Corona in Burgwedel: Impfung startet im ersten Seniorenheim

Es ist ein Moment, auf den viele Menschen seit Monaten hoffen: Am Mittwochmorgen werden die ersten Menschen in Burgwedel gegen das Coronavirus geimpft. Um 9 Uhr soll ein mobiles Impfteam des Impfzentrums der Region Hannover am Senioren- und Pflegeheim Am Kiefernpfad in Thönse damit beginnen, Bewohnerinnen, Bewohner und Pflegepersonal zu impfen. Die Leiterin des Pflegeheims in Thönse, Cornelia Rockahr-Friedrich, ist erleichtert darüber, dass es jetzt losgehen soll. Die Vorbereitung der Impfungen war für sie und ihr Team mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden – und verlief nicht ohne Pannen. Am 28. Dezember sei sie vom Impfzentrum dazu aufgefordert worden, einen Datensatz über impfwillige Senioren und Mitarbeiter zu erstellen. Neben einer Einwilligungserklärung müsse ein Aufklärungsblatt unterschrieben werden. Außerdem benötige man für jede Person ein medizinisches Datenblatt mit Diagnosen und verabreichten Medikamenten. Rockahr-Friedrich musste auch die Mitarbeiter erreichen, die krank oder im Urlaub waren. „Wir haben bis Dienstagmittag geackert wie die Blöden.“ Datenübertragung ans Impfzentrum blockiert: Der Datensatz sollte dann passwortgeschützt per E-Mail an das Impfzentrum Hannover übertragen werden. Der Mailversand klappte aber nicht. „Obwohl ich extra einen Computerfachmann habe kommen lassen“, sagt Rockahr-Friedrich. Mit dem Problem war das Team des Thönser Pflegeheims nicht allein. In der ganzen Region hakte die Datenübertragung an das Impfzentrum, zum Beispiel auch in Laatzen. Grund dafür war offenbar die Firewall der städtischen E-Mail-Server, die die Übertragung der verschlüsselten Datensätze blockierte. „Es gibt Probleme mit der Datenübermittlung, und wir versuchen, diese zu lösen“, bestätigte Michael Hintz, Sprecher der für die Organisation des Impfzentrums zuständigen Feuerwehr Hannover, der HAZ. Am 4. Januar, eine Woche nach der Bitte um Übermittlung der Daten, bekam das Thönser Pflegeheim dann eine neue Anleitung zugeschickt. Mit der klappte es, kurze Zeit später stand der Termin. Mehrzahl der Berechtigten will geimpft werden: Die Impfbereitschaft im Thönser Pflegeheim ist hoch. Von 32 Bewohnerinnen und Bewohnern haben sich 31 für die freiwillige Impfung entschieden. Auch das Personal werde sich mehrheitlich impfen lassen, sagt Rockahr-Friedrich. Einige könnten den kurzfristigen Termin wegen Krankheit oder Urlaub nicht wahrnehmen, andere Beschäftigte arbeiten auch in anderen Einrichtungen und werden dort geimpft. „Ein paar Mitarbeiter wollen auch noch abwarten und Rücksprache mit ihrem Arzt halten“, sagt Rockahr-Friedrich. Weiter auf einen Termin warten muss das Seniorenpflegeheim Lindenriek in Kleinburgwedel. „Wir warten täglich auf den Anruf“, sagt Geschäftsführer Nils Wöhler. Er hofft, dass die Impfung den Bewohnern und dem Personal ein Gefühl von größerer Sicherheit zurückgibt. „Sonst wird sich für uns erst mal nicht so viel ändern, die Hygieneregeln bleiben bestehen“, sagt Wöhler. Auch dort hat sich die Mehrheit der Berechtigten für eine Impfung entschieden. Von 122 Bewohnern wollen sich 108 impfen lassen. Beim Personal haben sich 97 von 145 Personen dafür entschieden. Lokales Infektionsgeschehen hat keinen Einfluss auf die Terminvergabe: Welches der 178 Altenheime in der Region Hannover wann geimpft wird, wird auf der Basis einer Einschätzung der Heimaufsichten von Stadt und Region entschieden. Dabei spiele es keine Rolle, wer zuerst Bedarf angemeldet habe oder wie hoch der Inzidenzwert der jeweiligen Kommune sei, teilt Regionssprecher Christoph Borschel mit. „Die Heimaufsichten haben sich unter anderem für eine Priorisierung im gerontopsychiatrischen Bereich entschieden, da hier die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregelungen besonders anspruchsvoll umzusetzen ist.“ Zunächst kein Anrecht auf einen Besuch vom Impfteam haben Seniorinnen und Senioren, die im Wohnpark Burgwedel leben. „Wir sind kein Heim, sondern eine Anlage für betreutes Wohnen. Deshalb haben wir rechtlich momentan keinen Anspruch,“ sagt Geschäftsführer Frank Scharpenberg. Er will sich allerdings mit dem Gesundheitsamt in Verbindung setzen und versuchen, trotzdem einen Termin zu organisieren. „Wir haben hier 110 ältere Leute auf einem Fleck.“ Es wäre seiner Meinung nach sinnvoll, die Impfung zentral vor Ort durchzuführen und die Menschen nicht ins Impfzentrum zu schicken. Von Yannick von Eisenhart Rothe