Weihnachten weit weg von der Heimat: Austauschschüler erleben Fest in Wedemark Langenhagen Burgwedel

Sie verbringen Weihnachten weit weg von ihrem Zuhause – teilweise Tausende Kilometer: Drei Austauschschüler des Rotary-Clubs Langenhagen-Wedemark wohnen derzeit bei Gastfamilien in Mellendorf, Langenhagen und Großburgwedel. Sie bleiben ein Schuljahr lang in Deutschland, erzählt Rotary-Sprecher Friedjof Olms. In dieser Zeit wohnen sie bei drei verschiedenen Familien. Aus dem Rotary-Distrikt sind derzeit auch drei Jugendliche im Ausland. „Sicherlich seit 25 Jahren“ sind Austauschschüler in der Wedemark und Langenhagen zu Gast, berichtet Olms. Der weltweite Jugendaustausch stehe unter dem Stichwort Völkerverständigung. Juana, Patricia und Eero erleben deshalb in diesem Jahr ein anderes Weihnachtsfest als sonst mit ihren Familien. Doch wie haben sie bisher gefeiert – welche Erwartungen haben sie? Juana: Sommerliche Temperaturen in Argentinien: „Es ist sehr langweilig“, sagt Juana über Weihnachten in Argentinien und freut sich, das Fest in diesem Jahr in Deutschland verbringen und neue Traditionen kennenlernen zu können. „Aber wir haben große Partys.“ Die 18-Jährige wohnt im Süden von Argentinien und feiert Heiligabend normalerweise im Hochsommer mit Shorts – draußen und nicht gemütlich im Wohnzimmer. „Das ist nicht schön“, sagt sie. Sie wolle es lieber kalt haben. Ihre Familie habe zudem keinen Weihnachtsbaum oder weihnachtliche Dekoration in den Fenstern. Auch in die Kirche zu gehen „ist keine Tradition“, und eine Krippe fehle ebenfalls. Familie und Freunde treffen sich am 24. Dezember und essen zusammen Asado, ein gegrilltes Fleischgericht, berichtet Juana, deren Zuhause derzeit bei Familie Kohne in Mellendorf ist. „Dann singen wir Weihnachtslieder, tanzen, trinken und essen“. Kommt denn der Weihnachtsmann? „Nein“, sagt die 18-Jährige. Trotzdem gebe es um Mitternacht kleine Geschenke. Und ab 1 Uhr gehe es mit Freunden in die Clubs – zum Feiern. Das Fest liegt mitten in den Ferien. Denn, so berichtet die Austauschschülerin aus Argentinien, alle Schüler haben von Mitte Dezember bis Ende Februar frei. „Wunderbar, ja“, sagt sie. Das Essen und die Party werde sie an Weihnachten in der Tat vermissen. Ob sie an den Tagen mit ihrer Familie per Video-Chat spreche, wisse sie noch nicht genau. Den Traditionen ihrer Gastfamilie steht sie offen gegenüber und lässt sich überraschen. Dort feiert sie am 24. Dezember gemeinsam mit drei Generationen. Alle essen zunächst zusammen. Anschließend werden die Geschenke, die unter dem Weihnachtsbaum liegen, ausgewürfelt und verteilt. Eine Fahrt in die Grafschaft Bentheim steht am zweiten Weihnachtstag an. Dort trifft sich Familie Kohne mit der nahen Verwandschaft – etwa 30 Menschen aus ganz Deutschland – in einem großen Bauernhaus. Alle kochen gemeinsam und feiern Weihnachten. Auch Boßeln steht auf dem Programm – und Juana ist auch dabei. Patricia: Party auf Gran Canaria: „Für mich ist es kalt, aber für die Menschen hier ist es zu warm“, sagt die 18-jährige Patricia. Normalerweise feiert sie Weihnachten mit der Familie in ihrer Heimat auf der spanischen Insel Gran Canaria – bei etwas wärmeren Temperaturen. Im Moment wohnt die Austauschschülerin bei Familie Müller in Langenhagen. Dort geht sie gemeinsam mit ihnen an Heiligabend um 16 Uhr in das Krippenspiel der Elisabethkirche. Anschließend stehen ein gemeinsames Essen – es gibt Raclette – und Gesellschaftsspiele auf dem Programm. Am zweiten Weihnachtsfeiertag kommt die nahe Verwandschaft der Familie nach Langenhagen – alle Kochen gemeinsam. Auch die Austauschschülerin ist dabei. Das Datum fürs Weihnachtsfest ist in Deutschland und auf Gran Canaria gleich, berichtet Patricia. Auch ein Weihnachtsbaum werde in ihrer Heimat mit Kugeln geschmückt. Allerdings gibt es auf der Insel keine echten Tannen, sondern nur Bäume aus Plastik, erzählt die Spanierin, der Weihnachten in Deutschland durch einen Besuch mit der Familie im vergangenen Jahr nicht ganz unbekannt ist. Der künstliche Zimmerschmuck werde jedoch schon Anfang Dezember aufgestellt. Auf den Straßen würden zudem Lichterketten an Palmen installiert. Überdies formten die Menschen am Strand kunstvolle Figuren im Sand. Um Mitternacht in der Nacht zum 25. Dezember komme dann der Weihnachtsmann und bringe für alle kleine Geschenke, erzählt Patricia auf Deutsch. Zuvor treffe sich die gesamte Familie am Abend bei ihr zu Hause – knapp 25 Menschen – , um gemeinsam zu essen. Ihre Großeltern gehen überdies an dem Tag auch in die Kirche. Es gibt an Heiligabend unter anderem Teigtaschen sowie Fisch aus. Anschließend singen alle gemeinsam Weihnachtslieder, tanzen und trinken gemeinsam. „Ich schlafe die ganze Nacht nicht“, sagt Patricia und lacht. Denn nach dem Besuch des Weihnachtsmanns, machen Jugendliche und junge Erwachsene die Nacht zum Tag und gehen in Clubs oder Bars feiern. Wichtiger als der 24. Dezember sei auf Gran Canaria jedoch der 6. Januar – Heilige Drei Könige. An diesem Tag gebe es mehr Geschenke und die Familie verbringe den ganzen Tag zusammen, berichtet die 18-Jährige. Weihnachtsmärkte, so wie in Deutschland, gebe es auf der Insel jedoch nicht. Wie findet sie die Märkte denn hier? „Sehr schön“, antwortet die Austauschschülerin knapp. Drei habe sie in der Adventszeit schon besucht. Doch sie werde ihre Familie vermissen, gesteht die 18-Jährige, die das Fest zum ersten Mal ohne sie verbringt. Es „ist ein neues Abenteuer“. Auch die Feier und die Party mit Freunden werden ihr fehlen. Patricia will eine Weihnachtskarte in die weit entfernte Heimat schicken und mit der Familie in Kontakt bleiben. Eero: Weiße und gemütliche Weihnachten in Finnland: Ganz anders ergeht es derzeit Eero. Dem jungen Finnen ist das derzeitige Wetter in Deutschland nicht kalt genug. In seiner Heimat liegt rund um Weihnachten meistens Schnee und es ist richtig kalt, berichtet der 17-Jährige. Und der fehlt ihm in Großburgwedel. Dort wohnt er aktuell bei Familie Wendt. „Die ersten Tage habe ich den Schnee vermisst.“ Das nasskalte Wetter in Deutschland nerve etwas, seine Lieblingsschuhe – sie sind hellgrau – würden hier schnell dreckig. Viele Finnen machen an Weihnachten den Kamin an oder gehen, so wie er selbst mit der Familie auch, in die Sauna. „Die ganze Atmosphäre ist so warm und draußen ist es kalt“, schwärmt Eero von den Gewohnheiten in seiner Heimat. Dort mache es sich jeder gemütlich – auch mit einem Weihnachtsbaum im Haus. In Finnland hätten viele Menschen einen eigenen Wald und zur Tradition gehöre, die eigene Tanne selbst zu fällen. Finne gedenken Weihnachten der Toten: Am 24. Dezember hat Eeros Familie einen festen Ablauf: Erst geht es zum Essen zu seinen Großeltern mütterlicherseits, danach geht es zu den Eltern seines Vaters. Das Essen sei an Weihnachten traditionell. Es gibt einen großen Schinken, der in Teig gehüllt wird, sowie Lachs und verschiedene Aufläufe. „Man muss nicht hungern“, sagt Eero und lacht. Doch insgesamt sei das Essen in Finnland einfacher als in Deutschland. Hier seien das Brot und das Fleisch besser. Deshalb freut sich Eero jeden Tag auf die Mahlzeiten. An Heiligabend kann sich der Finne in diesem Jahr auf ein klassisches Weihnachtsessen freuen: Kartoffelsalat mit Würstchen. Anschließend steht bei seiner Gastfamilie die Bescherung an. Zuvor lesen sie die Weihnachtsgeschichte und singen in Begleitung von Instrumenten Lieder. Eero feiert mit drei Generationen. Um 23 Uhr besuchen alle gemeinsam die Kirche. Normalerweise fährt Eeros Familie an Heiligabend nach den Besuchen bei den Großeltern zum Friedhof, stellt dort Lichter auf und denkt an die Verstorbenen. „Das ist Tradition“, berichtet der 17-Jährige. Danach machen sie sich auf den Weg nach Hause. „Dann warten wir auf den Weihnachtsmann.“ Um 23 Uhr steht gemeinsam die Weihnachtskirche an. „Der 25. ist nicht so wichtig in Finnland“, berichtet der Austauschschüler. Dieser Tag diene dem Entspannen. Seine Familie werde er an dem Fest vermissen, doch er will mit ihnen in Kontakt bleiben. „Ich glaube, meine Mutter wird anrufen.“ Und kleine Geschenke hat der 17-Jährige auch schon auf die Reise gen Norden geschickt. Lesen Sie auch: Frank Siebert übernimmt Rotary Club von Swantje Klapper Rotary-Club unterstützt Projekt Satt und Schlau mit Spende Rotary-Club finanziert 1700 Impfungen dank gesammelter Plastikdeckel Von Julia Gödde-Polley