Rat und Verwaltung der Stadt Gehrden meistern die erste Corona-Sitzung

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen haben der Rat und die Verwaltung der Stadt Gehrden am Mittwochabend ihre erste öffentliche Sitzung während der Corona-Krise ohne große Probleme gemeistert. Maskenpflicht, verkleinertes Gremium, Sicherheitsabstand, Mikrofonstange für Redebeiträge: Die Abwicklung der ersten Ratssitzung seit dem vergangenem Dezember bedeutete zwar großen Aufwand. Trotzdem gab es für die gelungene Premiere viel Lob. „Der Rat hat gezeigt, dass er alle Aufgaben trotz der schweren Bedingungen erfüllt“, zog der Ratsvorsitzende Peter Lübcke (CDU) nach einer zweistündigen Versammlung zufrieden Bilanz. Die Beantwortung von Bürgeranfragen, Verpflichtung neuer Ratsmitglieder und Satzungsbeschlüsse für Bebauungspläne funktionierten reibungslos – trotz vielfach beschlagener Brillen und buchstäblich atemberaubender Wortbeiträge wegen des Mund-und-Nasen-Schutzes. Verwaltung verteilt am Eingang Masken: Die Kommunalpolitiker waren zuvor mehrheitlich bereits 30 Minuten vor dem Beginn an der Festhalle angekommen. In die weiträumige Halle hatte die Stadt die Sitzung verlegt, um vor allem den Mindestabstand zwischen den Ratsmitgliedern und den Zuschauern zu ermöglichen. Im Eingangsbereich verteilten Roswitha Klebert und Anja Mühlenbrink von der Verwaltung mit einer langen Stange den Mund-und-Nasen-Schutz. Lenthes Ortsbürgermeister Jürgen Ermerling wurde nach dem vorschriftsmäßigen Aufsetzen der Maske trotzdem vor dem Gang auf die Zuschauer-Empore von Verwaltungskraft Marita Born aufgehalten. „Sie haben sich noch nicht die Hände desinfiziert“, sagte Born und schickte Ermerling zur eingerichteten Desinfektionsstation. Ermerling war einer von insgesamt zwölf Besuchern der öffentlichen Sitzung. „Wir haben 20 Plätze für Zuschauer vorbereitet, insgesamt zwölf Gäste haben die Möglichkeit genutzt und sich telefonisch angemeldet“, sagte Mühlenbrink. Sie betonte, dass dies keineswegs die erste Ratssitzung einer Kommune in der Region Hannover während der Pandemie sei. Der Gehrdener Rat zähle insgesamt 29 Mitglieder, habe sich wegen der erforderlichen Abstände aber auf eine Versammlung nach dem „Pairing-Verfahren“ geeinigt: Bei dieser Form einer parlamentarischen Vereinbarung entsenden die Fraktionen entsprechend der gewählten Mehrheitsverhältnisse nur eine reduzierte Anzahl von Vertretern. Rat ist mit 17 stimmberechtigten Mitgliedern beschlussfähig: In seiner Begrüßung wurde der Ratsvorsitzende Peter Lübcke (CDU) genauer. Um Ansteckungsgefahren zu minimieren, halte sich der Rat an die empfohlenen Infektionsschutzmaßnahmen. Die AfD habe auf eine Teilnahme an der Sitzung verzichtet. „Trotzdem sind 17 von insgesamt 29 stimmberechtigten Ratsmitgliedern anwesend. Wir sind beschlussfähig“, sagte Lübcke. Der Ratsvorsitzende hatte auf seine Teilnahme nicht verzichtet, obwohl die Reduzierung des Gremiums gerade ältere Ratsmitglieder als Angehörige einer Risikogruppe vor einer Covid19-Erkrankung schützen sollte. Handschlag mit Nachrückern wird nachgeholt: Gekommen waren auch zwei Neulinge. Dominic Brüner wurde für die CDU als Nachrücker für Christiane Schmieder verpflichtet. Hannelore Dreblow von den Grünen hörte als Nachrückerin für Garonne van der Made die Pflichtenbelehrung von Bürgermeister Cord Mittendorf. Er bat beide, während der Zeremonie an ihren Plätzen zu bleiben. „Dies ist eine sehr denkwürdige Ratssitzung, deshalb werden wir ihre Verpflichtungen in besseren Zeiten mit einem nachgeholten Handschlag besiegeln“, sagte der Bürgermeister. CDU-Fraktionschef Thomas Spieker ließ es sich anschließend trotzdem nicht nehmen, den Neuling in seiner Fraktion mit einer gegenseitigen Berührung der Fußspitzen im Rat willkommen zu heißen. Um trotz der strengen Vorkehrungen Transparenz zu gewährleisten, hatte Bürgermeister Mittendorf schweren Herzens eine weitere Vorkehrung getroffen: Die von ihren Einsatzabteilungen bereits zu Ortsbrandmeistern gewählten Achim Flohr (Ditterke), Jürgen Weiberg (Redderse) und Sascha Harre (Everloh) wurden entgegen des guten Brauchs in Abwesenheit vom Rat nun auch offiziell ernannt – jeweils ohne Gegenstimme. „Ich habe sie gebeten, zuhause zu bleiben, um im Zuschauerraum mehr Platz für Bürger zu lassen“, erläuterte Mittendorf ihr unübliches Fernbleiben. Er werde sie später unter vier Augen im Bürgersaal vereidigen. „Lage in Gehrden ist stabil, dazu trägt jeder Bürger bei“: Der Bürgermeister nutzte die erste Ratssitzung des Jahres auch für eine Corona-Zwischenbilanz: Die Stadt habe sehr viel damit zu tun, die Anordnungen von Bund und Land umzusetzen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen – etwa für die angeordneten Schließungen der Schulen und Kitas sowie die Einrichtung von Notbetreuungen. Die Krise bedeute zwar erhebliche Einschnitte für das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben, der faire Umgang miteinander sei aber wichtig. Die Lockerungen der Regeln dürften nicht aufs Spiel gesetzt werden, sagte Mittendorf. Der Krisenstab der Stadt tage täglich und sei auf die nächsten Schritte gut vorbereitet. „Die Lage in Gehrden ist stabil, dazu trägt jeder Bürger bei.“ Die nächste Zeit werde sehr entscheidend sein. „Deshalb müssen wir alle weiter diszipliniert sein“, sagte der Bürgermeister. 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