Garbsen: Coronavirus verändert das Gemeindeleben der Muslime

Die Corona-Pandemie beeinträchtigt das religiöse Leben in Garbsen stark. Auch die beiden Moscheegemeinden müssen ihre Rituale verändern und lange geplante Veranstaltungen absagen. „Wir haben unsere Moschee an der Sandstraße seit vergangenem Sonntag komplett geschlossen“, berichtet Durmus Ebubekir Inan von der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) in Garbsen. Grund sei das aktuell geltende Kontaktverbot. Das Gemeindeleben der rund 130 Garbsener IGMG-Mitglieder habe sich in den vergangenen Tagen drastisch verändert, sagt der 25-Jährige, der seit fünf Monaten als Imam, also als Vorbeter, und als Seelsorger der IGMG in Garbsen tätig ist. Freitagsgebete vorerst abgesagt: Auch die Freitagsgebete, und damit eine der wichtigsten Verpflichtungen der Muslime, seien vorerst abgesagt worden. „Aktuell können die Gläubigen ausschließlich zu Hause beten“, bestätigt der Sprecher der Ditib-Gemeinde aus Garbsen, Osman Türkan. „Die Gesundheit geht vor.“ Auch die Moschee der Ditib bleibt vorerst geschlossen. Ausfallen müssen dort unter anderem der Islamunterricht für die jüngeren Gemeindemitglieder und auch das Frauenfrühstück. Zu der Gemeinde, die ihren Mittelpunkt in der Moschee an der Bachstraße hat, gehören rund 400 Mitglieder. Nicht nur alle Veranstaltungen in beiden Garbsener Moscheen fallen vorerst aus, abgesagt sind auch der Iftar-Empfang zum Fastenbrechen und die Kermes, ein Familienfest für Freunde und Nachbarn. Die Vertreter beider Gemeinden überlegen nun, wie sie die Möglichkeiten der sozialen Medien nutzen können, um in den nächsten Wochen ein wenig Gemeindeleben aufrechtzuerhalten. „Wir wollen beispielsweise die Gesprächskreise für unsere Jugendlichen live im Internet übertragen“, kündigt Inan von der IGMG an. Die aktuelle Situation sei besonders für die älteren Menschen schwierig. Das hat auch Türkan festgestellt. „Viele Senioren fahren sonst im Frühjahr in ihre Heimatländer“, berichtet Türkan. „Das geht aktuell wegen der Corona-Krise nicht.“ Abendgebet per Lautsprecher: „Der Glaube, die Spiritualität stärkt viele Menschen“, sagt Inan. Die Rituale fehlten vielen Gemeindemitgliedern derzeit, die Sorge und die Anspannung seien spürbar. „Wir halten engen telefonischen Kontakt, insbesondere zu den Älteren“, sagt er. „Und wir bieten Unterstützung an, wie einen Einkaufsservice.“ Für ein öffentliches und hörbares Zeichen der Solidarität setzen sich beide Moscheegemeinden ein. „Wir wollen das Abendgebet per Lautsprecher übertragen“, sagt Inan von der IGMG. „Das wäre ein Trost und eine Aufmunterung für viele.“ Beide Moscheegemeinden haben am Dienstag die Zustimmung der Stadtverwaltung erhalten, die Gebetsrufe vorerst täglich um 19 Uhr übertragen zu können – also zur gleichen Zeit, wenn die Glocken der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden läuten. Lesen Sie auch: Hunderte feiern bei Iftar-Empfang das Fastenbrechen in Garbsen IGMG organisiert Fußballturnier gegen den Rassismus Hunderte kommen zur Typisierungsaktion in die Moschee an der Bachstraße Von Jutta Grätz