Lehrte: Nicht ungefährlich: Jäger retten Rehbock aus Zaun

Dank einer aufmerksamen Spaziergängerin ist ein Rehbock aus einer äußerst misslichen Lage befreit worden. Das Tier wollte kürzlich wohl gerade sein Revier markieren und die sogenannte Basthaut seines neuen Gehörns an einem Holunderstrauch abreiben – da verfing es sich mit seinem Geweih in dem Drahtseilstrang eines Elektrozauns. Dieser stand allerdings nicht unter Strom. Angenehm war die Situation für den Rehbock aber dennoch nicht. „Das Tier versucht natürlich, sich zu befreien, gerät immer mehr in Panik und bricht sich dann auch schnell mal das Genick“, weiß Hartmut Scholz, Leiter des Hegerings Das Große Freie. Zusammen mit Jäger Andreas Eckerlin konnte Scholz jedoch Schlimmeres verhindern. Mit geübtem Griff hielten die Jäger das Tier fest und kniffen den Zaun mit einer Zange durch. Befreiungsaktion ist nicht ungefährlich: Die Aktion sei allerdings nicht ganz ungefährlich gewesen. „So ein Gehörn ist sehr spitz – wenn man das in den Oberschenkel bekommt, kann man verbluten“, erklärt Scholz. Der wild gewordene Rehbock habe zudem kräftig nach allen Seiten mit den Beinen ausgeschlagen. „So eine Befreiungsaktion kann man daher nur zu zweit durchführen“, betont der erfahrene Jäger. Dass Rehe sich in Zäunen verfangen, komme aber relativ selten vor. Laut Scholz passiert dies „vielleicht einmal in drei Jahren“. Dass Rehböcke derzeit sehr aktiv sind, ist hingegen typisch. Während Rehe zu ihrem eigenen Schutz im Winter in Gruppen zusammenstehen, trennen sich die Tiere jetzt. Die Böcke suchen ihr eigenes Revier und markieren es. Die Ricken suchen sich derweil ein ruhiges Plätzchen für ihr neues Kitz, und die Jungrehe werden hin- und hergescheucht. Spaziergänger sollen Hunde an die Leine nehmen: „In dieser Zeit ist der Bewuchs und damit die Deckung für die Tiere noch sehr niedrig, da passieren auch mit die meisten Wildunfälle“, betont Scholz. Autofahrer sollten daher besonders aufpassen. Scholz appelliert zudem an die Spaziergänger, den Wildtieren ihren Raum zu lassen. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie würden sich deutlich mehr Menschen als sonst in der Natur aufhalten. „Bitte laufen Sie nicht in die letzten ruhigen Ecken hinein, und denken Sie an den derzeit bestehenden Leinenzwang für Hunde“, appelliert Scholz an die Bevölkerung. Auch junge Hasen sind gefährdet: Der Jäger betont, dass die Rehe gerade hochtragend sind und daher nicht so schnell weglaufen können. Ende April würden zudem die ersten Kitze geboren. Freilaufende Hunde seien auch für frisch geborene Hasen ein Problem. „Wenn Hunde auch nur an den Jungen schnuppern, nimmt die Häsin die Tiere häufig nicht mehr an“, erklärt Scholz. Lesen Sie auch: Brut- und Setzzeit: Leinenpflicht für Hunde gilt seit 1. April Jäger retten Rehkitze jetzt mit eigener Drohne Von Katja Eggers