Laatzens Gastwirte verkaufen jetzt außer Haus

Für Natalja Schurawski ist es eine Selbstverständlichkeit: „Die kleinen Läden müssen jetzt unterstützt werden“, sagt die Mutter zweier Kinder. Sie steht am Donnerstagabend bei Dimli's Döner an der Hildesheimer Straße und wartet darauf, dass Suleyman Rusten ihre Bestellung fertig macht: drei Döner-Rollen für die Familie. Die Buchhalterin kommt zwei- bis dreimal im Monat zu Dimli's. Diesmal hat sie extra vorher angerufen, ob überhaupt offen ist. Was eine gute Idee war, denn offene Restaurants und Imbisse sind derzeit keine Selbstverständlichkeit. Bei den Laatzener Gastwirten ist die Lage ernst, doch die meisten bieten weiterhin Essen zum Abholen oder auf Rädern. Dabei profitieren diejenigen, die schon vorher einen Lieferdienst hatten. Das Restaurant Lorenz an der Würzburger Straße zum Beispiel: Mario Lombardi und sein Team decken die komplette Speisekarte ab und sind wie üblich erreichbar. Wer über die Lorenz-App bestellt, kann kontaktlos per PayPal bezahlen, Abholer bekommen Rabatt. Damit der Mindestabstand von zwei Metern eingehalten werden kann, hat Lombardi einen der Eingänge mit mehreren Tischen versperrt: Wer Pizza und Pasta abholen will, öffnet die Tür von außen und bekommt sein Essen über die Tische geschoben. Bisher hat er rund 50 Pizzen pro Tag verkauft. „Davon wird keiner reich. Aber was soll man auch machen?“, fragt Lombardi. „Sind froh, wenn nur 10 Prozent herumkommen“: Für andere Wirte ist selbst solch ein eingeschränkter Betrieb keine Option. Der Imbiss Bosporus an der Hildesheimer Straße hat geschlossen. Auch im Rethener Erbenholz ist nichts los, das Restaurant ist seit vergangener Woche dicht, das Hotel seit dieser Woche: Der letzte Gast reiste am Donnerstag ab. „Wir hatten mit 200.000 Euro Umsatz für März und April kalkuliert. Das hätte auch gut ausgesehen, mit den Osterfeiertagen, Familienfeiern und der Hannover-Messe; auch das Hotel war ab März sehr gut gebucht“, sagt Geschäftsführer Marcel Bilshausen. „Jetzt sind wir froh, wenn noch 10 Prozent davon herumkommen.“ Normalerweise kommen ins Erbenholz viele Touristen, Rethener, dazu Gesellschaften. Doch wegen der beschaulichen, aber abseitigen Lage mache ein Lieferdienst oder Außerhausverkauf keinen Sinn, sagt Bilshausen. „Die Ausfälle holen wir nicht mehr rein.“ Das Team hat daher alle möglichen Kosten gesenkt, Mülltonnen und den Firmenwagen abgemeldet, Strom gespart. „Mitte April wäre Schluss, Hilfe bräuchten wir also vorher.“ Auch im Leine-Center sind die Gänge fast gespenstisch leer, es sind nur noch wenige Läden geöffnet – unter anderem die beiden Drogeriemärkte, zwei Bäcker und der Rewe-Supermarkt. Unter den Imbiss-Angeboten bieten zumindest der griechische Laden Bei Anna und die Filiale des Wurst-Basars noch Essen zum Mitnehmen. Andere sind mit Absperrband versehen, Stühle und Tische zusammengeschoben. Besonders gut läuft das Geschäft nicht, sagt Andreas Sievers, der Chef am Stand vom Wurst-Basar. Viele wüssten wohl nicht, dass die Filiale weiterhin offen ist, wenn auch nur bis 18 statt 20 Uhr. Das Personal, sonst neun Mitarbeiter in der Fleischerei und fünf im Imbiss, wurde stark heruntergekürzt: Je zwei Mitarbeiter decken nun die Bereiche ab. Warmes Essen zum Mitnehmen gibt es aber nach wie vor, die Tageskarte ist im Internet abrufbar. Auch Bei Anna ist das Angebot eingeschränkt: Salate und warmes Essen sind weiter zu bekommen, Gyros in der Box, auf dem Pappteller, als Rolle. „Wir wollen jedes Risiko vermeiden“: Im La Rocca in Gleidingen hat sich das Team entschieden, lieber gleich zu schließen. Kurzarbeit ist für alle sechs Mitarbeiter beantragt, ansonsten leben die Betreiber von ihren persönlichen Rücklagen. Über einen Lieferdienst haben sie nachgedacht, aber nur, falls die Lage länger anhält. In der Situation jetzt könnte das Restaurant bis Ende April durchhalten, „danach müssten wir schauen, was wir machen“, sagt Marja Brunettin. Die Mitarbeiter sind derzeit zu Hause: „Wir wollen jedes Risiko vermeiden und gehen uns daher aus dem Weg.“ Das Restaurant Dilara in der Nähe des Messegeländes dagegen setzt auf Außerhausverkauf und Lieferservice – beides geht sonst auch neben dem Restaurantbetrieb, jetzt ist es die Hauptaufgabe. Wie lange noch? Das ist die große Frage, die alle bewegt. Dankbar über jeden Tag: Elke Bostelmann ist für jeden Tag dankbar, an dem sie öffnen kann. Die Inhaberin des Wiesendachhaus in der Leinemasch hat zwar ihre Küche geschlossen, aber Eis und Kuchen sowie Getränke und heiße Bockwürste sind ab 12 Uhr „to go“ zu bekommen, natürlich mit gebührendem Abstand. „Die Leute freuen sich, dass man hier noch mal etwas auf die Hand kaufen kann“, sagt Bostelmann. Auch beim Feinkost-Italiener Il Tartufo mag man den Kopf nicht in den Sand stecken. Giuseppe de Feudis kämpft, denn Kosten für Miete und Personal fallen ja trotzdem an. „Ich möchte nicht zu Hause sterben“, so de Feudis, „jeder Euro hilft“. Er bereitet weiter Nudelgerichte und anderes zu, für Sonnabend hat er Spargel bestellt. „Wir nehmen mit, was geht“: Den Wirten ist allerdings klar, dass das Geld auch bei ihren Kunden knapp werden kann, wenn auch die erst mal Kurzarbeit machen müssen. Gökhan Gürhan, Chef von Mel's Diner, hofft daher, dass der für ihn neue Lieferservice dem Burgerladen hilft. Bisher sei der Außerhausverkauf ganz gut, wenn auch weniger als vor der Corona-Krise. Für das Ausliefern stehen zwei Mitarbeiter mit Auto bereit. „Wir nehmen mit, was geht“, sagt Gürhan, „jeder Euro lohnt sich.“ So sieht es auch Suleyman Rusten von Dimli’s Döner. Zwar käme nun weniger als die Hälfte der Gäste. Aber vielleicht wird das mit einem neuen Lieferdienst besser. Das Team hat sich bei Lieferando angemeldet. Wer Außerhaus-Verkauf und/oder Lieferservice bietet, ist auch im Internet bei der Stadt Laatzen zu finden. Auf www.laatzen.de können sich Gastronomen und Imbissbetreiber auf der Leiste „Coronavirus-Infos hier“ kostenfrei registrieren lassen. Geschäfte und Restaurants müssen schließen, Freiberufler haben kein Einkommen mehr: Viele Kleinunternehmer in der Region Hannover wehren sich jetzt mit kreativen Ideen gegen die drohende Pleite. Hier zeigen wir Ihnen, wer in Ihrer Nachbarschaft jetzt Hilfe braucht - und wie Sie diese leisten können: So können Sie helfen: Alle Einträge in einer Tabelle und auf einer interaktiven Karte Sie benötigen selbst Hilfe? Dann tragen Sie hier Ihr Geschäft oder Ihre Aktion ein Das tägliche HAZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Hannover täglich gegen 6 Uhr im E-Mail-Postfach. 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Laatzens Gastwirte verkaufen jetzt außer Haus – und jeder Euro zählt