Corona in Garbsen: Interview mit Labormitarbeiterin Marianne Knust

Marianne Knust kennt den Alltag in einem Krankenhaus. Seit ihrem 20. Lebensjahr arbeitet die heute 63-Jährige als Medizinisch Technische Assistentin im Krankenhauslabor, aktuell im Nordstadtkrankenhaus. „Mit Corona-Tests haben wir in unserem Labor kaum etwas zu tun“, sagt Knust. Dennoch hat sich ihr Alltag seit dem Ausbruch der Pandemie stark verändert – und das nicht nur im Labor. Frau Knust, wie geht es Ihnen aktuell? Eigentlich geht es mir ganz gut. Ich konnte glücklicherweise weiterhin meiner Arbeit im Labor nachgehen, muss seit Corona nur während der gesamten Arbeitszeit eine medizinische OP-Maske tragen. Das erschwert manchmal das Atmen. Privat vermisse ich die Kontakte zu meinen etwas entfernt wohnenden Verwandten und zu Freunden im näheren Umfeld. Wenn ich meine noch allein lebende 87-jährige Mutter besuche, gibt es keine Umarmungen, es wird Abstand gehalten, sogar bei den gemeinsamen Mahlzeiten. Wie hat Corona Ihren Alltag verändert? Meine sportlichen Aktivitäten am Wochenende beschränken sich auf Spaziergänge. Ich fahre statt mit öffentlichen Verkehrsmitteln jetzt immer mit dem Auto zur Arbeit, um die Infektionsgefahr zu minimieren. Die Wochenenden verlaufen sehr ruhig, da es kaum Treffen gibt. Dafür habe ich mehr Zeit zum Lesen und für meine Katze. Wenn ich nicht täglich durch die Arbeit den Kontakt zu den Kolleginnen hätte, würde ich mich sicher manchmal etwas einsam fühlen, zumal ich allein lebe. Aber dagegen sind die digitalen Medien eine große Hilfe. Was sagen Sie zu den aktuellen Corona-Regeln? Sind sie zu locker, zu streng? Für mich sind die aktuellen Regeln total in Ordnung, nur sollten auch in öffentlichen Verkehrsmitteln öfter Kontrollen stattfinden. Die 63-jährige Marianne Knust lebt in Heitlingen und arbeitet seit ihrem 20. Lebensjahr als Medizinisch Technische Assistentin (MTA) im Krankenhauslabor. Seit 1987 ist sie für verschiedene Krankenhäuser im Verbund Klinikum Region Hannover tätig. Zunächst im Krankenhaus Heidehaus, dann im Siloah-Krankenhaus und heute im Nordstadtkrankenhaus. Knust arbeitete zudem im Vinzenzkrankenhaus in Hannover. ton Haben Sie Angst vor Corona? Da ich durch zwei Krebserkrankungen zu 80 Prozent schwerbehindert bin, zähle ich mit 63 Jahren zu den sogenannten Risikopatienten. Deshalb habe ich schon ziemlichen Respekt vor einer Infektion und versuche, alle Regeln einzuhalten und allen möglichen Infektionsquellen aus dem Weg zu gehen. Was ist aktuell die größte Einschränkung für Sie? Mir fehlen herzliche Kontakte zu den Mitmenschen, Umarmungen in der Familie und mit Freunden, gemütliches Essengehen oder ein gemeinsamer Café-Besuch zum Gedankenaustausch. Worin sehen Sie die größte persönliche Herausforderung in der Krise? Dass man die Corona-Regeln durch die Gewohnheit nicht mehr ernst genug nimmt. Deshalb versuche ich, mir immer wieder deren Wichtigkeit deutlich zu machen – besonders wenn ich meine Mutter für längere Zeit besuche. Was sind ihre Hoffnungen? Ich hoffe sehr, dass die Impfung uns allen wieder ein normaleres Leben ermöglicht. Außerdem hoffe ich, dass die Menschen auch nach Corona wegen des Klimaschutzes weniger fliegen. Was sind Ihre Sorgen? Ich fürchte sehr, dass es genauso umweltschädlich weitergeht, wie vor der Pandemie, und dass die Menschen kaum oder viel zu langsam dazulernen. Ich fürchte mich vor wiederkehrendem Nachtfluglärm, der mir den Schlaf raubt und mein Immunsystem und meine Gesundheit dadurch schädigt. An welchem Moment haben Sie gemerkt, jetzt wird es ernst? Als unser Laborarzt uns anwies, durchgehend bei der Arbeit die OP-Masken zu tragen, da wurde es für mich ernst. Seit mittlerweile fast einem Jahr leben wir mit der Corona-Pandemie. Das Virus hat das Leben vieler Menschen in Garbsen auf den Kopf gestellt – sie müssen mit Einschränkungen im Alltag, Veränderungen bei der Arbeit, neuen Herausforderungen, Sorgen und Ängsten umgehen. Wie geht es ihnen? Wie kommen sie durch die Krise? Dieser Frage gehen wir in der Interview-Reihe „Corona und wir“ nach. Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn die Krise überstanden ist? Auf Restaurantbesuche und Café-Besuche mit Freunden, auf gegenseitige Umarmungen, darauf, dass ich wieder die alte Dame in der Seniorenresidenz besuchen darf, die ich sonst jeden Sonntag besuche. Ich freue mich auch darauf, wieder schwimmen zu gehen – und auf ausgedehnte Einkaufsbummel. Sind Sie pandemiemüde? Ja, das bin ich wohl. Denn das tägliche Tragen der Maske bei der Arbeit fällt mir immer schwerer. Ständig beschlägt die Brille, vor allem wenn man etwas anstrengendere Tätigkeiten ausführt. Wenn Sie sich in zehn Jahren erinnern, dann sicher an dieses Erlebnis ...... an meinen 63. Geburtstag, den ich allein mit meiner Mutter gefeiert habe. Wir saßen uns jeder an einem Ende des Tisches weit entfernt gegenüber und haben ständig gut gelüftet. Auch den 87. Geburtstag meiner Mutter haben wir nur zu zweit verbracht. Aber es war trotzdem sehr gemütlich. Von Linda Tonn