Laatzen: Seniorenbeirat kritisiert Schließung der Volksbank Gleidingen

Verärgert und mit Unverständnis reagiert der Seniorenbeirat Laatzen auf die angekündigte Schließung der Volksbank in Gleidingen. „Für die Senioren ist das eine Katastrophe, dass sie künftig nach Rethen fahren sollen“, sagte der Vorsitzende Winfried Kahle. Auch Dieter Mahler, Seniorenbeiratsmitglied aus Gleidingen, will die Entscheidung nicht einfach hinnehmen. Die Volksbank Hildesheim-Lehrte-Pattensen hatte Mitte August angekündigt, den Standort Gleidingen im Laufe des Jahres 2021 aufzugeben und stattdessen eine sechsstellige Summe in die Erweiterung der Rethener Filiale zu investieren. Lesen Sie auch: Volksbank gibt 2021 Filiale in Gleidingen auf – und investiert in Rethen „Warum denkt niemand an die älteren Bewohner in dieser Gemeinde?“, fragt der 64-jährige Mahler. Viele Senioren wöllten oder könnten keine Onlinegeschäfte abwickeln, weil die technischen Voraussetzungen fehlen oder aufgrund von Sicherheitsbedenken. Wenn der persönliche Kontakt nicht mehr möglich und Bankschalter und Automaten dauerhaft geschlossen seien, gebe es in Gleidingen nur noch Geld an der Kasse des örtlichen Discounters Penny und über den gebührenpflichtigen Bargeld-nach-Hause-Service der Bank, so das Beiratsmitglied. Mahler macht keinen Hehl daraus, dass er sich den neuen gemeinsamen Standort in Gleidingen wünscht. Im Gegensatz zu der Filiale in Rethen sei die in Gleidingen mehrgeschossig, so der 64-Jährige. „Die baulichen Voraussetzungen wären doch vorhanden“, sagt er. „Warum kommen die Rethener nicht nach Gleidingen?“ Das Geld für den angekündigten Umbau dort könnte sich die Bank dann sparen. Sanierungsstau und bauliche Mängel in Gleidingen: Die Volksbank widerspricht und verweist auf einen größeren Sanierungsstau und bauliche Mängel in Gleidingen, darunter Wasserschäden. Diese seien nicht wirtschaftlich zu beheben, teilte Banksprecherin Angelika Babinski mit. „Das Gebäude in Rethen ist hingegen noch sehr jung, besitzt eine gute Substanz und bietet Möglichkeiten der Erweiterung.“ Die Größe der Geschäftsstelle – in Gleidingen haben 2400 Kunden ein Girokonto, darunter 200 Gewerbetreibende, in Rethen sollen es ähnlich viele sein – sei nicht ausschlaggebend für die Standortschließung gewesen, stellt die Sprecherin klar. Vielmehr reagiere die Volksbank auf den allgemeinen Wandel bei den Bankgeschäften hin zu Onlinegeschäften mit weiter steigender Tendenz und dem immensen Aufwand beim Betrieb der immer weniger frequentierten kleinen Filialen. Bankgeschäfte auch telefonisch möglich: Wie die Gleidinger Kunden ohne Filiale und Einkauf an Bargeld kommen? Mit einem Vorlauf von zwei bis drei Tagen könne jeder legitimierte Volksbankkunde telefonisch über die Servicenummer (05121) 1660 für einen bestimmten Liefertag bis zu 500 Euro in seiner Wunschstückelung bestellen und erhalten, so die Sprecherin. Als Liefergebühr sind pauschal 5 Euro zu zahlen. Alle Standardbankgeschäfte im sogenannten unbaren Zahlungsverkehr könnten auch telefonisch beauftragt werden. Der Seniorenbeirat kritisiere die angekündigte Schließung, sagte der Vorsitzende Kahle, gleichwohl mache er sich keine Illusionen, dass an der wirtschaftlichen Entscheidung etwas zu ändern sei. Das zeige die Reihe an Geschäftsstellen verschiedener Banken und der Sparkasse, die trotz Protesten und Unterschriftensammlungen bereits dichtgemacht wurden. Nachnutzung des Volksbankgebäudes noch unklar: Wann genau die Volksbank an der Hildesheimer Straße 553a schließt, ist noch ungewiss. Das Unternehmen betont, dass es erst so weit sei, nachdem die Filiale nahe dem Rethener Bahnhof erweitert wurde – „im Laufe des Jahres 2021“. Was aus dem Gebäude in Gleidingen wird, ob es zur anderweitigen Nutzung vermietet, verkauft oder abgerissen wird, ist ebenfalls unklar. „Unser Fokus liegt zunächst auf dem Anbau in Rethen“, so Babinski. „Danach werden wir uns mit entsprechenden Planungen befassen und Gespräche führen.“ Lesen Sie auch Laatzen: Neubaugebiet in Gleidingen soll 250 Wohnungen und Häuser bieten Von Astrid Köhler