Isernhagen: IGS-Projekt lässt Schüler Verantwortung übernehmen

Mit kleinen Schaufeln ausgestattet stehen die beiden Schüler Moritz und Anthony im Sandkasten der Kita Kunterbunt. Gemeinsam mit den Kindern der Trollgruppe buddeln sie ein großes Loch – und die beiden Zwölfjährigen haben sichtlich Spaß dabei. Doch sie sind nicht nur zum Spielen in der Kita. Bereits seit Ende der Herbstferien unterstützen die beiden Jungs die Erzieher jeden Freitag für 90 Minuten. Denn im Rahmen des Projekts Verantwortung der IGS Isernhagen engagieren sich alle Siebtklässler ein halbes Jahr lang im sozialen Bereich. Schüler haben viel Spaß in der Kita: Die Schüler konnten sich ihre Tätigkeit dabei selbst aussuchen. „Ich war früher selbst hier im Kindergarten“, erläutert Anthony seine Wahl. „Mir macht es einfach Spaß, auf Kinder aufzupassen und mit ihnen zu spielen.“ Dazu hat er in der Krippe viele Gelegenheiten. Mal baut er den Kuscheltieren der Ein- bis Dreijährigen eine Höhle, mal liest er ihnen aus einem Buch vor. „Wenn das Wetter gut ist, gehen wir mit ihnen aber auch nach draußen.“ So auch am Freitag. Während sich die Kinder der Elfengruppe unter anderem am Klettergerüst ausgetobt haben, hatte Anthony diese immer im Blick. „Ich habe auch eine Nichte, die bald zwei wird. Ich bin schon gespannt, ob sie eher neugierig oder schüchtern wird.“ Während sich Anthony um die Jüngeren kümmert, beschäftigt sich Moritz mit den Drei- bis Sechsjährigen aus dem Kindergarten. Besonders Spaß macht ihm dabei, mit ihnen fangen oder verstecken zu spielen sowie sich im Toberaum aufzuhalten. „Ich kann hier aber auch sehr viel lernen, zum Beispiel wie man mit Kindern richtig umgeht“, sagt der Zwölfjährige. „Ich glaube, ich bin auch jemand, der gut mit Menschen umgehen kann.“ Für den weiteren Verlauf des Projektes wünscht er sich, dass er noch vieles mehr lernt. „Ich könnte mir vorstellen, dass ich im Kindergarten noch mal ein Praktikum mache. Das entscheide ich aber erst nach dem halben Jahr.“ Institutionen freuen sich über Unterstützung der Schüler: Doch nicht nur die Schüler selbst sind begeistert, sondern auch Kita-Leiterin Beate Schleier. „Soziales Engagement ist immer wichtig.“ Doch auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel ist sie von dem Projekt begeistert. „Es bindet so die Anwärter, die später eventuell Interesse an dem Beruf haben.“ Ähnlich sieht dies auch Lars-Eike Brandes, Vorsitzender der DLRG-Ortsgruppe Isernhagen. „Wir sind der Schule sehr dankbar, dass uns auch in diesem Jahr wieder Schüler unterstützen. Wir haben immer Probleme, ausreichend Schwimmtrainer zu finden. Daher hilft uns die Unterstützung unheimlich.“ Und der zwölfjährige Maximilian hat sichtlich Spaß dabei. Ausgestattet mit einem DLRG-T-Shirt ist er einmal in der Woche im Schwimmbad Isernhagen und trainiert die Kinder, die sich zum Rettungsschwimmer ausbilden lassen. „Wir geben ihnen immer verschiedene Anweisungen und passen auf, dass nichts passiert“, sagt Maximilian. Besonders bewundert er, wie gut die Kinder schon schwimmen können. Auch er selbst hat schon einige Erfahrungen gesammelt. „Ich schwimme in meiner Freizeit und habe auch schon einen Tauchkurs gemacht. So bin ich auch auf die Idee gekommen, zum DLRG zu gehen.“ Und auch später könnte er sich vorstellen, in diesem Bereich zu arbeiten. Schüler sollen Erfahrungen sammeln: Noch nicht sicher, ob sie später einmal etwas in dieser Art machen möchte, ist sich hingegen Alina. „Es macht mir aber sehr viel Spaß, Neues auszuprobieren und hier mitzumachen“, sagt die 13-Jährige, die ebenfalls am Beckenrand unterstützt. Das gilt vor allem für das Schwimmen selbst. „Ich hoffe, dass ich noch mehr lerne, zum Beispiel über die Schwimmtechnik.“ Gerade das Sammeln von Erfahrungen ist der IGS sehr wichtig. „Wir wollen die Jugendlichen an einem wichtigen Punkt ihrer Entwicklung abfangen, damit sie früh Berührungspunkte mit älteren, jungen oder kranken Menschen machen“, erläutert Malte Sprengel, Fachbereichsleiter für Arbeit-Wirtschaft-Technik. Der Fachbereich hat sich den Schwerpunkt der Berufsorientierung gesetzt und daher das Projekt Verantwortung mit aufgenommen. „Uns ist es wichtig, dass sie schon in der siebten Klasse Verantwortung übernehmen.“ Nach der Praktikumsmesse gibt es ein Zertifikat: Damit die Schüler aber nicht unvorbereitet in das Projekt gehen, wird dieses in der Zeit zwischen den Sommer- und Herbstferien bereits im Unterricht vorbereitet. Neben Erläuterungen zum Ehrenamt sowie dem Umgang mit alten oder kranken Menschen stellt jeder Schüler auch schon die Institution vor, in der er arbeiten wird. „Die Schüler müssen sich die Praktika bis zu den Sommerferien selbst suchen. Da erwarten wir von den Zwölfjährigen schon sehr viel.“ Sind die Schüler dann erst einmal in den Institutionen, gibt es sowohl am Anfang als auch am Ende ein Reflexionstreffen und Sprengel selbst kommt ein- bis zweimal jeden Schüler dort besuchen. Doch nach dem Praktikum ist das Projekt noch nicht beendet. Für die Siebtklässler steht nun die Präsentation ihrer Arbeit bei einer Praktikumsmesse an. „Das erste Projekt war schon richtig erfolgreich, und die Messe ist sehr gut eingeschlagen“, sagt Sprengel. Als Anerkennung und für das Engagement bekommen die Schüler ein Zertifikat verliehen. „Das ist auch ein Bonuspunkt für spätere Bewerbungen“, meint der Fachbereichsleiter. Denn was zeichnet einen Bewerber schon mehr aus als die Tatsache, dass er Verantwortung übernehmen kann? Lesen Sie auch. Schulcampus in Altwarmbüchen: IGS und Gymnasium feiern Richtfest. Hühnermobil ist zu Gast an der IGS Isernhagen Von Lisa Otto