Garbsen: Stadt und NLG entwickeln Neubaugebiet Im Stühe in Horst

Die ersten Pläne gab es bereits im Jahr 2000, nun werden die Äcker zwischen den Straßen Im Stühe und Am Kahlen Berge in Horst zum Neubaugebiet. Nach den Plänen der Stadtverwaltung könnten auf der 9,9 Hektar großen Fläche 161 Wohneinheiten entstehen, darunter 63 Einfamilienhäuser, 26 Reihenhäuser, 16 Doppelhäuser sowie 56 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Anwohner, Region, Naturschützer, Landwirte, Stadtwerke und der Netzbetreiber Tennet haben zu den Entwürfen Stellung genommen. In den nächsten Wochen beraten die politischen Gremien über die konkreten Bebauungspläne. Den Auftakt macht der Ortsrat Horst, dessen Sitzung bislang für Dienstag, 26. Januar, 20 Uhr, geplant ist. Lesen Sie auch: Das wünschen sich die Ortsbürgermeister in Garbsen für 2021 Die Äcker am Ortsrand von Horst, die bisher mehreren Eigentümern gehörten, sollen Platz machen für den dringend benötigten Wohnraum in Garbsen. „Die Grundstücksgrößen reichen von 500 bis 750 Quadratmetern für Einfamilienhäuser“, teilt Stadtsprecherin Christina Lange mit. Für Doppelhäuser sind sie rund 400 Quadratmeter groß. 15 Prozent der Wohnungen im geplanten Neubaugebiet sollen finanziell gefördert sein – so sieht es der 2020 beschlossene Baulandbeschluss vor, denn Horst zählt in Garbsen zu den eher ländlich geprägten Stadtteilen. Der Vorschlag der Stadt enthält eine weitere Einschränkung: Die Anzahl der Wohnungen in den Mehrfamilienhäusern soll auf acht begrenzt werden. NLG und Stadt vergeben Grundstücke: Die Erschließung und auch die Vermarktung der Grundstücke wird die Niedersächsische Landgesellschaft (NLG) in Abstimmung mit der Stadtverwaltung übernehmen. Die Verwaltung hatte 2016 ein Punktesystem für die Vergabe von Bauland entwickelt. Damit wurden auch die Grundstücksvergabe für die Neubaugebiete Hinter der Worth in Stelingen und Klüterfeld in Frielingen geregelt. Ob dieses System auch bei der Grundstücksvergabe in Horst gilt, steht noch nicht fest. „Verwaltung und Politik diskutieren derzeit über die Erfahrungen aus der Vermarktung der Grundstücke in den Baugebieten in Stelingen und Frielingen“, so Lange. „Dieses System muss nachgeschärft werden“, fordert indes Ratsherr Günther Petrak von den Unabhängigen. Auch Bauinteressierten, die keine Kinder oder nicht ihren Arbeitsplatz in Garbsen haben, müsse es ermöglicht werden, in Horst zu bauen. Der Start der Vermarktung steht noch nicht fest. „Diese wird nicht vor Herbst 2021 beginnen“, sagt Lange. Auch der Netzbetreiber Tennet, der die Stromtrasse Südlink plant und dafür die Westtrasse via Neustadt, Garbsen und Seelze favorisiert, hat sich zum Neubaugebiet Südlich Im Stühe geäußert. Der Geltungsbereich des Bebauungsplans liege innerhalb des einen Kilometer breiten geplanten Erdkabelkorridors, heißt es in der Stellungnahme. Es sei jedoch davon auszugehen, dass sich diese Siedlungsentwicklung „konfliktfrei realisieren lassen“ werde, wenn der Trassenkorridor für die Verlegung eines Erdkabels genutzt werde. Die Stromtrasse Südlink soll ab 2025 Windstrom von den Küsten Norddeutschlands nach Bayern und Baden-Württemberg transportieren. Das Erdkabel soll von Neustadt über Garbsen, Seelze, Gehrden, Ronnenberg und Wennigsen bis Springe führen. Der genaue Trassenverlauf von Südlink steht noch nicht fest. Die Stadt Garbsen hatte 2019 in ihrer Stellungnahme an die Bundesnetzagentur ausdrücklich kritisiert, dass geplante Wohnbauvorhaben, darunter in Horst und Frielingen, vom Trassenverlauf betroffen seien. Die Erschließung des Neubaugebiets und die Zufahrt führt über die Straßen Im Stühe und Am Kahlen Berge. Es soll in zwei Abschnitten gestaltet werden, ein lang gestreckter öffentlicher Grünzug verläuft von Nord nach Süd und gliedert die beiden Flächen. Dort sind ein Spielplatz sowie ein Fuß- und Radweg vorgesehen. In südlicher Richtung begrenzt eine Streuobstwiese den Bereich, in westlicher rahmt ein breiter Grünstreifen die Grundstücke. Auf einer Fläche nördlich der Straße Im Stühe sollen Parkplätze für Besucher des nahegelegenen Friedhofs gebaut werden. Stadt plant weitere Kita: Zudem plant die Stadt den Neubau einer Kita in Horst. Damit sollen die absehbaren „Versorgungsdefizite“ bei der Zahl an Kinderbetreuungsplätzen abgebaut werden, heißt es in der Beschlussvorlage. Der Ankauf einer Fläche werde seitens der Stadt vorbereitet. Dem Vernehmen nach handelt es sich um ein Grundstück am Steinwartskamp hinter dem Combi-Markt. Teil des Bebauungsplans ist auch eine rund fünf Quadratmeter große Ackerfläche in Schloß Ricklingen und zwar in Verlängerung des Lönswegs. Der Bereich, der sich bis zum Rand der Leineaue erstreckt und aktuell als Acker genutzt wird, ist für den Naturschutzausgleich, auch Kompensation genannt, vorgesehen. Dort sollen Ersatzreviere für die Feldlerche und die Wiesenschafstelze geschaffen werden. „Ich begrüße das Neubaugebiet sehr“, betont Horsts Ortsbürgermeister Peter Hahne (CDU). Insbesondere die Planung von Mehrfamilienhäusern schließe eine Lücke. Der Bedarf an Wohnungen in Mehrfamilienhäusern in Horst sei groß, so Hahne. „Das ermöglicht den wichtigen Generationswechsel im Ort“, sagt er. Ältere Menschen könnten so ihre Häuser an Jüngere, insbesondere Familien, abgeben und gleichzeitig im Stadtteil wohnen bleiben – mit allen bestehenden sozialen Kontakten. „Die Pläne der Verwaltung bieten dann auch die Chance für Mehrgenerationenhäuser“, sagt Hahne. „Ein Mix aus Alt und Jung, von Familien und Senioren in dem Neubaugebiet ist wichtig“, betont auch Ratsherr Petrak. Er hat sich seit mehr als 20 Jahren für die Entwicklung des Neubaugebiets eingesetzt. „Ich bin froh, dass es nun bald losgeht und damit rund 500 Menschen nach Horst ziehen werden“, sagt er. „Das stärkt und sichert nachhaltig die bestehende Infrastruktur mit Kitas, Grundschule, Ärzten und Einkaufsmöglichkeiten – und auch die Vereine.“ Von Jutta Grätz