Nach Corona-Stopp: Amtsgericht Burgwedel verhandelt wieder

Diese Nachricht über die Lockerung einer Corona-Einschränkung mag vielleicht nicht alle freuen. Gerade mancher Straftäter hätte sich sicher einen späteren Termin gewünscht. Aber: Ab Montag, 27. April, wird am Amtsgericht in Burgwedel wieder verhandelt. Strafrichter und Amtsgerichtsdirektor Michael Siebrecht wird persönlich an seinem ersten Verhandlungstag am Donnerstag, 30. April, gleich in sechs Fällen Recht sprechen. Gericht verhandelte sechs Wochen lang nicht: „Endlich geht es wieder los“, sagt Siebrecht. Sechs Wochen lang wurde in dem schmucken Gerichtsgebäude neben dem alten Jagdschloss nicht mehr verhandelt. „Da ist eine Menge liegen geblieben, wir schieben jetzt einen größeren Berg vor uns her“, erklärt er die Auswirkungen, die die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Absagen von Terminen für sein Gericht hatten. Aber auch das ist klar: „So wie es vorher war, wird es so schnell nicht wieder sein“, sagt er und kündigt einige Schutzmaßnahmen für Besucher und Mitarbeiter des Gerichtsgebäudes an. Es wird weiterhin öffentlich verhandelt. Aber die Anzahl der Zuschauerplätze wurde drastisch reduziert. Siebrecht ließ mehr als 40 Stühle aus dem großen Sitzungssaal entfernen. Konnten früher bis zu 50 Personen einen Prozess verfolgen, so sind es nach den Umbaumaßnahmen nur noch acht. Allerdings: Wirklich treffen wird diese Beschränkung kaum jemanden. Bislang wohnten nur in den seltensten Fällen einmal mehr als acht Besucher einer Verhandlung bei. Die Stühle wurden zudem weit auseinandergerückt. „Wir achten darauf, dass überall der Abstand von mindestens 1,50 Meter gewahrt bleibt. Wo es irgend geht, sogar zwei Meter.“ Plexiglas schützt Prozessbeteiligte: Darüber hinaus sollen Plexiglasscheiben vor einer Ansteckung schützen. So sitzt künftig der Protokollführer hinter solch einem Schutz, da er beispielsweise Kontakt mit Zeugen hat, wenn diese die Formulare für ihre Auslagen entgegennehmen. Außerdem werden die Tische für Richter, Angeklagten, Staatsanwalt und Verteidiger noch weiter auseinandergerückt. Zudem gilt im gesamten Amtsgerichtsgebäude Maskenpflicht. Im Gerichtssaal sind allerdings Ausnahmen möglich, darüber entscheidet der jeweils Vorsitzende: „Ich finde es wichtig, dass man Zeugen bei ihrer Aussage ins Gesicht sehen kann. Das ist für die Wahrheitsfindung immens wichtig“, erklärt Siebrecht. Außerdem wird das Gerichtsgebäude künftig häufiger gereinigt und auch desinfiziert. „Das geschieht jetzt jeden Tag“, kündigt der Amtsgerichtsdirektor an. Und in jedem Saal wird Desinfektionsmittel parat stehen, das die Prozessbeteiligten jederzeit nutzen können. Vorerst keine Verhandlungen am Sonnabend: Was es vorerst nicht geben wird, sind Gerichtsverhandlungen an einem Sonnabend. Solch eine Lösung schlug dieser Tage Landgerichtspräsident Ralph Guise-Rübe vor. Aber ganz ausschließen will Siebrecht das auch für Burgwedel nicht. „Wenn es nötig wird, dann werden wir auch sonnabends verhandeln“, erklärt er. Und: Im Burgwedeler Amtsgericht werden nicht nur Prozesse geführt. Für alle anderen Anliegen gilt: Wenn möglich sollte die Angelegenheit ohne einen persönlichen Besuch geklärt werden. Ob ein Erscheinen bei Gericht notwendig ist oder verschoben werden sollte, kann vorab telefonisch abgeklärt werden. Das tägliche HAZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Hannover täglich gegen 6 Uhr im E-Mail-Postfach. Lesen Sie auch: Gericht verhandelt nur in Ausnahmefällen Von Thomas Oberdorfer