Gehrden: Der historische Verein in Lemmie löst sich auf

Nein, wehmütig klingt Heinrich Möller nicht. „Wir werden den Verein abwickeln“, sagt er. Nach 26 Jahren. Zuletzt habe das Interesse an der Arbeit des Historischen Vereins Lemmie (HVL) spürbar nachgelassen. Von den 129 Mitgliedern hätten laut Möller nur noch wenige dem Verein die Stange gehalten. Auch die Reaktion auf die Frage, ob jemand die Vorstandsarbeit übernehmen wolle, sei eher ernüchternd gewesen. „Niemand hat sich gemeldet“, sagt Möller, der in den zurückliegenden sechs Jahren Vorsitzender des HVL gewesen ist. Und gegen die Auflösung erhob sich bei der Abstimmung in einer virtuellen Mitgliederversammlung nur eine Gegenstimme. Mehr als 80 Prozent votierten für die Auflösung des Vereins. „Das ist ein eindeutiges Ergebnis“, sagt Möller. Umfangreiche Ortschronik erstellt: Und so ist der HVL jetzt das, mit dem er sich seit 1995 intensiv beschäftigt hat: Vergangenheit. „Aber ich denke, wir haben unsere Aufgabe erfüllt“, sagt Möller. Die Ortsgeschichte sei komplett aufgearbeitet worden. Unter anderem wurde ein Buch über die Lemmier Ortsgeschichte herausgegeben. Auf 420 Seiten wurde die Geschichte von Lemmie von 1216 bis heute aufgeschrieben. Etwa 20 Autoren werteten dafür alte Urkunden, Verwaltungsakten, Chroniken, Rechnungsbücher und andere Quellen aus und ließen die Ergebnisse in die Berichte einfließen. 250 Bücher wurden 2016 verkauft. Wer noch ein Exemplar haben möchte, bekommt es bei Heinrich Möller. Zahlreiche Vortragsreihen: Nun bleibt nur noch die Erinnerung an zahlreiche Vortragsreihen, wie beispielsweise „Der Weg nach Lemmie“, wo Mitbürger aus Italien, dem Iran, Litauen, Rumänien, China oder Finnland aus ihrer Heimat berichteten und erzählten, wie sie in den Gehrdener Ortsteil gekommen sind. „Das waren tolle Geschichten“, meint Möller. Lesen Sie auch Historischer Verein Lemmie erforscht wahres Alter des Ortes Lemmie: Eiche und Gedenkstein erinnern an Dorfjubiläum 420 Seiten über 798 Jahre Lemmie Ein historisches Rätsel wird zudem vermutlich nie gelöst werden. Aus dem 13. Jahrhundert ist eine Schenkungsurkunde für eine Mühlenstätte aufgetaucht. „Dabei gibt es in Lemmie gar keinen rauschenden Bach, der eine Mühle hätte antreiben können“, sagt Möller. Vielleicht sei Sorsum statt Lemmie gemeint gewesen. Historisch unterwegs wird Möller auch in Zukunft noch sein, allerdings in eigener Sache. Er befasst sich mit den Biografien seiner Eltern und seiner Großeltern. Und wer weiß: Vielleicht kommt Möller ja doch noch dem Rätsel um die Mühle auf die Spur. Von Dirk Wirausky