Feuerwehr Burgwedel: Stadtbrandmeister Ingo Motl im Interview

Wenn es brennt, sind sie zur Stelle. Daran hat sich nichts geändert: Der Alltag von freiwilligen Feuerwehren besteht aber aus mehr als Einsätzen. Versammlungen, Übungen, soziale Aktivitäten gehören genauso dazu. All das wird durch die Corona-Pandemie momentan stark eingeschränkt. Der Burgwedeler Stadtbrandmeister Ingo Motl berichtet im Gespräch, wie die Feuerwehren damit umgehen. Herr Motl, eigentlich halten Feuerwehren zum Jahresanfang ihre Jahresversammlungen ab. In diesem Jahr geht das nicht wie gewohnt. Wie gehen Sie damit um? Alle Präsenzveranstaltungen mussten aufgrund der geltenden Kontaktbeschränkungen natürlich erst mal auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Wir fahren auf Sicht und hoffen, dass sich die Lage entspannt und wir die Versammlungen zu einem späteren Zeitpunkt nachholen können. Ich rechne momentan aber nicht damit, dass das im ersten Halbjahr 2021 möglich sein wird. Viele andere Veranstaltungen werden ins Internet verlagert. Kommt das für die Jahresversammlungen der Feuerwehren auch in Frage? Für Freiwillige Feuerwehren sind diese Jahreshauptversammlungen eigentlich immer das Highlight des Jahres. Da werden Ehrungen von besonders verdienten Feuerwehrleuten und Beförderungen vorgenommen. Noch viel wichtiger ist aber die soziale Komponente: Man kommt zusammen, pflegt Kontakte und hat einen schönen Abend. Nicht nur mit aktiven Feuerwehrleuten, sondern auch mit Alterskameraden und Freunden der Wehr. Das lässt sich meines Erachtens nicht durch eine Onlinekonferenz ersetzen. Deshalb kommt das für uns in Burgwedel erst mal nicht in Betracht. Auch sonstige Treffen und Übungen müssen im Moment ausfallen. Welche Probleme bringt das mit sich? Um die technische Ausbildung unserer Feuerwehrleute mache ich mir momentan keine großen Sorgen, da sind wir auf einem sehr guten Stand. Auch hier fehlt eher das Soziale. Man probt bei Übungen nicht nur, man unterhält sich auch, sitzt danach noch zusammen. Diese Kameradschaft macht Feuerwehr für mich zu einem großen Teil aus. Ein weiteres Problem gibt es bei der Außenwirkung. Wenn wir in der Öffentlichkeit üben, sehen das die Menschen und sprechen uns an. Manche interessieren sich dann so dafür, dass sie sich vielleicht entscheiden, selbst mal mitzumachen. Auch das fällt gerade weg. Je länger die derzeitige Situation andauert, desto größer wird das Problem werden. Wenn die soziale Komponente dauerhaft fehlt, befürchte ich, dass es auch vermehrt zu Austritten kommen könnte. Der Großburgwedeler Ingo Motl ist seit 2015 Stadtbrandmeister von Burgwedel und damit der ranghöchste Feuerwehrmann der Stadt. Bei der Freiwilligen Feuerwehr ist der 62-Jährige schon seit 1978. Seine erste Amtszeit als Stadtbrandmeister dauert noch bis August 2021. In Großburgwedel und Engensen sollten jetzt eigentlich neue Ortsbrandmeister gewählt werden, in Fuhrberg und Wettmar ihre Stellvertreter. Wie gehen Sie damit um? Das wird im Moment noch diskutiert. Die Tendenz geht aber dahin, die Wahlen aufzuschieben, bis wir die Jahreshauptversammlungen nachholen können. Wir haben da noch keinen Druck, die Dienstzeiten der aktuellen Amtsinhaber können kommissarisch verlängert werden. Meine Meinung dazu ist, dass die scheidenden Personen eine vernünftige Verabschiedung verdient haben. Deshalb sollten wir abwarten, bis das auch möglich ist. Von Yannick von Eisenhart Rothe