Laatzen Rethen So entsteht ein Hochbahnsteig: Baustellenbesuch am Galgenberg

Am Sonnabend um halb 5 Uhr morgens hat die letzte Straßenbahn an der Haltestelle Galgenbergweg in Rethen gehalten. „Und sofort danach haben die Bauarbeiten angefangen“, sagt Torben Mikus, der den Bauherren des Projekts vertritt, die Infrastrukturgesellschaft der Region Hannover. An der Haltestelle in Rethen soll bis Ende August ein Hochbahnsteig entstehen. 5,5 Millionen Euro kostet das Projekt, davon entfallen 3,6 Millionen Euro auf die reinen Baukosten, 2,7 Millionen Euro steuert das Land bei. Hildesheimer Straße bis Montag gesperrt: Am Montag sind die alten Schienen auf mehreren Hundert Metern schon abgebaut. Auch der Schotter aus dem Gleisbett ist entfernt und teilweise schon mit neuem ersetzt worden. Und noch etwas ist anders: Teile des Galgenbergs wurden abgetragen – bis zu einer Höhe von 60 Zentimetern. Die Fläche, auf welcher der Hochbahnsteig entstehen soll, liegt viel tiefer als die parallel verlaufende Hildesheimer Straße, die auf dem Abschnitt wegen der Bauarbeiten noch bis Montag, 10. August, gesperrt ist. „Der Bahnsteig muss auf einer Geraden liegen“, sagt Mikus. Deswegen musste auf der Kuppe des Galgenbergs Erde abgetragen und die Fläche begradigt werden. Die Erde auf der Baustelle gleich weiter zu benutzen ist nicht möglich. Sie werde jetzt zwischengelagert, auf Schadstoffe untersucht und dann entsorgt, erläutert Mikus. Flutlicht im Badezimmer: Karl-Heinz Walther und Lothar Wallow stehen am Rand der Baustelle und beobachten interessiert die Arbeiten. Es sei gut, dass hier jetzt etwas passiere, sagt Walther, der in der Siedlung neben der Baustelle wohnt. „Als die hier nachts gearbeitet haben, hatten wir Flutlicht im Badezimmer.“ Gleichwohl ist der Bau eines Hochbahnsteigs für den Rethener nicht die optimalste Lösung. „Die Üstra hätte vor Jahren schon Niederflurbahnen kaufen und einsetzen sollen“, findet Walther. Aber jetzt kommt eben der Hochbahnsteig. Und dessen Bau „von der Pieke auf“ miterleben zu können, finden beide Männer spannend. Wallow ist aus Gleidingen zur Baustelle gekommen. Hinter den Männern hat ein Kran gerade einen 6 Meter langen und 4,9 Tonnen schweren Gleisrost auf die künftige Fahrbahn gehievt. An diesen Rosten entlang entsteht der 100 Meter lange Hochbahnsteig – bestehend aus einer 70-Meter-Plattform und je 15 Meter langen Rampen. Dafür müssen die Schienen neu verlegt werden. Sie müssen weiter auseinander liegen, denn der Bahnsteig kommt nun in ihre Mitte. Er wird 4,50 Meter breit sein. Beim Verlegen der tonnenschwere Gleisroste, auf die dann die Schienen gesetzt werden, müssen die Gleisarbeiter millimetergenau arbeiten. „Das Gleis muss am Ende auf zwei Millimeter richtig liegen“, sagt Mikus. Mehr Spielraum hätten die Arbeiter nicht. Gemeinsam bugsieren die Männer das tonnenschwere Bauteil auf die zuvor planierte Fläche. Ein Kollege überprüft mit einem Tachymeter, einem Vermessungsgerät, das sich an zuvor festgelegten Punkten orientiert, ob der Gleisrost richtig liegt. Liegt er. Der nächste ist an der Reihe. Wegen der Arbeiten am Hochbahnsteig ist die Hildesheimer Straße zwischen Feuerwehr und Enzianweg derzeit gesperrt. Ab Montagmorgen, 10. August, soll der Verkehr dann wieder rollen – rechtzeitig vor Beginn des Berufsverkehrs, wie die Infra, Eigentümerin der Gleisstrecken, ankündigt. Allerdings ist die Straße weiterhin nur in Fahrtrichtung Gleidingen freigegeben. Wie in den vergangenen Monaten bleibt sie Einbahnstraße in Richtung Süden. Der Stadtbahnverkehr nimmt ebenfalls am Montag ab 3 Uhr wieder seinen Betrieb auf. Die Üstra hat bis dahin einen Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. jd Hochbahnsteig soll Ende August fertig sein: „Am 29. und 30. August werden die letzten Teile für den Hochbahnsteig auf die Gleise gesetzt“, sagt Mikus. Der Fahrbetrieb ist dann schon längst wieder angelaufen: Am Montag, 10. August, ab 3 Uhr sollen die Straßenbahnen wieder auf den Schienen fahren und an der Ersatzbahnhaltestelle halten. Die Arbeiten laufen dann parallel zum Straßenbahnbetrieb. Bis dahin ist noch viel zu tun: Etwas weiter entfernt von dem künftigen Gleis – dort, wo auf beiden Seiten die Schienen ausgetauscht und neuer Schotter auslegt worden ist –, kommt Ende der Woche eine Stopfmaschine zum Einsatz. Sie wird den jetzt noch locker aufgetürmten Schotter an und unter den Bahnschienen festdrücken. Erst danach können die 15 Meter langen einzelnen Gleisschienen miteinander verschweißt werden. Und auch das Verlegen der Gleisroste am und in direkter Nähe des künftigen Hochbahnsteiges dauert: Insgesamt müssen 60 der fast fünf Tonnen schweren Bauteile genau verlegt werden. Rund um die Uhr im Zweischichtbetrieb: Derzeit arbeiten die Gleisarbeiter rund um die Uhr im Zweischichtbetrieb auf der Baustelle. Am Montagmorgen sind 20 von ihnen vor Ort an der Arbeit. Alle sind männlich. Eine Frau gebe es allerdings auch hier auf der Baustelle, erzählt Mikus. Sie ist Bauleiterin. Lesen Sie auch Rethen: Land gibt 2,3 Millionen Euro für Hochbahnsteig am Galgenbergweg Nachtarbeiten am Hochbahnsteig Rethen dauern länger Hildesheimer Straße wird wegen Hochbahnsteig voll gesperrt Von Nadine Wolter