Lehrte: Gegner des Aldi-Zentrums bei Aligse gegen digitale Einwohnerversammlung

Die Debatte um das geplante Aldi-Logistikzentrum vor den Toren Aligses geht mit einer Einwohnerversammlung weiter. Und diese wird aller Voraussicht nach nicht in der Sporthalle, sondern wegen der Corona-Hygiene- und Abstandsregeln online stattfinden. Das möchte Aldi so, und auch die Mehrzahl der Lehrter Ratspolitiker hält dieses Vorgehen für in Ordnung. Doch jetzt gibt es heftigen Gegenwind von den Gegnern des Mammut-Projekts. Mit einer digitalen Versammlung sind sie absolut nicht einverstanden. Denn solch ein digitales Format schließe viele Bürger aus, erschwere eine kritische Diskussion und werde auch der Stimmungslage im Dorf nicht gerecht, kritisiert der Verein für Dorferhaltung und Umweltschutz jetzt in einer Mitteilung. Außerdem könne es technische Probleme bei der Übertragung geben. Die Lehrter Politik dürfe daher nicht dem Druck des Unternehmens Aldi für eine Online-Bürgerversammlung nachgeben. Der Verein bittet nachdrücklich darum, an dem ursprünglich in Aussicht gestellten Treffen in der Sporthalle festzuhalten. Denn es bestehe auch „kein politischer Zeitdruck“, heißt es in der Mitteilung. Versammlung im November wegen Corona abgesagt: Die politische Debatte um das Planverfahren für das Logistikzentrum hatte ursprünglich im Herbst neu aufgenommen werden sollen. Im November war eine Einwohnerversammlung aber angesichts der sehr hohen Corona-Inzidenzahlen im Lehrter Stadtgebiet kurzfristig abgesagt und auf Januar verschoben worden. Ende Dezember machte dann das Unternehmen Aldi Druck für eine schnelle Aufnahme der Besprechungen und brachte die Möglichkeit einer Online-Einwohnerversammlung ins Spiel. In der Ratsmehrheit aus SPD, Grünen und Die Linke stieß diese Idee schnell auf Sympathie. Vor rund einer Woche bekannte sich auch die Ratsgruppe CDU/Piraten einstimmig zu dieser Marschroute. Am Mittwoch, 27. Januar, entscheidet der Verwaltungsausschuss in nichtöffentlicher Sitzung. Aldi-Gegner: „Nicht Fehler von 2017 wiederholen“: Der Verein für Dorferhaltung und Umweltschutz fordert nun nachdrücklich, nicht „einen Fehler von 2017 zu wiederholen“. Damals sei „ohne ausreichende Information der Bevölkerung und ohne jede Diskussion mit den Betroffenen“ die öffentliche Auslegung der Planungsunterlagen beschlossen worden. Daher sei es richtig, vor der öffentlichen Auslegung der neuen Planunterlagen eine Einwohnerversammlung durchzuführen. Nun mache Aldi aber massiv Druck auf Politik und Verwaltung für die digitale Versammlung. „Dies widerspricht der Intention, allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern den neuen vorhabenbezogenen Bebauungsplan vorzustellen und ihnen die Möglichkeit zu geben, kritische Fragen zu stellen, und einen Diskussionsprozess anzustoßen“, heißt es wörtlich in der Stellungnahme der Gegner des Logistikzentrums. 120.000 Quadratmeter Fläche werden versiegelt: Denn nicht alle Bürger verfügten über die technischen Voraussetzungen, an einer digitalen Veranstaltung teilzunehmen. Diese würden ausgeschlossen. Selbst wenn eine digitale Einwohnerversammlung technisch störungsfrei organisierbar wäre, sei ein Vortrag via Bildschirm ermüdend und er erschwere eine Diskussion. „Darüber hinaus erfahren die Entscheidungsträger nur in einer Präsenzveranstaltung bei einer persönlichen Anwesenheit aller interessierten Bürgerinnen und Bürger die Stimmungslage zu dem geplanten Logistikzentrum“, heißt es im Schreiben des Vereins weiter. Lesen Sie auch Warum der Aldi-Betriebsrat schwere Vorwürfe gegen die Gegner des Logistikzentrums erhebt Die Gegner des Projekts heben zudem erneut hervor, welche Dimensionen das geplante Logistikzentrum habe. Es entstehe in 300 Meter Entfernung zu den nächsten Wohnhäusern, versiegele 120.000 Quadratmeter Fläche, was ein Fünftel mehr als die gesamte Fläche des Megahubs bei Ahlten sei. Auch die Hallengröße übersteige schon in der ersten Ausbaustufe „alles, was das Stadtgebiet Lehrte bisher gesehen hat“. Geplant sind in der ersten Ausbaustufe samt Kühlhaus 44.500 Quadratmeter. Weitere Ausbaustufen würden eine Erweiterung qauf dann insgesamt 69.500 Quadratmeter zulassen. Von Achim Gückel