ist. „Wenn es den Familien wieder schlechter gehen sollte, sind wir bereit zu helfen“, erklärt Ballandies auf Anfrage. Vor zehn Jahren fing alles an: Daran, dass die humanitäre Hilfe aus Burgwedel seit genau zehn Jahren ohne Umwege in Uganda ankommt, ist auch diese Zeitung nicht ganz unbeteiligt. Anno 2010 und 2011 hatte Mark Ballandies als frisch gebackener Abiturient des Großburgwedeler Gymnasiums in einer Artikelserie über seinen Freiwilligendienst in dem zwischen Ost- und Zentralafrika gelegenen Land berichtet – so auch über die von ihm organisierte Weihnachtsfeier in der Divine School in Kampala. Viele Leser aus Burgwedel und Umgebung unterstützen seitdem mit Spenden und Patenschaften das Hilfsprojekt des Wettmarers und seiner Mitstreiter, die drei Jahre später gemeinsam den Education Matters e.V. aus der Taufe hoben. Gründer lebt in der Schweiz – engagiert sich aber weiter: Ballandies selbst lebt mittlerweile in Zürich und ist Doktorand an der dortigen Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH). Unter anderem hat auch sein Vater Jörg während der vergangenen Jahre mit Reisen nach Uganda den direkten Draht zu den unterstützten Einzelprojekten gehalten. Die Idee, die Arbeit in Kampala weiter auszuweiten und dabei ehemalige Education-Matters-Schützlinge einzubeziehen, bleibe trotz Corona auf der Tagesordnung des Vereins, erklärt sein Sohn. Wer sich für die Arbeit interessiert oder diese unterstützen möchte, findet mehr Informationen im Internet unter www.edu-matters.org. Von Martin Lauber