Corona-Krise in Laatzen: Großteil der Läden im Leine-Center darf mit Hygieneauflagen wieder öffnen

Fast fünf Wochen wirkte das Leine-Center größtenteils wie ausgestorben. Mit Ausnahme eines Dutzend existenzieller Geschäfte wie Lebensmittelläden, Drogerien und Reinigung mussten die meisten anderen der knapp 100 Läden wegen der Corona-Pandemie kurzfristig zu machen. Nun kehrt das Leben in die Passagen und Läden zurück, wenn auch stark von Flatterbändern, Abstandshinweisen, Händedesinfektionsmitteln geprägt und Menschen, die zunehmend mit Mundschutz unterwegs sind. Geschäftstreibende und Kunden äußern sich erleichtert. „Es ist eine heftige Situation“, fasst Sabrina Ide, Filialleiterin des Herrenbekleidungsgeschäftes Camp David, die jüngsten Entwicklungen zusammen. Seit dem 17. März musste ihr Laden wie bundesweit Abertausend weitere geschlossen bleiben. Am Freitag fiel dann die Entscheidung, dass Geschäfte mit einer Verkaufsfläche bis 800 Quadratmeter unter Auflagen ab Montag wieder öffnen dürfen. Das Wochenende über schrieb die vierfache Mutter Dienstpläne für die Beschäftigten in Kurzarbeit, traf Vorkehrungen zur Umsetzung des Hygieneplans wie der Begrenzung und Lenkung des Kundenstroms. Die Corona-Pandemie seine eine große Herausforderung, sie lasse sich aber nicht verrückt machen, sagt Ide und zieht das Tuch vor Mund und Nase zurecht. Mit Zollstock und Klebeband: Einige Geschäfte weiter, bei Fielmann, kniet eine Mitarbeiterin mit Zollstock und Klebeband und bringt Abstandsmarkierungen auf den Boden. Diese sollen die bis in die Mitte der Passage reichende Schlange neu ordnen. Vieles musste am ersten Tag hier und dort improvisiert werden. An Verkaufstresen wo der sogenannte Spuckschutz noch fehlt, sorgen Kartons oder rote Kunststoffkisten für den nötigen Abstand. Die Zugänge zu den Geschäften sind verkleinert – mit Schaufensterlementen, Flatterband, Waren- und Kleiderständern. Einige haben gleich separate Ein- und Ausgänge geschaffen, wie Mc Paper oder Nanu-Nana. „Gott sei dank, können wir wieder hier sein“, sagt Cornelia Halm, Storemanagerin von S’Oliver erleichtert. Es sei wichtig, endlich wieder arbeiten und Geld verdienen zu können, schließlich könne ihr Laden als Franchiseunternehmen nicht auf einen Rettungsschirm hoffen, wenn die Einnahmen wegfielen. Expert hat Verkaufsfläche halbiert: Der Elektronikladen Expert zieht besonders viele Kunden an. Filialleiter Ricardo Mielke musste jedoch die Hälfte der 1600 Quadratmeter großen Verkaufsfläche abtrennen. Vieles an Elektronikzubehör ist nun außen vor. Gefragt seien vor allem Telefone, Staubsauger, Waschmaschinen, große Kühl-Gefrier-Kombinationen und nicht zuletzt Kaffeemaschinen, so Mielke: „Man merkt, dass die Leute im Home-Office sind.“ Die Buchhandlung Thalia verzeichnete am Morgen ebenfalls einen großen Zulauf. „Eine Kundin sagte, sie habe den Geruch der Bücher vermisst“, berichtet Anja Lier, die noch einiges räumen muss. Reiseliteratur sei dieser Tage verständlicherweise kaum gefragt, dafür umso mehr Schulmaterial fürs Lernen Zuhause. Und auch die Corona-Literatur werden kommen. „Spätestens im Juli“, schätzt Lier. Öffnungszeiten noch uneinheitlich: Die Öffnungszeiten der Geschäfte sind noch uneinheitlich und von den normalen Center-Zeiten von 10 bis 20 Uhr mitunter weit entfernt. Einige wie die Änderungsschneiderei Kaplan, die derzeit nur Reparaturen annehmen aber wegen der Kontaktbeschränkung kein Maß am Menschen nehmen darf und nun vornehmlich Mundschutz verkauft, wollen zunächst nur test- und stundenweise geöffnet. „Wir müssen abwarten“, so der allgemeine Tenor. Es sei gut, dass die Geschäfte wieder öffneten, sagt Kundin Gerda Husnik. Die Rethenerin weiß um die Sorge vieler Menschen, vor allem von Senioren, und freut sich über die Entwicklung hin zu mehr Normalität. Auch ein anderer Laatzener äußert sich zufrieden, nun wieder in mehr Geschäften direkt einkaufen zu können. Osterwald: „Große Probleme oder Andränge blieben bisher aus“: Der städtische Außendienst, der die Umsetzung der Verordnung in Laatzen für die Region überwacht äußerte sich zufrieden. „Aus Sicht des Teams Sicherheit und Ordnung ist der erste Tag der neuen Verordnung gut angelaufen“, sagte Sebastian Osterwald. „Große Problem, Andränge oder ähnliches blieben bisher aus.“ Nur vereinzelt seien Beratungen nötig gewesen, im Wesentlichen aber wurden die erforderlichen Auflagen umgesetzt. Auch von Beschwerden wurde der Stadt nichts bekannt. Kunden kritisieren Kommunikationsfluss: Sie sei froh, dass die Geschäfte wieder öffneten, sagt Kundin Kritik gab es aus Sicht mehrerer Kunden am Informationsfluss des Leine-Centers. Entgegen der Ankündigung in den Sozialen Medien fand sich auf der Internetseite bis zum frühen Montagabend nur eine veraltete Übersicht zu den geöffneten Shops mit dem Stand vom 17. März. Da zwischenzeitlich auch die Telefonnummer des Centers überlastet war konnten Besucher sich mitunter nur gezielt bei den Geschäften erkundigen. Entsprechend häufig läuteten am Montag die Telefone in den Passagenshops. Es sei zunächst nicht klar gewesen, wer tatsächlich kurzfristig öffne, erklärte Centermanager Guillermo Poveda Fernandez. Von Montagabend an sollten die Informationen aktualisiert sein. Mehr als ein Dutzend Geschäfte noch geschlossen: Wenngleich die meisten Läden im Leine-Center schon am Montag wieder öffneten, blieben auch noch mehr als ein Dutzend dunkel: darunter C&A und H&M sowie mehrere kleinere Bekleidungs-, Handy- und Geschenkelädchen und Imbisse. Mindestens der Juwelier Christ, der Gamerladen, das Taschengeschäft Jens Koch sowie ein Asia-Imbiss wollen am Dienstag wieder öffnen. Der 1-Euro-Shop hat dies für Freitag, 24. April, angekündigt. „Wir freuen uns, dass die Shops wieder aufmachen“, sagte Centermanager Poveda. Der erste Tag sei zwar noch sehr ruhig gewesen und weiterhin würden alle Hygienemaßnahmen und Kontaktbeschränkung gelten, aber „es ist wichtig, dass gewisse Normalität wiederkehrt“. Das tägliche HAZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Hannover täglich gegen 6 Uhr im E-Mail-Postfach. Lesen Sie auch: Zwangspause verlängert: Politikbetrieb in Laatzen ruht bis 15. Mai Laatzener Tafel öffnet ab Montag wieder Trauer um Kunstkreis-Gründer Helmut Borsum Probleme bei der Hygiene: Wie fit sind Hannovers Schulen für den Neustart? Von Astrid Köhler