Es ist nicht immer der Fall, dass sich Bürger und Politiker vollkommen einig sind. Doch wenn es um den Kiesabbau in Wilkenburg geht, zieht die gesamte Stadt an einem Strang. Diesen Eindruck vermittelte zumindest die Ratssitzung am Donnerstagabend: Sämtliche Fraktionen sprachen sich gegen den Kiesabbau aus. "Der Fund der Römerlagers ist für uns ein Sechser im Lotto. Hemmingens Gaststätten sollten den Römertopf in ihr Angebot aufnehmen", sagt DUH-Mitglied Christian Herrnleben augenzwinkernd.
Archäologische Fundstücke weisen darauf hin, dass vor 2000 Jahren rund 20.000 Legionäre zwischen Arnum und Wilkenburg campiert haben. Diese archäologische Entdeckung wird den Kiesabbau zumindest verzögern. Schacht geht sogar davon aus, dass das Projekt jetzt ganz aufgegeben wird. "Die Sicherstellung der historisch wertvollen Kunststücke dürfte mit einem erheblichen Kostenaufwand verbunden sein, der die Gewinne des Kiesabbaus vermutlich drastisch übersteigen wird", sagte er. Dies sei nicht nur aufgrund der Auswirkungen auf Mensch und Natur zu begrüßen, sondern auch vor dem Hintergrund, dass wichtige kulturhistorische Funde sonst unwiederbringlich verloren gingen.
Mittlerweile gibt es noch ein zweites Argument gegen den Kiesabbau in Wilkenburg. Die Kirche will ihr 38.000 Quadratmeter großes Grundstück in dem Gebiet nicht verkaufen. Die Ratsvorsitzende Kerstin Liebelt (SPD) lobte: "Die Kirche verzichtet auf die Einnahmen durch den Grundstücksverkauf. Dieser Entscheidung gebührt Dank und Anerkennung der Stadt." Der SPD-Fraktionsvorsitzende Jens Beismann sagte: "Jetzt haben wir sozusagen auch noch Rückendeckung von oben bekommen, um den Kiesabbau zu verhindern."
Auch die Fraktionsvorsitzenden der CDU und der Bündnisgrünen, Ulff Konze und Jürgen Grambeck, sprachen sich gegen das Projekt aus. "Wir geben durch unsere einstimmige Stellungnahme ein starkes Signal an die Region Hannover", sagte Grambeck. Viele der rund 40 anwesenden Gäste applaudierten den Ratsmitgliedern.