Ole Deele Burgwedel: Restaurant will Gutscheine in Wein ausbezahlen

So hatte Rechtsanwalt Lars Korittki sich das nicht vorgestellt. Um in der Krise gute Restaurants zu unterstützen, hat er Gutscheine gekauft, die er verschenken wollte. Im Oktober auch einen über 350 Euro für die Ole Deele in Burgwedel. Doch jetzt öffnen die Betreiber nicht mehr und wollen ihr Restaurant verkaufen. Und die Gutscheinkunden? Sie sollen sich Weine zum Preis der Tageskarte mitnehmen können. Ole Deele in Burgwedel: Gutschein für Weine? „Jeder weiß, dass Gastronomen an den Getränken verdienen“, sagt Korittki. „Das ist auch völlig in Ordnung, wenn man dort isst. Aber nicht, wenn es um die Auszahlung eines Gutscheins geht, den man gekauft hat, um von einem Sternekoch bekocht zu werden.“ Er ärgert sich über das Angebot des Edelrestaurants. Betreiberin Elfrun Kühn wiederum ärgert sich über die Kritik. „95 Prozent unserer Kunden freuen sich über das Angebot, gute Weine aussuchen zu können, die es im Handel oft nicht gibt“, sagt sie. In den vergangenen vier Monaten habe das Restaurant keine Einnahmen gehabt, aber weiterhin Löhne gezahlt. „Hätten wir Insolvenz angemeldet, hätten die Gutscheininhaber wohl nichts bekommen. Aber wir wollen niemanden beschupsen.“ Rechtlich kniffelig: Tatsächlich ist die Sache rechtlich kniffelig. Ausgestellt wurde kein Gastronomiegutschein, sondern ein allgemeiner Wertgutschein. Weil die Ole Deele auch schon vor dem Lockdown Weinverkauf angeboten hat, und weil bis Monatsende keine Gastronomie mehr möglich sein wird, scheint es naheliegend, Wein auszuhändigen. „Der Zweck des Gutscheins wird aber durch das Weinangebot sehr eingeschränkt“, sagt Tiana Preuschoff, Juristin bei der Verbraucherzentrale in Hannover. So lange der Gutschein nicht verjährt ist, was nach drei Jahren passiert, habe der Kunde das Recht, sich den Wert auszahlen zu lassen, wenn die Leistung nicht erbracht wird. „Hätte der Kunde Wein kaufen wollen, wäre er wahrscheinlich zu einem Weinhandel gegangen und nicht in ein Restaurant“, sagt Preuschoff. „Aus unserer Sicht ist das Angebot, Wein mitzunehmen, gleichbedeutend damit, den Gutschein nicht einzulösen.“ Allerdings sei die Situation in der Pandemie so neu, dass es noch keine Rechtsentscheidungen dazu gebe. Deshalb sei ein Urteil schwierig. Viel Ärger um Gutscheine – auch in Fitnessstudios: Insgesamt registriere die Verbraucherzentrale derzeit eine starke Unsicherheit, was die Verwendung von Gutscheinen betrifft. Immer wieder müsse sie sich etwa mit Fitnessstudios beschäftigen, die derzeit geschlossen sind. Vielfach böten sie ihren Kunden Gutscheine an, die dann aber für eine Verlängerung der Vertragslaufzeit genutzt werden sollten. Das sei nicht rechtmäßig, heißt es bei der Verbraucherzentrale. Kundinnen und Kunden müssten selbst bestimmen dürfen, wofür sie den Gutschein einsetzten. Und wenn der Betrag bis Ende 2021 nicht aufgebraucht sei, müsse er ausgezahlt werden. Ole-Deele-Betreiberin Kühn berichtet, dass ihr Restaurant keine Staatshilfen bekomme, weil es Teil des Familienunternehmens Perfekta-Gruppe mit etwa 5000 Mitarbeitern ist, die Pflegeheime sowie Gebäudedienstleistungen betreibt und von ihrem Mann und Sohn geleitet wird. Kühn will jetzt Kunden, die keinen Wein als Ersatz wollen, die Auszahlung des Betrags gegen eine Bearbeitungsgebühr anbieten – auch das sieht die Verbraucherzentrale höchst kritisch. „Das Einbehalten eines Teilbetrags ist nur zulässig, wenn der Kunde verschuldet hat, dass der Gutschein zum Beispiel zu spät eingelöst wird“, sagt Preuschoff. Ole Deele wird verkauft: Wie es mit der Ole Deele weitergeht, ist derweil offen. Elfrun Kühn will sie in neue Hände geben. Die Gespräche stünden kurz vor dem Abschluss, sagt sie. Das Team ist zunächst gekündigt, auch Küchenchef Benjamin Gallein. Der bisherige Restaurantleiter Oliver Fabris wechselt zum 1. Februar als Gastgeber und Sommelier in das Edelsteakhouse Lindenblatt 800 Grad in der hannoverschen Altstadt. Das Unternehmen, das die Ole Deele kauft, soll auf jeden Fall gehobene Küche anbieten wollen, möglicherweise auch Sterneküche. Eine Entscheidung soll in Kürze fallen, sagt Kühn. Von Conrad von Meding