Erste Corona-Impfungen in Burgwedel: 31 Senioren lassen sich in Thönse immunisieren

„Das wird jetzt ein bisschen kalt, und dann kommt ein kleiner Pieks.“ Im ruhigen Ton erklärt Cagatay Tütuncü der Seniorin Irmtraud Wojke was nun passieren wird. Dann sticht das Mitglied des mobilen Impfteams aus Hannover vorsichtig mit der dünnen Nadel zu. Die 85-Jährige nimmt’s gelassen. Sie ist die erste Bewohnerin des Thönser Senioren- und Pflegeheims Am Kiefernpfad, die sich gegen das Corona-Virus impfen lässt. Und damit ist sie auch die Erste, die überhaupt in Burgwedel den Schutz erhält. Ein Impfteam – organisiert von der Feuerwehr Hannover – rückte am Mittwochmorgen an, um Bewohner und Mitarbeiter der Einrichtung zu immunisieren. 68 Spritzen setzte Cagatay Tütüncü im Laufe mehrerer Stunden. Von den 31 Bewohnern, die am Mittwoch im Senioren- und Pflegeheim anwesend waren, ließen sich alle impfen – und obendrein auch ein Großteil der Mitarbeiter. „Das ist bei uns wie in einer Familie“, erklärte Pflegedienstleiterin Annette Klüppel. „Da machen alle mit.“ Und sie berichtete von Gesprächen, die sie vorab mit Heimbewohnern führte. Viele erklärten ihr: „Wenn ihr euch impfen lasst, dann machen wir das natürlich auch.“ Ganz so groß war die Zustimmung bei einigen Alltagsbetreuern allerdings nicht. „Sieben von ihnen wollten sich nicht impfen lassen“, berichtete Pflegeheimleiterin Cornelia Rockahr. Viel Arbeit vor der ersten Spritze: Um die für die Impfungen notwendigen Unterlagen kümmerte sie sich persönlich. „Die Chefin ist bei solchen Sachen ganz fix“, lobte Klüppel ihre Vorgesetzte. Und die hatte einiges zu tun. Fast alle Bewohner leiden an Demenz, haben einen Betreuer. Die mussten alle kontaktiert werden und ihr Einverständnis schriftlich geben. Bereits vor Weihnachten begann Rockahr damit, die notwendigen Erklärungen einzuholen. „Das war jede Menge Arbeit über die Feiertage“, berichtete sie. Gleich nach Impfbeginn gab es ein dickes Lob für die Pflegeheimchefin Rockahr. „So gut wie hier war noch in keiner anderen Einrichtung die Impfung vorbereitet“, lobte Impfteamleiter Werner Hapke. „Alle Unterlagen sind komplett ausgefüllt, alle notwendigen Unterschriften liegen vor. Alles fertig.“ Sogar die Temperatur aller Impfkandidaten hatten die Pflegerinnen direkt vor der Impfung noch einmal gemessen. Knapper Impfstoff: Zum Ende hin wurde sogar der Impfstoff knapp. Der Grund: Rockahr hatte am Dienstag noch einige Mitarbeiter nachgemeldet, die sich stundenweise um die Sauberkeit im Haus kümmern. „Das war so mit der Region abgesprochen“, erklärte sie. „Ich hatte erst spät erfahren, dass sich diese auch impfen lassen können. Darum die Nachmeldung.“ Aber die E-Mail erreichte nicht mehr rechtzeitig die zuständigen Stellen. Wirklich leer ging dann aber nur einer aus – für Pflegeheimchef und Ortsbürgermeister Heinz-Theo Rockahr war letztlich keine Impfdosis mehr da. Er soll diese nun Ende Januar erhalten. Dann rückt das Impfteam aus Hannover wieder an, um den am Mittwoch geimpften Personen die notwendige zweite Dosis zu verabreichen. Auch wenn manche Bewohner und Mitarbeiter nach der Impfung nun auf schnelle Lockerungen hoffen: Mit denen ist vorerst nicht zu rechnen. „ Es wird keine Änderungen an unseren Vorsichtsmaßnahmen geben“, erklärte Cornelia Rockahr. „Dafür ist es viel zu früh. Wir sind bislang mit einem blauen Auge durch die Pandemie gekommen. Lediglich eine Mitarbeiterin aus der Küche infizierte sich mit dem Virus – sonst niemand in unserem Pflegeheim. Und so soll es auch bleiben.“ Im Kleinburgwedeler Seniorenheim Lindenriek wartet man derweil weiter auf einen Anruf aus Hannover. „Alle Unterlagen sind eingereicht, hier könnte sofort geimpft werden“, erklärte Lindenriek-Geschäftsführer Nils Wöhler. „Stand Mittwochnachmittag haben wir noch nichts von dem Impfteam gehört.“ Von Thomas Oberdorfer