So soll die Kita-Betreuung in Laatzen ausgeweitet werden

Bei Laatzens Eltern liegen die Nerven zunehmend blank: Seit Mitte März bieten die Kindertagesstätten im Stadtgebiet nur noch eine Notbetreuung für systemrelevante Berufsgruppen an. Ein Ende ist für viele nicht abzusehen. Frühestens im August, so hatte es Kultusminister Grant Hendrik Tonne unlängst angekündigt, könnten die Einrichtungen wieder zum Regelbetrieb übergehen. „Die ersten Wochen haben wir noch gemanagt“, sagt eine junge Mutter, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Seit zehn Wochen sei ihre dreijährige Tochter inzwischen zu Hause – und bei der Arbeit werde die Situation immer schwieriger. Im Büro habe sie inzwischen etliche Minusstunden angehäuft, zehn Tage Urlaub seien bereits durch die Krise aufgebraucht. Zeitweise habe sie ihre Tochter mit ins Büro genommen, „aber das stört den Betriebsablauf“, sagt die Angestellte. „Mein Freund wird stundenweise bezahlt: Wenn er zu Hause ist, kriegt er kein Geld“. Das Problem des Paares: Keiner von beiden ist in den sogenannten systemrelevanten Berufen tätig, zwei Anträge bei der Stadt auf eine Notbetreuung wurden bislang abgelehnt. Auch die Notgruppen sind nicht voll: Verständnis für die Notsituation auch der Kindertagesstätten und der Behörden hat das Paar. Aber es fehle einfach eine Perspektive. Auch fragen sich beide, warum die Notbetreuung in Laatzen bislang so stark begrenzt ist, obwohl mehr Kapazitäten vorhanden sind. Von Einrichtungen aus Hannover wisse sie, dass sie zumindest vorläufig auch Kinder aufnehmen, obwohl diese weder Vorschüler seien noch deren Eltern systemrelevante Berufe hätten. In Laatzen hingegen werden in manchen Gruppen kaum Kinder betreut. Die Stadtverwaltung lehnt solche vorläufigen Platzvergaben hingegen ab, da man sich „immer noch in der Notbetreuung nach dem Infektionsschutzgesetz“ befinde, wie Sprecher Matthias Brinkmann erläutert. Allerdings habe man vergangene Woche angefangen, die Betreuung in den Kindertagesstätten schrittweise auszuweiten. Rechtlich möglich ist dies seit dem 11. Mai, die Stadt hat jedoch einige Tage benötigt, um die zwei Tage zuvor erlassene Verordnung des Landes umzusetzen. „Wir arbeiten die seit 11. Mai eingehenden Anträge auf Notbetreuung nach den erweiterten Kriterien ab“, sagt Brinkmann. Dazu zählen Eltern aus weiteren Berufen, aber auch Vorschüler und Kinder mit Sprachförderbedarf. So sei die Zahl der betreuten Kinder binnen weniger Tage von 268 auf 353 erhöht worden. „Die Ausweitung der Notgruppen solle sukzessive erfolgen, sodass sie sich nach und nach auffüllen.“ Dabei orientiere man sich an der Maßgabe des Landes, bis Ende Juni eine landesweite Betreuungsquote von 50 Prozent zu erreichen. Stadt will schrittweise weitere Kinder aufnehmen: Profitieren dürften davon im nächsten Schritt zunächst weitere Vorschüler – auch solche ohne Sprachprobleme: „Voraussichtlich in der nächsten Woche, wenn feststeht, welche Räume und personellen Ressourcen dann noch zu Verfügung stehen, können in den Einrichtungen, wo dies noch möglich ist, weitere Kinder im Rahmen von gesonderten Vorschulgruppen aufgenommen werden“, heißt es im Rathaus. Kinder von Eltern wie beispielsweise des genannten Paares wären dann frühestens im nächsten Schritt an der Reihe, wobei sich die Stadtverwaltung dabei vorsichtig äußerst: Ob es Ende Mai noch Kapazitäten gebe, um weitere, nicht priorisierte Kinder aufzunehmen, bleibe abzuwarten. „Wir schauen uns aber die besondere Situation dieser Kinder, wenn sich die Familien melden, immer genau an“, versichert Brinkmann. Bis zum Regelbetrieb sind die aktuellen Zahlen freilich noch weit entfernt. Insgesamt standen in Laatzens Kindertagesstätten zum Jahresbeginn 2186 Plätze in Krippen, Kindergärten und Horteinrichtungen zur Verfügung. Lesen Sie auch: „Das können wir nicht erfüllen“: Stadt dämpft Erwartungen bei Kita-Notbetreuung Stadt öffnet Spiel- und Sportplätze: Für Familien wird es leichter Von Johannes Dorndorf