Isernhagen: Wie die Corona-Krise zwei Restaurantbesitzerinnen die Neueröffnung verhagelt hat

Sie hat seit Jahren davon geträumt und hart dafür gekämpft: Samia Miro hat im Februar ein eigenes Restaurant in Altwarmbüchen eröffnet. Bereits Anfang des Jahres übernahm auch Barbara Merkel das frisch renovierte Bistro Cavaletti des Reit- und Fahrvereins in Isernhagen H.B. Beide Wirtinnen eint: Sie hatten eröffnet, sich gerade erst mit ihren Bistros einen Namen gemacht – und schon mussten sie wegen der Corona-Beschränkungen wieder schließen. Betreiberin investiert viel Geld in den Bistro-Ausbau: Betreiberin Miro und ihre Schwägerin haben viel Geld in den Ausbau des kleinen Bistros in der Ladenpassage an der Bothfelder Straße investiert. Über die genaue Summe will die in Syrien geborene Frau nicht sprechen. Jedenfalls ist der modern ausgebaute Gastraum samt Kamin und einem Ofen für Kumpir – so nennt man Ofenkartoffeln in ihrem Heimatland – seit vier Wochen verwaist. „Corona hat uns ausgebremst“, sagt die 45-Jährige. „Dabei hatte alles gut angefangen“, berichtet Miro. Die ersten vier Wochen hatte sich der kleine Imbiss im Herzen Altwarmbüchens bekannt gemacht. Die Gäste seien gekommen und mit dem Essen sehr zufrieden gewesen. Aber schon im März hatten Miro und ihre Tochter Kathrin kaum noch etwas zu tun. „Manche Tage haben wir hier sechs Stunden verbracht und kein einziges Gericht verkauft“, sagt die 21-jährige Tochter mit großem Bedauern. Die Enttäuschung ist groß: Seit Wochen sind alle Restaurants, Cafés und andere Gastronomiebetriebe in Niedersachsen wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Ausgenommen davon ist der Außer-Haus-Verkauf. Viele Lokale bieten seitdem diesen Service an. Auch Samia Miro und ihre Tochter kochen nun auf Bestellung, und die Gäste holen sich ihre Speisen selbst ab. Doch die Kalkulation, wann die Gerichte gefragt sind, fällt sehr schwer. Freitags etwa habe bislang kaum ein Mensch eine Bestellung abgegeben. Am vergangenen Freitag hätten dann aber doch einige Kunden Essen abgeholt. Dabei muss die 45-jährige Altwarmbüchenerin jeden Tag frische Ware für die verschiedenen Salate einkaufen. Sie gibt viel Geld aus und verdient wenig. Die Kosten laufen weiter: Um die Krisensituation zu meistern, hatte Miro die Soforthilfe der Bundesregierung beantragt – und tatsächlich schnell ein Überbrückungsgeld von 6000 Euro erhalten. Das sei eine tröstliche Unterstützung, über die sie sich sehr freue, um in der schwierigen Zeit über die Runden zu kommen, sagt sie. „Denn die Raten für die Renovierungsarbeiten laufen weiter und die Miete für das Lokal auch“, sagt die 45-Jährige, die bereits seit 25 Jahren in der Region lebt. Ihren Traum vom kleinen Restaurant lebt Miro indes weiter und hofft, das Lokal trotz der Krise fortführen zu können. „Aufgeben wäre zu einfach“, sagt Tochter Kathrin. Auch sie setzt darauf, dass beide bald das Bistro wieder öffnen können. Gleichwohl sind beide wegen des ausbleibenden Geschäfts traurig. „Die Enttäuschung ist groß, besonders, wenn man grade erst losgelegt hat“, sagt Miro. Corona-Beschränkungen treffen auch die neue Cavaletti-Wirtin: Getroffen hat die Krise auch Barbara Merkel. „Man will starten und kann nicht.“ Die Langenhagenerin hatte zum 1. Januar das Bistro Cavalatti auf dem Gelände des Reit- und Fahrvereins Isernhagen übernommen. Weil der Verein als Sportstätte zumachen musste, bleibt seit dem 20. März auch das frisch renovierte Lokal auf dem Areal an der Burgwedeler Straße für die Öffentlichkeit geschlossen. Aber es ist nicht ganz zu. „Ich musste aus der Krisensituation ja was machen.“ Merkel bietet deshalb einen täglich wechselnden Mittagstisch für die Vereinsmitglieder zur Abholung an. Weil andere Menschen das Vereinsgelände nicht betreten dürfen, liefert sie ihr Mittagessen auch aus. Neuerdings weisen Speisekarten in einem Schaukasten an der Einfahrt des Reitvereins und auf einem Schwarzen Brett im Einkaufszentrum in H.B. auf ihre Gerichte hin. Mit dem „Schlemmertelegramm“ durch die Krise: Das wechselnde Angebot nennt Merkel „Schlemmertelegramm“. Dieses gibt es montags bis freitags von 11.30 bis 14.30 Uhr. Am Sonnabend ist zur gleichen Zeit Suppen-Tag. „Zuletzt hat es Linsensuppe gegeben, die kam gut an“, berichtet Merkel – und die Reiter hätten ihren „Henkelmann“ mitgebracht. Merkel will mit dem Mittagstisch die Pandemie überbrücken – in Betracht gezogen hatte die Gastronomin so ein Angebot zuvor nicht. „Aber etwas muss man tun.“ Merkel hatte zehn Jahre lang bis zur Schließung des Hallenfreibades Godshorn 2017 dort das Bistro Pastallissimo betrieben und ist ebenfalls Pächterin des Imbisses am See in Bissendorf-Wietze. „Wer in dieser Situation keine Reserven hat, ist arm dran“, sagt die Wirtin, die normalerweise zwei 450-Euro-Kräfte beschäftigt. „Die haben jetzt keine Einnahmen.“ Sie kämen aber damit gut zurecht. Wie auch Merkel selbst. Denn auch der Reit- und Fahrverein tue alles, was in der Krisensituation möglich sei. Im Januar und Februar hat Merkel bereits reichlich Unterstützung durch die Vereinsmitglieder erfahren. Alle hätten sich gefreut, dass das Vereinsgelände durch die wieder eröffnete Gaststätte belebt werde. „Wann ich wieder richtig loslegen kann, das weiß ich nicht.“ Das tägliche HAZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Hannover täglich gegen 6 Uhr im E-Mail-Postfach. Liveticker: Die Lage in Hannover und Niedersachsen im Überblick Aktuelle Zahlen zum Coronavirus in der Region Hannover: So viele Infizierte gibt es HAZ-Expertenforum: Das antworten Mediziner auf Leserfragen zum Virus Alle Artikel zum Coronavirus in der Region auf einen Blick So können Sie Geschäften, Gastronomie und Freiberuflern in der Region Hannover jetzt helfen Lesen Sie auch: Kirchhorster Begrüßungsschilder sollen Mut in der Corona-Krise machen Corona-Krise: Bistrobetreiber bittet Kirchhorst um Hilfe Von Katerina Jarolim-Vormeier