Isernhagen: Was macht ein Landwirt im Januar?

Gibt es bei Landwirten im Winter Langeweile? Nein, Ruhe kehrt bei den Bauern in Isernhagen gerade in den kalten Monaten nicht ein. Zumindest Landwirt Horst Wehde aus Isernhagen H.B. hat auch im ersten Monat des neuen Jahres viel zu tun. Er und seine Söhne Henning und Hannes erzählen, was im Januar auf ihrem Hof aktuell alles anfällt. Im Winter ist Landwirt Horst Wehde viel im Stall: „Ich verbringe jetzt sehr viel mehr Zeit im Stall“, sagt Horst Wehde, dessen Hof an der Burgwedeler Straße in H.B. liegt. Bevor die Ackerwirtschaft im März wieder losgeht, muss sich der 52-Jährige um seine Rinderzucht kümmern. Von November bis März erblicken die meisten Kälber das Licht der Welt. „In der Zeit werden 70 Jungtiere geboren“, berichtet Wehde. Dann gibt es jede Menge zu tun. „Nicht alle Geburten verlaufen ohne Probleme“, sagt der Bauer, der auch schon mal nachts bei einer Geburt dabei sein muss. Zehn Monate bleiben die Kälber den Müttern. Bauer versorgt 75 Mutterkühe und 200 Nachzuchttiere: Während in der Saison der Wecker bereits um 5.30 Uhr klingelt, beginnt der Tag für die Wehdes jetzt eine Stunde später. Vater Horst Wehde und seine zwei Söhne versorgen die fünf Zuchtbullen, 75 Mutterkühe und rund 200 Nachzuchttiere mit Futter. „Wir halten die Tiere auf Stroh“, sagt Horst Wehde, der Landwirt aus Leidenschaft ist – und gerade den Stall ausfegt. Ständig muss er das Stroh heranschaffen und wechseln sowie die Ställe ausmisten. Von April bis November seien die Tiere auf den Weiden, dann falle nicht so viel Arbeit an. Charolais-Rinder sind robuste Tiere: Seit 35 Jahren züchtet Horst Wehde Charolais-Rinder. Als grazile Tiere gehen sie nicht gerade durch. Vom Wuchs her sind sie groß, breit und muskulös. „Sie sind robust“, sagt der 52-Jährige. Die Rasse stammt aus Frankreich, ist einfarbig weiß in der Jugend und später cremefarben, ohne Pigmentflecken. Bei der Charolais-Rasse handelt es sich nicht um Milchvieh. Die Tiere sind ausschließlich Fleischrinder, die beim Schlachter Backhaus in Brelingen vermarktet werden. Landwirt sägt Hecken und Bäume: Im Winter sind die Wehdes weniger auf ihren Getreidefeldern unterwegs. Gleichwohl müssen rund um die Flächen immer wieder Sträucher oder auch Bäume geschnitten worden. Um die Feldgehölze zu beseitigen oder zu kürzen, holt Sohn Hannes aus dem Schuppen eine Motorsäge heraus. „Wir müssen auch zugewachsene Zufahrten zu unseren Feldern freimachen“, sagt der 21-Jährige und sägt einen heruntergefallen Ast durch. Typische Arbeit im Januar ist die Wartung von Maschinen: Eine typische Arbeit im Januar ist auch die gründliche Wartung und Pflege der Schlepper und Erntemaschinen sowie der Wirtschaftsgebäude. „Wir sehen alle Maschinen durch, und wenn es nötig ist, reparieren wir sie“, berichtet Horst Wehde. An den Traktoren führt er Öl- und Filterwechsel durch und ersetzt an der Kreiselegge die verschlissenen Zinken und am Grubber die stumpfen Schare. „Das kann ich selbst erledigen“, sagt der. Auf dem Hof fallen zudem auch Arbeiten wie das Säubern der Dachrinnen an. „Als Landwirt hat man keine Hobbys“: Und dann ist da noch die Arbeit im Büro. Dafür ist der Winter der ideale Zeitpunkt. Hier gilt es vor allem, die Buchführung und allen dazugehörigen Schreibkram zu erledigen. Auszüge, Belege und Lieferscheine müssen sortiert, Abrechnungen erstellt werden. „Gegen 18 Uhr ist unser Tag derzeit beendet und die Tiere versorgt“, sagt der 52-Jährige. Doch das werde sich im Frühjahr wieder ändern, wenn der Ackerbau beginne. Dann werden die Arbeitstage auch wieder länger. Viel Zeit bleibt also nicht. Und darum gilt für Wehde: „Als Landwirt hat man keine Hobbys, weil die Arbeit bereits ein Steckenpferd ist.“ Von Katerina Jarolim-Vormeier