Hemmingen: Wie der Bauhof zum bauhof wurde

Wer zu Konzert- und Kabarettabenden, zu Lesungen oder Diavorträgen in den bauhof kommt, kennt diesen als Kulturzentrum im Alten Dorf von Hemmingen. Und manche wundern sich vielleicht, warum die mit ihren 100 Plätzen meist ausverkaufte Kulturstätte den etwas seltsamen Namen – noch dazu kleingeschrieben – trägt. Die Erklärung dafür liegt in der Historie des Ortes begründet. Und einer, der sie selbst hautnah erlebt hat, hat nun nach vielen Jahren zusammen mit seinem Sohn Bernd wieder den Ort seiner langjährigen Berufstätigkeit besucht: Fritz Filax. Der inzwischen 82-jährige Arnumer hat auf dem Grundstück an der Dorfstraße 53 noch zu Zeiten gearbeitet, als man Bauhof dort noch groß schrieb. Bauhof-Werkstatt zieht 1975 ins Alte Dorf: Mit der Gebietsreform und der Eingemeindung Arnums zu Hemmingen am 1. März 1974 verlagerte sich der Standort des städtischen Bauhofs zur Unterhaltung der kommunalen Straßen, Wege und Plätze aus Arnum in die Sundernstraße in Westerfeld. Zuvor war der Arnumer Bauhof im heute so genannten Petersdom an der Göttinger Straße untergebracht. Als sich dann auch der neue Standort als zu klein erwies, wurden die Werkstatt und weitere Teile 1975 ins Alte Dorf in ein altes Bauernhaus ausgelagert. „Wir hatten hier unsere Werkstatt mit Ölheizung und zur Nachbarscheune hin eine Halle mit fünf Boxen und Toren für Schneeräumer, Fahrzeuge für Friedhofsarbeiten und Rasenmäher“, erinnerte sich Fritz Filax bei seinem Besuch im Gespräch mit seinem Sohn Bernd und dem Kulturvereins-Vorsitzenden Klaus Grupe. Mehrere Jahre fuhr Fritz Filax von hier aus auch mit der Kehrmaschine durch die Straßen der Stadt. Gebäude steht über vier Jahre leer: Seitlich vom heutigen – auch zum Parken – genutzten Dorfplatz stand damals außerdem ein Aufenthaltsraum für die sechs hier eingesetzten städtischen Bauhof-Mitarbeiter, darunter auch Maler. Im Jahr 1995 zog der Bauhof auch von hier wieder aus – als Betriebshof nach Arnum an den Hoher Holzweg. Bis 1999 stand das Gebäude im Alten Dorf leer – jenem Jahr, in dem zwölf Kulturinteressierte den Kulturverein bauhof Hemmingen gegründet haben. Bei einem kleinen Rundgang durch seine ehemalige Arbeitsstätte konnte Fritz Filax jetzt noch einmal die Veränderungen in Augenschein nehmen. „Wir haben hier damals zunächst selbst die Arbeitsgruben zugeschüttet und Kabel und Ähnliches herausgerissen. Die Hauptaufträge hat die Stadt dann an Fachfirmen vergeben“, erinnert sich Klaus Grupe. Dank eines Europäischen Dorferneuerungsprogrammes hätten sich die Stadt Hemmingen und die EU die Investitionskosten von damals 514.000 Mark je zur Hälfte geteilt. Eine Gasheizung wurde installiert, der Anbau mit dem Aufenthaltsraum und die Fahrzeugboxen wurden abgerissen und der hintere Gebäudeteil zur anderweitigen städtischen und dann privaten Nutzung abgetrennt. Ein Jahr später folgte die Umgestaltung des Vorplatzes. Premiere am 5. November 2000: „Am 5. November 2000 hatten wir mit einer Lesung unsere Premiere“, sagt Klaus Grupe und zeigt auf ein Werbeplakat von damals, das heute im Foyer des bauhofs an der Wand klebt. Seitdem haben in der nur 110 Quadratmeter großen Veranstaltungsstätte weit über 50.000 Besucher mehr als 700 Veranstaltungen gesehen. Auch dank etwa 80.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit durch die zahlreiche Aktiven unter den inzwischen knapp 150 Mitgliedern. Tischlermeister Bernd Filax, der in Ohlendorf unter anderem Oldtimer sammelt und diese immer mal wieder gern auch beim Tag des Offenen Denkmals zeigt, stand selbst mal auf der bauhof-Bühne. „Das war vor vielen Jahren mit unserer Gitarrengruppe ConGitars“, erinnerte er sich. Sein Vater Fritz war hingegen seitdem nicht mehr in den Räumen: „Ich bin hier, seit ich 2000 in Rente gegangen bin, immer nur mit dem Rad vorbeigefahren.“ Das soll sich nun ändern. Im Namen des Kulturvereins lud Grupe den Bauhof-Senior zum Veranstaltungsbesuch ein. Lesen Sie auch: 20 Jahre bauhof im Schnelldurchlauf Daniel Helfrich tritt im ausverkauften bauhof Klaus Grupe wird mit der Ehrennadel ausgezeichnet Von Torsten Lippelt