Campus Maschinenbau Garbsen: Baudezernent der Universität Hannover Horst Bauer geht in den Ruhestand

Horst Bauer ist ein pragmatischer Mann. Seinen Wohnort Havelse zum Beispiel hat er sehr speziell ermittelt: Er zog mit einem Zirkel einen Zehn-Kilometer-Radius um seinen Arbeitsplatz im Welfenschloss der Leibniz Universität. Was im Radius lag, kam für Bauer in Betracht. In seiner Karriere ist der 68-jährige Baudezernent der Leibniz-Uni genauso praktisch vorgegangen: Wenn schnelle Entscheidungen nötig waren, hat er zum Telefonhörer gegriffen und entschieden, bevor alle Beteiligten eingeweiht waren. „Manchmal kann man nicht lange herumeiern“, sagt Bauer. So auch beim größten Projekt seiner Laufbahn: dem Campus Maschinenbau in Garbsen. Ab September wird ein anderer diese schnellen Entscheidungen zu treffen haben: Ende August geht Bauer in den Ruhestand – 21 Jahre hat er in dieser Position gearbeitet, war überall dort zuständig, wo gebaut, umgebaut, saniert und abgerissen wurde, sorgte dafür, dass die Infrastruktur der Institute und Gebäude stand. Er ist für 200 Mitarbeiter verantwortlich. „Wieso gibt es eigentlich eine Altersgrenze?“: Wirklich akzeptieren kann der Havelser noch nicht, dass er sein Büro als Leiter des Dezernates 3 demnächst räumen muss. „Ich werde immer noch gefragt und habe noch viele Ideen“, sagt er. Und fragt sich dann: „Wieso gibt es eigentlich eine Altersgrenze? Für Menschen wie mich muss es das nicht geben.“ Sicherheitshalber hat sich Bauer als Alumni der Universität eingetragen – und ein Versprechen abgegeben: „Bis zur Nachbesetzung der Stelle stehe ich mit Rat und Tat zur Verfügung.“ Vorher wird er vermutlich auch seinen Generalschlüssel nicht abgeben. Dass das keine leeren Worte sind, wird im Gespräch mit dem großen, weißhaarigen Mann deutlich. Bauer hat als Treffpunkt die Mensa des neuen Campus ausgesucht. Das 200-Millionen-Euro-Projekt in Garbsen ist sicherlich der Höhepunkt seiner Karriere. Bauer könnte sich auf einer der Betonbänke niederlassen, die Beine ausstrecken und in die Sonne blinzeln. Könnte. Doch der 68-Jährige denkt weiter – und größer. Es gäbe noch so viele Flächen, auf denen die Universität bauen werde. Pläne lägen bereit. „Ich bin in so vielen Themen noch ganz tief drin“, sagt er und zählt auf: Der Forschungsbau Scale am PZH gehe voran, in Marienwerder wachse der Wissenschaftspark, für das letzte freie Feld am Campus gibt es Pläne. „Die bauliche Entwicklung einer Universität folgt immer der wissenschaftlichen Entwicklung“, sagt er. Und die sei immer in Bewegung. Horst Bauer wurde 1952 in Munster geboren.Zum Ende der Schulzeit las er in seinem Persönlichkeitsprofil, er solle irgendwas anfangen mit seinem naturwissenschaftlich-mathematischen Talent. Es seien aber auch Stellen frei im Verwaltungsdienst des Landes Niedersachsen. Mit 17 Jahren bestand er als einer von mehr als 200 Kandidaten die Eignungsprüfung und ließ sich bis 1972 an der Bezirksregierung Lüneburg ausbilden für den gehobenen allgemeinen Verwaltungsdienst. Bauer wechselte 1972 nach Hannover, trat in die Verwaltung der Pädagogischen Hochschule an der Bismarckstraße ein und war als 21-Jähriger zum ersten Mal in der Situation, die Verwaltung führen zu müssen, weil sein Chef fast ein Jahr ausfiel. Mit der Integration der Pädagogischen Hochschule 1978 in die TU, dann in die Universität Hannover, wechselte Bauer in das Haushaltsressort. Mittendrin wurde er als 26-Jähriger zur Bundeswehr eingezogen und kehrte für 15 Monate zurück nach Munster. 1989 zog das Ehepaar Bauer mit Sohn und Tochter von Stöcken nach Havelse. Die Finanzen der stetig wachsenden Universität beschäftigten ihn bis 1998, zuletzt fast sechs Jahre als Haushaltsdezernent. Der damalige Uni-Präsident Ludwig Schätzl traute dem 46-Jährigen zu, das Gebäude-Ressort der Uni zu übernehmen, nachdem zwei Ausschreibungen ergebnislos geblieben waren. Seit Januar 1999 ist Bauer, inzwischen Leitender Regierungsdirektor, Leiter des Dezernates 3, viele Jahre auch Vertreter des Hauptamtlichen Vizepräsidenten und Vorgesetzter von rund 200 Mitarbeitern. Bauer beendet seine Laufbahn am 31. August nach 48 Jahren im Dienst von Hochschule und Universität. „Der Campus ist ein tolles Ergebnis“: Ob er stolz ist, sein größtes Projekt abgeschlossen zu haben? „Der Campus ist ein tolles Ergebnis“, sagt Bauer. Vieles habe gut funktioniert, alle Beteiligten hätten gut zusammengearbeitet. Ist das das Resultat der guten Arbeit eines Baudezernenten? „Ich bin nur ein Rädchen im großen Getriebe“, sagt Bauer bescheiden. „Zufällige Konstellationen von Menschen“ hätten eine viel wichtigere Rolle gespielt, damit die Entscheidung für den Campus fallen konnte. Obwohl er es nicht so ganz zugeben möchte: Bauer hat lange Zeit entscheidend das Aussehen und den Fortschritt der Leibniz Universität geprägt – wenn auch aus zweiter Reihe. Deutlich wird das, wenn der 68-Jährige über die Gästeliste seiner Abschiedsfeier spricht. Unter den 50 Geladenen sind Uni-Präsidenten und -Kanzler, Ministeriumsmitarbeiter, Dekane, die Studentenvertretung, Vertreter der Polizei und Städte. Sie alle haben Bauer in seiner Karriere begleitet. Oder besser: Mit ihnen hat der Havelser zusammengearbeitet. Ein Baudezernent muss nicht bauen können: Wer auch immer Bauer nachfolgen wird, tritt in große Fußstapfen. Am wichtigsten seien die kommunikativen Fähigkeiten, sagt er. „Als Baudezernent geht es darum, alle Spielbeteiligten zusammenzubringen – von Handwerkern über Behörden bis zu denjenigen, die das Gebäude später nutzen wollen.“ Natürlich sei auch immer wieder Fachwissen gefragt. „Aber letztlich musste ich den Blick dafür haben, wo es kritisch wird – und dann vermitteln.“ Dass er selbst nicht vom Baufach ist, hat Bauer nie geschadet. Er hat sich seine Fachleute immer aus den Instituten geholt. „Aber man muss sich seine Position im Team immer wieder erarbeiten“, sagt Bauer. Lebenslanges Lernen leben: Eines ist dem 68-Jährigen besonders wichtig: sich nie auf einer Position auszuruhen, sondern immer weiter zu fragen und zu lernen, „vor allem in einer Institution wie der Universität.“ Lebenslanges Lernen sei für ihn kein Schlagwort. „Ich versuche, das zu leben“, sagt Bauer. Und dann zitiert er noch den Namensgeber der Universität, Gottfried Wilhelm Leibniz. „Es ist eine meiner Überzeugungen, dass man für das Gemeinwohl arbeiten muss und dass man sich im selben Maße, in dem man dazu beigetragen hat, glücklich fühlen wird.“ Darin fühle er sich bestätigt, sagt Bauer. Und das sei doch eigentlich gut. 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