Garbsen Seelze: Hat es ein Tierquäler gezielt auf Graureiher abgesehen?

Ein Tierquäler hat es in Garbsen und Seelze offenbar gezielt auf Graureiher abgesehen. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage wurde ein solcher Vogel gefunden, der mit einer Angelschnur gefesselt war. Zunächst entdeckte ein Mitarbeiter der Stadtentwässerung Garbsen am vergangenen Mittwoch ein Tier am Regenrückhaltebecken an der Husarenstraße in Stelingen. Es hing hilflos im Wasser und wäre beinahe ertrunken. Jetzt gibt es einen zweiten, fast identischen Fall im Seelzer Stadtteil Letter. Zweiter Fall ereignet sich in Letter: Das hat ein Feuerwehrmann bestätigt, der bei dem Einsatz Ende vergangener Woche dabei war. Dieser hat sich – anders als in Stelingen – nicht direkt an einem Gewässer abgespielt, sondern in einer Gartenkolonie. „In der Nähe befinden sich mehrere Teiche“, sagt der Ehrenamtliche aus Letter, der seinen Namen nicht nennen will. Die Vorgehensweise des Täters war ansonsten aber ähnlich wie im etwa sieben Kilometer entfernten Stelingen. Ein Anwohner fand den Fischreiher (so werden Graureiher auch genannt) und alarmierte die Feuerwehr. Diese befreite den Vogel, der mit einer Angelschnur am Flügel gefesselt war und sich nicht mehr bewegen konnte. „Anschließend haben wir ihn in die Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen gebracht, dort soll er sich erholen“, berichtet der Feuerwehrmann. Die Tierquälerei in Letter war der Polizei in Seelze auf Anfrage am Montag noch nicht bekannt. Die Polizei in Garbsen ermittelt indes bereits wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Sprecherin Karin Homann sagt: „So was haben wir hier überhaupt noch nicht erlebt“. Sie stelle sich die Frage, wie es der Unbekannte überhaupt geschafft habe, den Vogel zu fangen. Täter muss sich vorbereitet haben: Das weiß Zoologe Professor Gerhard Boenigk aus Stelingen natürlich auch nicht im Detail. Der Täter muss sich allerdings gut vorbereitet haben, sagt er. „Wenn man eine gewisse Distanz zu dem wilden Tier unterschreitet, flüchtet es, oder es wird sogar aggressiv“, sagt er. Deshalb gehe er davon aus, dass der Täter ein Netz oder eine andere Art von Falle benutzt hat. Ein denkbares Motiv für den offensichtlichen Hass auf die Vogelart seien deren Fressgewohnheiten, sagt der Experte. „Graureiher neigen dazu, immer wieder dorthin zurückzukehren, wo sie schon einmal erfolgreich Fische gefangen haben“, sagt Boenigk. Das könne für Besitzer von Teichen, in denen teure Fische schwimmen, unangenehme Folgen haben: „Ein Reiher unterscheidet nicht zwischen einem teuren japanischen Koi oder irgendeinem anderen Fisch.“ Deshalb gleich Gewalt gegen die Tiere auszuüben, sei aus seiner Sicht in jedem Fall „abnormal“, sagt Boenigk. Die Mitarbeiter der Stadtentwässerung in Garbsen werden in den nächsten Tagen noch ein wenig genauer hinsehen, wenn sie Gewässer kontrollieren, kündigt Stadtsprecher Benjamin Irvin an. Ein ähnlicher Fall von Tierquälerei sei auch ihnen in Garbsen in den vergangenen Jahren nicht bekannt. Sie finden hingegen häufiger Spuren von Anglern, die ihrem Hobby illegal an Teichen nachgehen, so Irvin. So erreichen Sie die Polizei in Garbsen: Hinweise auf mögliche Täter nimmt die Polizei in Garbsen unter Telefon (05131) 7014515 entgegen. Die aktuellsten Polizei- und Feuerwehrnachrichten aus Garbsen lesen Sie hier in unserem Ticker. Lesen Sie auch Wegen Corona finden Angler in Garbsen mehr Müll an den Teichen Fischsterben und Gestank am Regenrückhaltebecken in Stelingen Tauchgänge: Das verbirgt sich im Schwarzen See in Garbsen Von Gerko Naumann