Garbsen: Vermittlung von Pflegekräften aus Polen funktioniert weiter

Die Corona-Pandemie bereitet George Ehle weniger Kopfzerbrechen als gedacht. Der 62-jährige Garbsener vermittelt mit seinem Unternehmen Ehle 1zu1 Pflegebetreuung sogenannte 24-Stunden-Pflegekräfte aus Osteuropa an Familien, die ihre Angehörigen zu Hause betreuen wollen und Hilfe brauchen. Trotz strenger Regeln, Hygienekonzepten, Einreisebeschränkungen und Abstandsgebote war das bislang auch immer möglich. Kurz habe er zu Beginn des ersten Lockdowns im März Zweifel gehabt, sagt Ehle. „Als die europäischen Grenzen geschlossen wurden.“ Da habe er ernsthaft überlegt, ob er seine Arbeit für einen Zeitraum ruhen lassen müsse, weil die Pflegepersonen aus Polen nicht einreisen dürfen. „Das wäre nicht nur für mich schlimm gewesen, sondern auch für die Familien, die dringend jemanden brauchen.“ Einreise mit negativem Corona-Test: Es sei aber offiziell geregelt, dass die Pflegekräfte mit einem negativen Coronatest auch einreisen und bleiben können, sagt Ehle. Mit mehreren Einreiseformularen können sie sogar von einer verpflichtenden Quarantäne befreit werden. Es gebe auch genug Kräfte, die trotz des Risikos nach Deutschland kommen wollen, so der Garbsener. „Ich habe bislang zum Glück keine Ausfälle gehabt.“ Für ihn bedeutet die aktuelle Situation ein wenig mehr Bürokratie, weil zusätzliche Formulare gebraucht werden. Dennoch weiß der 62-Jährige auch, wie wichtig es ist, diese Option der Pflege zu Hause anbieten zu können. „Gerade weil auch Corona-Ausbrüche in Heimen gemeldet werden, denken einige Menschen verstärkt über eine Pflege ihrer Angehörigen in den eigenen vier Wänden nach“, sagt Ehle, der sich 2018 mit seiner Vermittlung selbstständig gemacht hat. Pflegekräfte wollen weiter arbeiten: In Zusammenarbeit mit mehreren osteuropäischen Agenturen sucht der Garbsener einen passenden Betreuer oder eine Betreuerin aus, die dann vier bis zwölf Wochen bei den zu pflegebedürftigen Menschen einzieht. Im Anschluss wechselt die Pflegekraft. „Bei meinen Besuchen bei den Familien trage ich Handschuhe und Mundschutz und bringe sogar meinen eigenen Luftreiniger mit“, sagt Ehle. Das Arbeiten sei angepasster. Größere Lücken entstünden durch die Pandemie aber nicht. „Ich habe immer Zeiten, in denen ich mehr Anfragen bekomme und dann wieder weniger“, sagt er. „Das hat nichts mit der Pandemie zu tun, und auch die polnischen Pflegekräfte wollen weiter arbeiten.“ 2009 hat Ehle selbst erfahren, wie es ist, wenn man von heute auf morgen Unterstützung braucht. „Meine Ehefrau hatte einen Herzinfarkt, seitdem ist sie auf eine Betreuung angewiesen“, sagt er. „Aufgrund der besonderen Situation meiner Frau kam kein Pflegeheim infrage. Ohne Erfahrung, welche Dinge bei der häuslichen Pflege und der Auswahl von geeigneten Betreuerinnen zu beachten sind, fiel uns der Anfang sehr schwer“, sagt er. Lesen Sie auch: Wie Covid-19 die Pflegekräfte belastet – ein Arzt berichtet von der Arbeit auf der Intensivstation Seine positiven Erfahrungen mit Pflegekräften etwa aus Polen haben Ehle bestärkt, in diesem Bereich selbst tätig zu werden und sein Netzwerk für andere zu nutzen. Die Pandemie mache deutlich, dass auch diese Pflegekräfte systemrelevant seien, sagt der 62-Jährige. „Sie sind ähnlich wie ambulante Pfleger im Krankenhaus eine Stütze der Gesellschaft.“ Dass die 24-Stunden-Kräfte mit in die Quarantäneverordnung des Landes Niedersachsen aufgenommen worden sind, sieht Ehle als wichtiges Signal. „Ich denke, es ist entscheidend, dass diese Art von Pflege auch in der Pandemie funktioniert.“ Von Linda Tonn