Langenhagen: Neues Jugendzentrum der Johanniter ist sehr beliebt

Wer noch nicht drin war, hat ein kleines, aber entscheidendes Problem: Wo ist der Eingang? Dass sich der einzige öffentliche Zugang unauffällig zwischen die grauen Betonstelen der Außenhaut schmiegt und von der Seite so gut wie nicht zu sehen ist, mag Designern gefallen. Praktisch ist es nicht. Glücklicherweise aber schadet es auch nicht. Jedenfalls nicht der Beliebtheit des neuen offenen Jugendzentrums in Langenhagens Stadtmitte: Der von der Johanniter Unfallhilfe betriebene und im Herbst 2019 eröffnete Ersatz für das zwei Jahre zuvor abgerissene Unabhängige Jugendzentrum (UJZ) erfreut sich inzwischen reger Beliebtheit. So sehr jedenfalls, dass das Team zu allem kommt – aber „nicht mehr dazu, sich mal in Ruhe der Büroarbeit zu widmen“, sagt Leiterin Jennifer Rihm mit einem Lachen. Wochentags ab 14 Uhr geöffnet: Aktuell hat das Jugendzentrum an allen Wochentagen ab 14 Uhr geöffnet. Schlusszeit ist in der Regel gegen 19 Uhr. „Wir schmeißen dann aber nicht alle sofort raus“, sagt Sozialpädagoge Martin Hein. „Wir lassen dann nur keinen mehr rein und fangen an aufzuräumen.“ Nach den ersten Monaten durften die Jugendlichen in einem Meeting im Dezember ihre Wünsche formulieren. „Wir haben dabei vieles richtig ausdiskutiert“, sagt Rihm. Für die Mädchen gibt es seither am Dienstag von 14 bis 18 Uhr ein eigenes Programm. „Manche Jungs haben sich darüber beschwert“, ergänzt Rihm. Für sie aber gibt es dafür eigene Veranstaltungen. „Wir wollen Kochen für Jungs anbieten“, sagt Hein. Während dieser Aktion könnten die männlichen Jugendlichen ihre ganz eigenen Themen besprechen. „In dieser Zeit bieten wir für die Mädchen im Obergeschoss eigene Aktionen an“, ergänzt Sozialpädagogin Yanna Sandrock. Auch jüngere Kinder dürfen kommen: Da jüngere Kinder inzwischen ihr Interesse gezeigt haben, dürfen freitags auch Zehnjährige schon ins Jugendzentrum. „Um 18 Uhr allerdings müssen die wieder gehen“, sagt Hein. Danach bleiben die Räume neuerdings für die älteren Jugendlichen bis 21 Uhr geöffnet. Ein direkter und nicht nur inhaltlicher Übergang zum Programm des Café Monopol im Mitteltrakt des Hauses der Jugend scheitert derzeit noch an fehlenden Türklinken an den Durchgangstüren im Gebäude. „Momentan müssen die Jugendlichen wieder nach draußen und durch den Eingang des Mitteltraktes gehen“, sagt Rihm. Das soll sich ändern. „Sobald wir unser Tonstudio fertig eingerichtet haben, sollen das auch die Musiker nutzen können, die im Café Monopol auftreten. Zudem plant die Musikschule Langenhagen mit uns eine Kooperation im Tonstudio.“ Pfandsystem eingerichtet: Diskussionswürdig im Dezember waren allerdings auch unschöne Aspekte. „Wir sind vielleicht ein wenig naiv an die Vergabe von Spielen gegangen“, räumt Sandrock ein. Tischtennisschläger wurden kaputt geschlagen. Auch der Bildschirm in einem der „Chill“-Räume im Obergeschoss hat seit wenigen Tagen eine ziemliche Delle. Offenbar hat jemand mit Wucht hinein geschlagen. Drei von vier Sitzsäcken sind aufgerissen worden. „Wir vergeben unsere Spiele oder die Controller für die Konsole seither nur noch gegen einen Pfand“, sagt Rihm. Auch die kurzfristig ausgehängte Tür des Raumes im Obergeschoss kehre demnächst zwar zurück, die Nutzung des Raumes aber sei künftig nur noch gegen einen Pfand möglich. Wer will am Regionsentscheid der besten Fifa-Kicker teilnehmen? Um diese E-Sport-Turnierfahrkarte geht es am Freitag, 28. Februar, beim Fifa-Turnier in den Räumen des Jugendzentrums am Langenforther Platz. Gastgeber sind alle Jugendeinrichtungen der Stadt: Sowohl die städtischen Jugendtreffs laden dazu ein als auch das mobile Jugendprojekt Maja und die Johanniter Unfallhilfe, in deren Räumen das virtuelle Fußballturnier am Bildschirm ausgespielt werden soll. Wer auf den ersten beiden Plätzen landet, fährt zum Regionscup nach Mellendorf. Dort geht es am Sonnabend, 7. März, um die Regionsmeisterschaft. Sowohl um die Fahrt nach Mellendorf als auch um die Betreuung während des Turniers kümmern sich die Jugendpfleger der am Freitag in Langenhagen gastgebenden Institutionen, sagt Sozialpädagoge Martin Hein. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Teilnehmenden müssen mindestens zwölf Jahre alt sein. Beginn ist um 15.30 Uhr, voraussichtliches Ende gegen 21.30 Uhr. Da die Plätze begrenzt sind, bittet Hein um Anmeldung unter Telefon (05 11) 48 97 31 50. Gespielt wird FIFA20 auf der PS4. Gute Erfahrungen im Work-&-Play-Bereich: Wirklich gute Erfahrungen hat das Team mit der Work-&-Play-Zone im Obergeschoss gemacht. Vier Computerarbeitsplätze mit Internetanschluss würden tatsächlich auch für Hausaufgaben genutzt. „Wir haben schon so manchen Praktikumsbericht begleitet, und die Jugendlichen waren danach total baff, welch gute Note sie darauf bekamen“, erzählt Rihm. Um das eigene Netz vor Viren zu schützen, dürfen fremde Datenträger nicht mitgebracht werden. „Aber die Jugendlichen können sich ihre Dokumente per E-Mail zuschicken, oder wir drucken sie hier aus.“ Das Problem mit der Eingangstür haben Rihm und ihr Team natürlich auch längst erkannt. Dass es außen noch immer kein Schild gibt, hat allerdings einen (guten) Grund: Die Johanniter Unfallhilfe schraubt intern derzeit an ihrem Erscheinungsbild. Das Corporate Design werde verändert, sagt Sprecherin Sylke Heun. „Und da hat es wenig Sinn, wenn wir jetzt ein Schild draußen montieren, um es im Juni wieder ändern zu müssen“, sagt Rihm. So ganz unglücklich ist sie darüber allerdings nicht. Denn einer ihrer ersten Pläne – die Jugendlichen über einen Namen für das neue Jugendzentrum abstimmen zu lassen –, hat nicht so gezündet wie erhofft. Namenstaufe voraussichtlich im Sommer: Vorschläge kamen zwar viele, aber keiner konnte sich so richtig durchsetzen. „Und es machten viele einen Strich, die nur einmal hier durchgerauscht sind“, sagt Rihm. Sie will nun einen zweiten Anlauf mit den Stammgästen wagen. „Mit denen werden wir sehen, welcher Name sich im Alltag am besten einbürgert.“ Eine Taufe samt neu designtem Schild im Sommer sei dann der perfekte Zeitpunkt. Als vor gut zwei Jahren das Unabhängige Jugendzentrum abgerissen wurde, trauerte sie am lautesten: Eine Gruppe Jugendlicher, die sich in keinem anderen Treffpunkt im Stadtgebiet so recht willkommen glaubte. Zu laut, zu turbulent. So recht konnte es keiner sagen. Ihnen, so sagten sie damals, werde mit dem Abriss das Zuhause genommen. Einen Ersatz haben sie bis heute nicht finden können. Ein harter Kern trifft sich weiterhin nahe des Hauses der Jugend – nicht immer zur Freude der Nachbarn. „Wir sehen sie draußen stehen, aber reinkommen wollen sie trotz Ansprache nicht wirklich“, sagt Jennifer Rihm, Leiterin des neuen Jugendzentrums. Das bedaure sie sehr. Ihren Kollegen, den Sozialpädagogen Martin Hein, überraschen die Berührungsängste nicht. „Wenn man seinen alten Treffpunkt verloren hat und dort etwas Neues entstanden ist, dann fällt es schwer, dort wieder Anschluss zu finden. Zumal wenn andere Jugendliche sich diesen Treffpunkt bereits zu eigen gemacht haben.“ Rihm und ihr Team wollen nicht aufgeben. Zumal die Zeit drängt. Sobald der Zaun des noch im Umbruch begriffenen Außengeländes steht, so Rihm, wird es einen einfachen Zugang durch die Innenhoftür nicht mehr geben. „Dann“, sagt Rihm und meint dies nicht nur buchstäblich, „wird der Weg noch weiter.“ Lesen Sie auch: Johanniter bekommen Zuschlag für neues Jugendzentrum Erweitertes Angebot: So haben Langenhagens Jugendtreffs geöffnet UJZ wird abgerissen: „Was wird aus unserem Zuhause?“ Von Rebekka Neander