Klatsch. Der Schuss hat gesessen. Ein nasser brauner Abdruck des Fußballs an der Wand der Grundschule Frielingen zeugt von dem Treffer – vermutlich mindestens bis zum nächsten Regenguss. Von einem Fußballplatz kann auf dem Pausenhof derzeit allerdings keine Rede sein. Die Jungen und Mädchen lassen sich trotzdem nicht von ihrem liebsten Hobby abbringen und kicken auch auf der Matschlandschaft gut gelaunt weiter. Auf schmutzige Schuhe und Hosen wird da natürlich keine Rücksicht genommen.
Am Spielfeldrand steht Erich Felske vom Förderverein der Grundschule und schaut sich das Spektakel aus sicherem Abstand an. An seinem Gesichtsausdruck ist nicht genau auszumachen, ob er eher belustigt oder frustriert ist. Oder beides. Klar ist jedoch, dass sich der Förderverein nicht mit dem Zustand des Schulhofs zufrieden geben will. Deshalb haben die Ehrenamtlichen die Initiative übernommen. „Ich habe mehr als 100 Briefe mit Tausenden Seiten Erklärungen an Unternehmen verschickt und um Spenden für den Bau eines neuen Bolzplatzes gebeten“, berichtet Felske.
Kinder sammeln bei Sponsorenlauf
Dieser Aufwand hat sich gelohnt. „Mehrere Zehntausend Euro“, so Felske, sind auf diese Weise bereits zusammen gekommen. Unter den Spendern seien unter anderem Unternehmen wie VW Nutzfahrzeuge, Rossmann, Dachdecker Hanebutt, IKEA und die Volksbank Hannover. Auch die Schüler selbst haben einen großen Teil dazu beigetragen. Bei einem Sponsorenlauf haben sie mehr als 4500 Euro für ihren neuen Bolzplatz gesammelt. „Die Kinder waren so motiviert als ginge es um eine Olympiade und haben sich die Lunge aus dem Leib gelaufen“, sagt Felske stolz.
Seine nächste Aufgabe bestehe nun darin, die Stadt Garbsen von den Plänen zu überzeugen. Denn: Ein konkretes Vorbild hat Felske quasi direkt vor der eigenen Haustür – beziehungsweise im Nachbarort Otternhagen, der zu Neustadt gehört. An der dortigen Grundschule ist vor wenigen Jahren ein sogenannter Mehrzweckplatz mit Kunstrasen, Fußballtoren und Basketballkörben entstanden. Die Kosten betrugen etwa 50.000 Euro. „Genau solch einen Platz wünschen wir uns auch“, sagt Felske. Der dortige Förderverein hat ebenfalls einen Großteil der Kosten übernommen, die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung in Neustadt lief reibungslos, berichtet Felske aus Gesprächen mit den Nachbarn. Ein ähnlich gutes Ergebnis erhoffen sich die Kinder und Eltern nun auch für Frielingen.
Neues Außengelände kostet 228.000 Euro
Ein schönes Außengelände wird die Grundschule Frielingen auch bekommen, kündigt Garbsens Stadtsprecher Benjamin Irvin an. Im Haushalt sind dafür rund 228.000 Euro vorgesehen – unter anderem für Pflanzen, Wege, Spielgeräte und eben auch den Bolzplatz. Zuerst müsse aber das Hortgebäude fertiggestellt werden, das die Stadt derzeit für rund 1,5 Millionen Euro bauen lässt. Der Pausenhof wird „dem guten Standard entsprechen, den wir an anderen Schulen auch anwenden“, sagt Irvin und verweist etwa auf den umgestalteten Schulhof der Hauptschule Nikolaus Kopernikus. Sollte der Förderverein Geld dazugeben, könne der Bolzplatz „funktionell erweitert werden“ – etwa um Basketballkörbe. „Grundsätzlich finden wir es natürlich toll, wenn sich Eltern auf diese Weise engagieren“, sagt Irvin.
Felske und seine Mitstreiter wünschen sich vor allem, dass der Bau schnell beginnen möge und der Platz schnell fertig ist. Und dass die Stadt nicht an der falschen Stelle spart. „Die Kinder brauchen einen solide gebauten Platz, der am besten 30 Jahre halten soll“, sagt Felske. Wichtig sei etwa eine gute Drainage zur Entwässerung des Bodens. Auch wenn das bedeuten könnte, dass der Förderverein weitere Spenden sammeln muss. Denn eines verspricht Felske Eltern und Kindern: „Ich höre erst auf, wenn der Platz steht. Das ist eine Herzensangelegenheit.“
Von Gerko Naumann