Kultur in Lehrte: Bilanz der Spielzeit 2019/20 im Forum ist positiv

In diesen Tagen über Kulturveranstaltungen zu sprechen, ist recht ungewöhnlich. Wegen des Corona-Lockdowns ist derzeit an Theater- oder Konzertbesuche nicht zu denken. Julienne Franke, Kulturbeauftragte bei der Stadt Lehrte, hat ihren Blick nun zurück auf die im vergangenen Frühjahr wegen der Pandemie abgebrochene Theaterspielzeit 2019/20 geworfen. Und sie hat dabei ein ausgesprochen positives Fazit gezogen, dass auch die Kommunalpolitiker im Kulturausschuss unlängst erfreute. Zehn Veranstaltungen waren für die Spielzeit 2019/20 geplant gewesen, drei davon fielen dem ersten Corona-Lockdown im Frühjahr zum Opfer. Doch bis dahin waren die Lehrter so fleißig ins Theater im Kurt-Hirschfeld-Forum gegangen wie noch nie zuvor. Für die sieben Vorführungen errechnete Franke eine Auslastung von insgesamt 80,35 Prozent. Das ist das beste Ergebnis seit Beginn der Statistik im Jahr 2004. Bisher pendelten die Werte zwischen 62 (2017) und maximal 79 Prozent (2013) Für die vier Kinderveranstaltungen im Dezember 2019 nennt die Kulturbeauftragte sogar eine Auslastung von gut 90 Prozent. 3803 Zuschauer sehen die Aufführungen: Insgesamt kamen 3803 Zuschauer zu den Kulturveranstaltungen der Stadt in der Spielzeit 2019/20. Im Jahr zuvor waren noch 5600 gewesen – allerdings ohne Corona-Lockdown und mit einer Reihe von kleineren Kulturveranstaltungen in der Städtischen Galerie. Letztere hatte es wegen der Pandemie im vergangenen Jahr nicht gegeben. Der verhältnismäßig große Zuspruch des Publikums zum Theaterprogramm in Lehrte macht sich auch auf der finanziellen Seite bemerkbar. Ausgaben von knapp 67.500 Euro stehen Einnahmen von gut 49.000 Euro gegenüber. Das entspricht einem Deckungsgrad von knapp 73 Prozent. Das ist ähnlich gut wie ein Jahr zuvor und deutlich besser als in früheren Zeiten, als häufig nicht einmal 50 Prozent der Kosten für das städtische Kulturprogramm gedeckt waren. Im Jahr 2011 und 2009 lag er sogar unter 40 Prozent. Die Nachfrage nach Abos steigt: Franke nannte den Zuspruch zur Spielzeit 2019/20 und deren finanzielles Ergebnis unlängst in einer Sitzung des Kulturausschusses „sehr, sehr gut“. Im Bereich der Abonnements habe man ebenfalls einen neuen Spitzenwert erreicht. Für die Spielzeit 2020/21 waren im Sommer 283 Abos verkauft worden, so viele wie nie zuvor. Dass die Spielzeit wegen des aktuellen Corona-Lockdowns nahezu komplett ins Wasser fällt sei daher mehr als bedauerlich. Lehrtes Kulturpolitiker lobten Frankes Arbeit ausdrücklich. „Wir bieten trotz der Nähe zu den Kulturstätten in Hannover ein sehr umfangreiches Angebot, und schaffen unser eigenes Profil“, sagte etwa Ekkehard Bock-Wegener (SPD). „Ich kann wirklich nur für ein Kultur-Abo werben“, meinte Wilhelm Busch (CDU). Kulturbeauftragte: „Auch mal mutig sein“: Franke betonte, dass es wichtig sei, in Sachen Kultur „auch mal mutig“ zu sein und sich auf Experimente einzulassen. Das spreche sich in den Kreisen der Kulturschaffenden herum und werde honoriert. Daher habe man auch schon zweimal Gastspiele des vom Kabarettisten und Schauspieler Dieter Hallervorden gegründeten Ensembles „Die Wühlmäuse“ nach Lehrte holen können. Ein drittes Mal werde es aber nicht geben, schränkte die Kulturbeauftragte ein. Das Ensemble sei wegen der Auswirkungen von Corona im vergangenen aufgelöst worden. Nach dem Ende der Pandemie werde die Lust auf Kultur bei den Menschen groß sein, meinen die Verantwortlichen in Lehrte. „Die Leute sind hungrig darauf, man vermisst das Theater und Konzerte doch enorm“, sagte Christdemokratin Heike Koehler im Ausschuss. Von Achim Gückel