Wegen Corona: Vereine und Organisationen in Lehrte verzichten auf Versammlungen

Vereine und Organisationen sind derzeit in der Zwickmühle. Das erste Quartal des Jahres wird normalerweise dazu genutzt, die nach der Satzung vorgeschriebene Jahresversammlung über die Bühne zu bringen. Üblicherweise berichtet der oder die Vorsitzende über das vergangene Jahr, und es werden Beschlüsse getroffen sowie Wahlen erledigt. Die Corona-Pandemie macht dem derzeit einen Strich durch die Rechnung. Zwar sind derartige Versammlungen nach Paragraf 9 der derzeit geltenden niedersächsischen Corona-Verordnung für Vereine und Organisationen tatsächlich noch erlaubt. „Aber wer würde denn da überhaupt kommen?“, fragt Claus Reimann, Vorsitzender der Bürgerschützengesellschaft (BSG) Lehrte, und spiegelt damit die Sorge der Vereinsmitglieder vor einer Infizierung wider. Jahresbericht per E-Mail verschickt: Reimann hat sich deswegen an den Computer gesetzt und virtuell eine kleine Versammlung abgehalten. Per E-Mail hat er den 35 Mitgliedern des Gesamtvorstandes seinen Bericht zukommen lassen, den er normalerweise bei der Versammlung halten würde. Langwierig sei es aber doch gewesen, denn Nachfragen, die üblicherweise zügig im Plenum beantwortet würden, habe er schriftlich regeln müssen. Die Vorstandswahlen allerdings können auf diesem Weg nicht erledigt werden. Das sei zurzeit auch nicht notwendig, sagt Reimann, denn eine Sonderregelung im Vereinsrecht, die wegen der Pandemie eingeführt wurde, besagt, dass ein Vorstand so lange im Amt bleibt, bis eine Wahl stattfinden kann. Damit bleibt ein Verein handlungsfähig. Auch finanziell gebe es Spielraum, erklärt der BSG-Chef. „Der Gesamtvorstand darf über 40 Prozent der Mitgliedsbeiträge verfügen“, sagt er. Dafür sei ein Beschluss einer Versammlung nicht nötig. „Aber im Moment passiert ohnehin nichts.“ Reimann hofft, dass zumindest das Lehrter Schützenfest vom 29. Juli bis 1. August ohne Einschränkungen stattfinden kann. Spätestens bis April müsse darüber entschieden werden. Adler Hämelerwald hat nur einen Rumpfvorstand: Dringenden Bedarf für eine Mitgliederversammlung gibt es indes beim SV Adler Hämelerwald. Der rund 800 Mitglieder starke Sportverein verfügt zurzeit nur über einen Rumpfvorstand. Außer dem Vorsitzenden Albert Wersel amtiert lediglich noch die Schriftführerin Barbara Beilfuß. Bereits im November sollte der Vorstand in einer außerordentlichen Versammlung komplettiert werden. „Die Kandidaten stehen bereit“, sagt Wersel. Bei den 350 stimmberechtigten Erwachsenen im Verein sei eine Online-Wahl aber schwierig. Im Moment denke er über eine Briefwahl nach. Schneller Handlungsbedarf bestehe aber nicht. Zwar sehe er einen Vorstand mit zwei aktiven Mitgliedern im rechtlichen Graubereich. „Aber im Moment passiert ohnehin nichts.“ Beförderungen gehen im Freien über die Bühne: Bei den Lehrter Feuerwehren finden in diesem Winter ebenfalls keine Jahresversammlungen statt. „Wir müssen sehen, ob wir im Sommer Ersatzveranstaltungen machen können“, sagt Stadtbrandmeister Jörg Posenauer. Handlungsbedarf bestehe aber schon jetzt bei den Beförderungen und den turnusmäßigen Bestätigungen für Ehrenbeamte, wie etwa einem Ortsbrandmeister. „Das machen wir jetzt im kleinen Kreis in der Fahrzeughalle oder im Freien auf dem Hof, mit Abstand und FFP2-Maske“, schildert Posenauer. Mit Ehrungen werde für jüngere Kameraden ebenso verfahren. Bei älteren Mitgliedern würden diese verschoben, um die Geehrten vor einer Ansteckung zu schützen. Von Michael Schütz