Garbsen: Laserspezialist LPKF eröffnet neue Reinraumfabrik am Bahlbrink

Das Technologieunternehmen LPKF hat am Standort der Firmenzentrale am Bahlbrink seine neue Reinraumfabrik eröffnet. Dort wird künftig dünnstes Glas für die Elektronik- und Halbleiterindustrie gefertigt. Das Vorhaben in der Corona-Zeit sei eine große Herausforderung gewesen, geprägt von Reisebeschränkungen bei zum Teil internationalen Dienstleistern sowie Lieferschwierigkeiten einiger Hersteller, sagt Götz M. Bendele, Vorstandschef des Unternehmens. „Der Bau verlief dennoch in einer Rekordzeit von 13 Monaten.“ LPKF investiert 5 Millionen Euro: LPKF investiert in das Projekt rund 5 Millionen Euro. Das Unternehmen, das in Garbsen aktuell 269 und weltweit 693 Mitarbeiter beschäftigt, plant mit Inbetriebnahme der Reinraumfabrik Neueinstellungen in mittlerer zweistelliger Höhe. In der rund 800 Quadratmeter großen Produktionshalle ist in den vergangenen Monaten ein sogenannter Reinraum der Klasse ISO 6 eingerichtet worden. Dort gelten besondere Bedingungen für spezielle und empfindliche Fertigungsverfahren. So herrscht in dem Reinraum eine konstante Temperatur von 21 Grad Celsius, alle 60 Sekunden wird die Luft komplett ausgetauscht. Die Mitarbeiter arbeiten mit Schutzoveralls und Mundschutz, damit keine noch so kleinsten Partikel, wie beispielsweise Hautschuppen, den Produktionsprozess beeinträchtigen. Der Laserspezialist hat für die Bearbeitung von dünnstem Glas ein eigenes Verfashren namens LIDE (Laser Induced Deep Etching) entwickelt. Damit sei es möglich, das Material schnell und präzise zu strukturieren, ohne die Oberfläche zu beeinträchtigen, erklärt Bendele. So bleibe die ursprüngliche Stabilität des Glases erhalten. Glas fünfmal dünner als ein Haar: „Glas galt lange Zeit als sehr schwierig zu bearbeiten“, erläutert er. Mit der neuen Technologie ließen sich tiefe Mikrostrukturen erzeugen und damit etwa Schnitte, Löcher oder kleinste Taschen in das Glas einarbeiten. „Die Mitarbeiter können damit Glas sogar in einer Stärke von nur zehn Mikrometer bearbeiten, das entspricht etwa einem Fünftel eines menschlichen Haares.“ Mit diesem Verfahren kann Glas unter anderem für das Herstellen von Sensoren, Mikrochips und Mikrosystemen eingesetzt werden – und bietet eine große Gestaltungsfreiheit. Ein anschauliches Anwendungsbeispiel sei etwa dünnstes Glas, das für ein faltbares Display eines Smartphones verwendet werde. „In unserer Reinraumfabrik können wir jetzt schnell und effizient Komponenten und Mikrobauteile aus Dünnglas in größeren Mengen produzieren“, berichtet Roman Ostholt, Leiter der Abteilung Business Uni Electronic. „Das bedeutet für uns als Laserspezialisten eine wesentliche Erweiterung des Geschäftsmodells.“ „Es war uns wichtig, diesen Schritt am Standort Garbsen zu realisieren“, betont Bendele. „Hier sind wir auch in intensivem Austausch mit dem 2019 eröffneten Campus Maschinenbau und dem benachbarten Produktionstechnischen Zentrum.“ Von Jutta Grätz