Lehrte: Aldi-Logistikzentrum weiter in Leserbriefen diskutiert

Leserin Veroronka Schulte aus Lehrte: „Wirtschaftskonzept ist längst überfällig“: Zur Berichterstattung über die geplante Ansiedlung des Aldi-Logistikzentrums in Aligse: Megahub – ein Problem der Ahltener. Neues Logistikzentrum in Sehnde-Ost – ein Problem der Hämelerwalder. Neues Logistikzentrum für Aldi – ein Problem der Aligser. Und überall: „Kümmert mich nicht. Ich bin nicht betroffen.“ Dass dies nicht stimmt, merken die meisten erst, wenn es zu spät ist. Auch aus dem aktuellen Plan, 17 Hektar Gewerbefläche für ein Aldi-Logistikzentrum zu verwenden, ergeben sich gravierende Nachteile für die gesamte Stadt. Lehrte hätte schon längst ein Wirtschaftskonzept entwickeln und umsetzen müssen. Immerhin soll inzwischen eine Stelle zur Wirtschaftsförderung besetzt werden. Viel Handlungsspielraum wird so jemand dann aber nicht mehr haben. Mit einem gigantischen Logistikzentrum für Aldi beansprucht eine einzige Firma einen Großteil der möglichen Lehrter Gewerbeflächen für sich. Die zwölf Arbeitsplätze pro Hektar dort sind im Vergleich lächerlich wenig. Statt zielgerichtet mittelständische Unternehmen zu fördern, stolpert man in Lehrte mit einem „irgendwo muss es ja hin“ von einer Logistikhalle zur nächsten. Unsere Kinder brauchen aber unterschiedliche Firmen in Lehrte, die vielfältige Ausbildungsplätze in diversen Branchen anbieten. Das betrifft alle Lehrter Familien. Den wenigen Platz für Gewerbe derart zu verschwenden ist von einem Wirtschaftskonzept Meilen entfernt und für alle in Lehrte schlecht. Veroronka Schulte, Lehrte Lesen Sie auch Aldi: Entscheidung zum Logistikzentrum betrifft die ganze Stadt Aldi-Logistikzentrum bleibt ein Zankapfel Leser Albrecht Scheuermann aus Lehrte: „Argumente der Gegner sind lächerlich“: Ihr Bericht über das geplante Aldi-Logistikzentrum gibt den Einwänden gegen dieses Projekt noch einmal breiten Raum. Als Leser Ihrer Zeitung habe ich schon seit einigen Jahren das zweifelhafte Vergnügen, die zum großen Teil lächerlichen Argumente der Aldi-Gegner in jedem Detail immer wieder präsentiert zu bekommen. Tatsächlich gibt es nur ein seriöses Argument dagegen – und das ist die damit verbundene Versiegelung von zwölf Hektar Ackerboden. Immerhin wird dieses Problem zumindest teilweise durch die geplante Teilbegrünung des Daches sowie die ebenfalls geplanten Neuanpflanzungen ausgeglichen. Bei Abwägung des Für und Wider ist eine Entscheidung pro Aldi auch ökologisch vertretbar. In wirtschaftlicher und finanzieller Hinsicht spricht ohnehin alles für Aldi, zumal das Unternehmen hier schon seit Jahrzehnten ansässig ist. Der Rat der Stadt Lehrte sollte die Sache nun endlich entscheiden. Dabei sollten nicht nur die teilweise an den Haaren herbeigezogenen Einwände aus Aligse berücksichtigt werden, sondern das Gesamtinteresse der Stadt. Übrigens gibt es auch in Aligse viele Menschen, die nichts gegen die Neuansiedlung haben. Albrecht Scheuermann, Lehrte Leser Julian Beinsen aus Aligse: „Es gibt bessere Standorte“: Aldi hat bereits vor Jahren die Chance verstreichen lassen, sein Gelände in Sievershausen zu erweitern. Das war vermutlich zu teuer. Aldi hat auch keine alternativen Flächen auf bereits versiegelten Böden in der Region in die Diskussion gebracht. Da gäbe es vielleicht alte Hafenflächen, Messegelände, Großparkplätze, Flugfelder oder sonstige Industriebrachen, die zukünftig anders genutzt werden können. Es ist eben billiger neu auf der grünen Wiese oder einem Acker zu bauen, als verbrauchte Flächen zu sanieren. Und solange Flächenversiegelung so billig wie in Lehrte zu haben ist, werden wir unsere Natur ohne Rücksicht auf zukünftige Generationen weiter zubetonieren. Julian Beinsen, Aligse Martin Fischer und Katharina Fischer aus Lehrte: „Ein massiver Eingriff in die Natur“: Die Einwohnerversammlung hat vielleicht nicht sonderlich viele neue Fakten zutage gefördert, jedoch wurde erneut deutlich, dass der Bau des Logistikzentrums einen massiven Eingriff in die Natur und die nahe Umgebung des Ortes Aligse darstellen würde. Es mögen durch das Vorhaben, wie seitens der Stadt und der Planungsbüros dargestellt, keine gesetzlichen Grenzwerte überschritten werden. Doch scheint bei einigen Entscheidungsträgern der Stadt Lehrte noch immer nicht angekommen zu sein, dass es den Bewohnern von Aligse nicht primär darum geht, ob der Lärm knapp oberhalb oder knapp unterhalb eines gesetzlich geregelten Grenzwertes liegt. Vielmehr geht es um ein „noch mehr“ an Lärm- und Verkehrsbelastung, das vermieden werden sollte – zumal für das persönliche Erleben weniger die wöchentlichen oder jährlichen Mittelwerte der Modellrechnungen entscheidend sind als vielmehr das punktuelle Erleben von Störungen, insbesondere in den Nachtstunden. Dazu kommt der massive Eingriff in die ortsnahe Natur. Auch hier hilft es den Einwohnern von Aligse wenig, dass den gesetzlichen Anforderungen nach Ausgleichsmaßnahmen genüge getan wird, da diese großenteils an anderer Stelle erfolgen werden. Der Artikel lobt zu Recht, mit welcher Fachkompetenz Frau Meyer-Frerichs für den Verein für Dorferhaltung und Umweltschutz die Gegenargumente und Bedenken vorgetragen hat. Leider finden die fundierten Einwände offensichtlich nicht bei jedem Gehör. So verwundert es insbesondere, dass Herr Schütz als Fraktionsvorsitzender der Grünen nach wie vor nicht einmal einen Ansatz von Bedenken oder Zweifeln erkennen lässt. Selbst Herr Licht von der SPD äußert sich hier zumindest abwartend neutral. Martin Fischer und Katharina Fischer, Lehrte Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen. Bei allen Einsendungen bitten wir um Angabe der vollständigen Absenderadresse. Wollen auch Sie uns Ihre Meinung mitteilen? Dann schreiben Sie uns auf diesem Weg. Reiner Lösch aus Aligse: „Auf Scheinlösung hereingefallen“: Erstaunlicherweise ist es ausgerechnet der Vorsitzende der Lehrter Grünen-Fraktion, Ronald Schütz, der das Aldi-Projekt uneingeschränkt befürwortet. Alle anderen Parteien haben sich von dem Projekt verabschiedet oder sind noch am Diskutieren. Das Problem der Grundwasserneubildung wird durch die unverständlichen und nicht nachprüfbaren Behauptungen von Aldi nicht gelöst. Aber es ist natürlich trotzdem Schütz’ gutes Recht, die Aldi-Leute überzeugend zu finden. Grüne Prioritäten und Vorstellungen kommen darin allerdings nicht zum Ausdruck. Im Wahlprogramm für die Kommunalwahl am 12. September 2021 heißt es bei den Grünen: „Wir wollen die Wirtschaft in Lehrte zukunftsfest aufstellen. Dafür entwickeln wir ein Standortkonzepts zur Ansiedlung nachhaltiger und zukunftsorientierter Unternehmen in Lehrte unter der Maßgabe der Vermeidung von zusätzlichem Flächenverbrauch und Verkehrsbelastungen.” Wie das mit dem Aldi-Projekt in Einklang zu bringen ist, wird wohl Schütz’ Geheimnis bleiben. Veränderungen müssen jetzt beginnen, nicht erst, wenn nach der Wahl Fakten geschaffen sind. Reiner Lösch, Aligse Imbke Meyer-Frerichs aus Aligse: „Grundwasserproblem ist nicht gelöst“: Drei Trockenjahre haben allen gezeigt: Sinkende Grundwasserstände sind ein drängendes Problem im Zusammenhang mit der Klimaerwärmung, Bäume sterben im Stadtgebiet, Landwirte kämpfen mit der Trockenheit. Völlig unverständlich ist deshalb, dass Aldi und die Stadtverwaltung ein hydrologisches Gutachten darüber, was mit dem Grundwasserstand nach der Versiegelung von 120.000 Quadratmeter Boden passiert, für nicht erforderlich halten. Deshalb saß auf dem Podium der Einwohnerversammlung auch kein Experte für Grundwasserentwicklung. Stattdessen schickte Aldi einen Gutachter, der sich mit Regenwasserbewirtschaftung auskennt. Er sorgt als Experte dafür, das Regenwasser von Dächern und Verkehrsflächen eines Bauvorhabens ohne Schäden abzuleiten. Zum Thema Grundwasserentwicklung hatte er nur Behauptungen zu bieten und berief sich auf veraltete Daten aus dem Zeitraum von 1961 bis 1990. Laut Planunterlagen kommt es zu einer „Minderung der Grundwasserneubildung”. Die als Beruhigung gemeinte Aussage des Gutachters, die Beeinträchtigung halte sich im Rahmen der natürlichen Schwankungen, sollte eher aufschrecken. Wenn das Wasser im Sommer um einen Meter tiefer steht, steigt es im Winter wieder an. Wenn das Grundwasser dauerhaft um einen Meter absinkt, hat dies dramatische Folgen. Ein hydrologisches Gutachten sollte deshalb vorab die Auswirkungen des Projekts überprüfen. Imbke Meyer-Frerichs, Aligse Lesen Sie auch Ist Lehrte auf dem Weg zu einer Logistik-Wüste? Das sagen Leserinnen und Leser Aldi-Logistikzentrum: Termin für Onlineversammlung steht Mehrheit im Rat stimmt zu: Planung für Aldi-Logistikzentrum wird fortgesetzt Armin Albat aus Kolshorn: „Zusätzlicher Lastverkehr in Lehrte“: Auf der Einwohnerversammlung hat sich Aldi unter anderem standhaft geweigert, aktuelle Zahlen zu den Lkw-Fahrten in Sievershausen zu nennen. Die bräuchte man aber, um den Anstieg des Lkw-Verkehrs durch das Neubauprojekt verlässlich einzuschätzen. Was hilft, ist ein Blick in die Historie: Am 23. Juli 2017 wird Aldi-Sprecher Kräling in dieser Zeitung wie folgt zitiert: „Das Aufkommen von circa 400 Lkw-Fahrten pro Tag basiert auf langjährigen Erfahrungen”. 400 Lkw-Fahrten pro Tag dürften also derzeit bei Aldi in Sievershausen anfallen. Für Lehrte-Nord werden im ersten Bauabschnitt 600 Lkw-Fahrten prognostiziert. Das ist bereits ein Anstieg von 50 Prozent im Vergleich zu Sievershausen. Auf der Einwohnerversammlung wurde deutlich, dass das Gelände in Sievershausen weiterhin für Logistik genutzt werden kann. Auch das zieht zusätzlichen Verkehr nach sich – vorsichtig geschätzt weitere 200 Lkw-Fahrten am Tag. Insgesamt sind es dann 800 Lkw, die durch Lehrte rollen. Pro Tag. Im Vergleich zu den 400 Aldi-Lastern von heute ist das eine Verdoppelung. Der zweite Bauabschnitt in Lehrte-Nord, die vollständige Inbetriebnahme des Megahubs sowie das Gewerbegebiet Sehnde-Ost sind dabei noch gar nicht berücksichtigt. Armin Albat, Kolshorn Sigrid Treffler aus Aligse: „Ein erschreckend niedriger Wert“: Es reicht nicht, darüber zu reden, ob ein Bauvorhaben gesetzliche Bestimmungen erfüllt und Grenzwerte einhält – das muss selbstverständlich sein. Erschreckend ist der unglaublich niedrigen Wert von nur zwölf Arbeitsplätzen pro Hektar. Aldi würde eine Grünfläche von 170 000 Quadratmetern verbrauchen für gerade mal 200 Arbeitsplätze. Eine gemischte Gewerbestruktur hätte hier eine deutlich bessere Quote. Das Aldi-Projekt beschränkt also die Möglichkeiten, neue Arbeitsplätze zu schaffen, und bringt kaum Steuern ein. Schon aus diesen wirtschaftlichen Gründen erscheint es wenig sinnvoll für Lehrte. Bedenkt man zudem noch die zahlreichen negativen Auswirkungen auf die Umwelt, ist das Fazit: Das Projekt bringt Vorteile für Aldi. Für Lehrte bringt es vor allem Nachteile. Sigrid Treffler, Aligse Doris Rohjans aus Aligse: „Parteien nutzen ihre Chance nicht“: Die CDU-Fraktion lehnt das Vorhaben mehrheitlich ab, die SPD hält sich nach der Einwohnerversammlung bedeckt und Herr Schütz als Vertreter der Grünen findet die Aldi-Leute überzeugend. Herr Schütz hat mit seinen Aussagen im Rat, man solle das Verfahren nicht mit in die nächste Wahl nehmen und dann sollen die Gerichte entscheiden, bereits eine inhaltliche Begründung seines Abstimmungsverhaltens vermissen lassen. Weder bei den Grünen noch bei den SPD-Vertretern im Rat ist seit 2017 ein Umdenken erkennbar, obschon alle Fakten dagegen sprechen, dass es Vorteile für die Stadt Lehrte oder deren Einwohner gibt. Einem Unternehmen, das über sich selbst schreibt, in den letzten Jahren keine Gewerbesteuern gezahlt zu haben, weil Investitionen ins eigene Unternehmen nötig waren, ein derartiges Sahnestück im Aligser Gewerbegebiet anzubieten, ist mehr als unklug. Kann man nicht ahnen, was nach der Investition in den Bau einer Logistikhalle von derartiger Dimension passieren wird? Längst wurde von Anwohnern signalisiert, dass die gewerbliche Entwicklung der Fläche mit mittelständischen Betrieben begrüßt werden würde. Da müsste doch jede Partei ihre Chancen für die nächste Wahl erkennen und signalisieren, dass Wahlversprechen und Interessen der Lehrter Bürger noch ernst genommen werden. Doris Rohjans, Aligse Von HAZ