Lehrte: Förderturm von Bergmannssegen-Hugo könnte erhalten werden

Diese Nachricht dürfte viele Lehrter freuen: Der alte Förderturm und die Förderhalle des 1994 stillgelegten Kalibergwerks Bergmannssegen-Hugo am südwestlichen Rand von Lehrte werden möglicherweise doch nicht abgerissen. „Zumindest nicht vollständig“, erklärt Ulrich Göbel, Pressesprecher des Unternehmens K+S, dem die Anlage gehört. Denn K+S arbeitet derzeit an einer Art Kompromisslösung, um wenigstens Teile der unter Denkmalschutz stehenden Bauwerke zu erhalten. Weil die Gebäude der geplanten Verfüllung des Schachts im Wege stehen, hatte das Unternehmen eigentlich ihren kompletten Abriss angestrebt. Vertreter von K+S hatten den Turm als „funktionslos, vergammelt und verrostet“ bezeichnet. Ein Erhalt sei wirtschaftlich nicht zu verantworten, eine Sanierung gehe in die Millionen und sei viel zu teuer. Die Abrisspläne hatten bei vielen Lehrter Politikern und Bürgern, die den Turm als eines der Wahrzeichen der Stadt sehen, jedoch für Entrüstung und hitzige Debatten gesorgt. Markante Silhouette soll möglichst erhalten bleiben: „Der Abriss wäre für uns die ideale Lösung gewesen, aber die Botschaft aus Politik und Gesellschaft ist angekommen, und jetzt versuchen wir es mit einem Kompromiss“, sagt Göbel. Wie genau dieser aussehen könnte, ist jedoch noch völlig unklar. Das Konzept werde derzeit ausgearbeitet und müsse dann auch noch genehmigt werden. Ziel sei es, möglicherweise Teile zu erhalten, welche die markante Silhouette der Gebäude prägen, sagt Göbel. Lesen Sie auch Kalibergwerk Bergmannssegen: So sehen Förderturm und Förderhalle von innen aus Fest stehe aber, dass an der geplanten und technisch komplizierten Verfüllung des Schachts kein Wege vorbeiführe. Damit er dauerhaft stabil bleibt und weil es das Bergrecht so verlangt, müssen über eine aufwendige Rohrkonstruktion und einen riesigen Trichter rund 40.000 Tonnen Gleisschotter in den Schacht gefüllt werden. In einer Sitzung des Bauausschusses hatten Ingenieure von K+S erklärt, dass es keine Alternative zu diesem Vorgehen gebe, der Erhalt der alten Bauwerke, speziell des maroden Förderturms und des ihn umgebenden Gebäudes, nicht möglich sei und der Denkmalschutz an dieser Stelle nicht greife. Die Nachricht, dass ein Teil der alten Förderanlage des einstigen Kalibergwerks Bergmannssegen-Hugo des Unternehmens K+S vielleicht erhalten bleibt, freut auch Oliver Gels, den Vorsitzenden der Lehrter Siedlergemeinschaft Glück Auf. Gels hatte im vergangenen Jahr vehement den Erhalt des Förderturms gefordert und dafür mehr als 500 Unterschriften von Unterstützern zusammengetragen. Wegen Corona lag die Unterschriftensammlung in jüngster Zeit auf Eis. Gels kann sich mittlerweile aber auch vorstellen, eine Petition auf den Weg zu bringen. „Wenn der Förderturm jetzt doch nicht abgerissen wird, wäre das natürlich toll und das Ziel erreicht“, sagt er. Weil K+S aber noch keine konkreten Pläne vorgelegt hat, welche Bauwerke des einstigen Kalibergwerks abgerissen werden sollen und welche nicht, will Gels die Angelegenheit erst noch beobachten. „Ich werde zu dem Thema auf jeden Fall in der nächsten Ratssitzung am 17. Februar eine Anfrage an die Stadtverwaltung stellen.“ Denkbar ist für den Lehrter auch, dass die Anlage künftig als Museum erhalten bleibt oder die Stadt sie langfristig übernimmt und dafür ein Nachnutzungskonzept entwickelt. „Ideen gibt es genug“, meint Gels. Verfüllung startet nicht vor Juli: Eigentlich hätte mit der Verfüllung des Schachts schon begonnen werden sollen, aber dann setzten die Diskussionen um Erhalt oder Abriss der Bauwerke ein. Laut Göbel ruht das Verfahren um den Denkmalschutz derzeit. Der Hartgesteinsschotter, der in den Schacht gekippt werden soll, ist jedoch schon da. Lastwagen haben das Material zum einstigen Werk Bergmannssegen-Hugo geliefert, dort lagert es jetzt vor den Gebäuden. „Die Bestellung ist noch aus dem letzten Jahr und mit einer Abnahmeverpflichtung verbunden“, erklärt Göbel. Mit der Verfüllung des Schachts wird laut dem Sprecher jedoch nicht vor Anfang Juli begonnen. Die Flutung des ehemaligen Bergwerks, die bereits seit einigen Jahren stattfindet und vor der Verfüllung abgeschlossen sein muss, befindet sich derweil in den letzten Zügen. „Die Anlage ist nahezu gefüllt“, sagt Göbel. Seit Anfang des Jahres finden dort sogenannte Kalibrierungsmaßnahmen statt. Das bedeutet, dass dosiert Brauchwasser aus dem Mittellandkanal oder Salzlösung von der Halde Hugo oder anderen Bergwerken des Unternehmens nachgefüllt wird. Von Katja Eggers