Laatzen: Polizei durchsucht Räume in Gleidingen mit Großaufgebot

Mit einem Großaufgebot und Dutzenden Kräften war die Polizei am Mittwoch seit den frühen Morgenstunden in Gleidingen im Einsatz. Nach einem Hinweis auf verschiedene, schwere und seitens der Polizei und Staatsanwaltschaft nicht näher definierten Straftaten durchsuchten die Beamten Räume an der Hildesheimer Straße und an weiteren Adressen. Tatsächlich wurden bis zum späten Nachmittag keinerlei Anhaltspunkte gefunden, die den Verdacht erhärteten. Der Hinweis sei von Anfang an mit Skepsis betrachtet worden, betonte Oberstaatsanwalt Thomas Klinge am Nachmittag: „Weil es erhebliche Vorwürfe waren, mussten wird dem trotzdem nachgehen.“ Welche Vorwürfe genau im Raum standen, wollte der Staatsanwalt zum Schutz der Persönlichkeit der Verdächtigten nicht äußern. Nur soviel: Terror sei nicht das Thema gewesen. Der Oberstaatsanwalt trat gegenüber der HAZ zudem Gerüchten entschieden entgegen, wonach der Einsatz in Gleidingen etwas mit dem Fall der vermissten Madeleine McCann zu tun gehabt haben könnte: „Der Hinweisgeber hat nichts von Maddie gesagt, wir haben deshalb nicht wegen Maddie gesucht“, sagt Klinge. Der Zugriff erfolgte ab etwa 6 Uhr morgens zeitgleich bei „mindestens vier Adressen“, teilte Klinge auf Nachfrage mit. Außer in Gleidingen wurden auf Basis der Aussage des Hinweisgebers auch noch Räume in anderen Kommunen als Laatzen durchsucht. Wo genau, dazu wollte sich der Staatsanwalt ebenso wenig äußern wie zur genauen Zahl der von der Polizei aufgesuchten Adressen. Fakt ist, dass bisher bei keiner der verdächtigten Personen – laut Klinge Männer und Frauen – Hinweise auf eine Straftat gefunden wurden. Diese sind nach Angaben Klinges allesamt unbescholtene Bürger. Anders der Hinweisgeber. Dieser sei alles andere als unbescholten, sagte der Staatsanwalt, ohne näher auf mögliche Vorstrafen oder Auffälligkeiten einzugehen. Mögliches Verfahren wegen falscher Verdächtigung: Die Ermittlungen im aktuellen Fall sind noch nicht abgeschlossen, betonte Klinge. Sollte sich aber auch nach der Auswertung aller sichergestellten Datenträger herausstellen, dass keine Straftaten begangen wurden, werden die Ermittlungen in eine andere Richtung verlaufen. Dann würde die Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen falscher Verdächtigung gegen den Hinweisgeber einleiten, so Klinge. Es spreche einiges dafür, dass bewusst etwas erzählt wurde, um anderen zu schaden. Allein in Gleidingen war am Mittwoch ein Großaufgebot der Polizei im Einsatz. Auch Spürhunde waren dort. Wie Anwohner und Passanten berichten, hatten die Beamten am frühen Morgen an verschiedenen Orten in Gleidingen Stellung bezogen. So standen zwei große Fahrzeuge den weiteren Tag über auf dem Parkplatz des Discounters Penny an der Oesselser Straße. Der eigentliche Einsatz konzentriert sich aber auf die Hildesheimer Straße: An der Einmündung zur Ringstraße wurde ein begehbarer Container samt Sichtschutz aufgestellt. Polizei baut mobile Wache auf: Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wiederum, auf dem Parkplatz des Möbelgeschäftes Grein, wurde am Morgen eine mobile Wache samt separater Stromversorgung abgeladen, in einiger Entfernung auch zwei Toilettenhäuschen. Die Polizei war somit auf einen längeren Einsatz eingestellt, der alles andere als unbeobachtet blieb. Unzählige Passanten und Anwohner wunderten sich über das große Aufgebot und verfolgten das Geschehen entlang der Hauptverkehrsstraße. „Zehn Leute sprangen raus und marschierten los“: Der Kioskbetreiber Egon Müller wurde am Morgen Zeuge des Spezialeinsatzes: „Um kurz nach 6 Uhr fuhren zwei Autos vor“, berichtet Müller, dessen Laden etwas mehr als 100 Meter vom späteren Einsatzort entfernt steht: „Zehn Leute sprangen raus und marschierten in Reih’ und Glied los.“ Das Ehepaar Ursula und Kurt Garzke wohnt in unmittelbarer Nähe des Einsatzortes und wunderte sich am Morgen über das ungewöhnliche Getümmel vor seiner Tür: „Da waren so viele Leute und Polizei.“ Als das Paar schließlich vor das Haus trat und sich nach dem Grund des Einsatzes erkundigte, erhielt es seitens der Polizei nur vage Antworten. Der Geschäftsmann Walter Bootsmann wiederum musste am Morgen unmittelbar an den Polizeifahrzeugen und Absperrungen vorbei, um überhaupt sein Möbelgeschäft Grein öffnen zu können. Diese standen mitsamt der mobilen Wache direkt davor. „Die Polizei hat mir gesagt, dass sie einen Einsatz haben und die Fahrzeuge hier parken müssen“, erzählt Bootsmann. Er habe dies hingenommen und nur gedacht: „Es wird schon seinen Grund haben.“ Die Ermittler waren fast den ganzen Tag über in Gleidingen. Am frühen Abend dann wurde der Polizeieinsatz für beendet erklärt und die mobile Wache wieder abtransportiert. Von Astrid Köhler