Angelsportverein Neustadt plant Auffangstation für Biber im Freibad

Biber vermehren sich seit 2008 gut im Neustädter Land. Die Zahl der Nagetiere nimmt ständig zu. Nun wird es eng an den Flüssen und Seen – den Tieren gehen die möglichen Reviere aus. Mit zunehmend tödlichen Folgen. Der Angelsportverein Neustadt möchte nun einen Teil des Freibadgeländes an der Suttorfer Straße kaufen, um eine Artenschutzstation für die Baumeister zu eröffnen. Ein entsprechendes Gespräch mit Bürgermeister Dominic Herbst hat stattgefunden. Infrastruktur wäre vorhanden: „Wir würden uns freuen, eine solche Station in Neustadt zu unterhalten“, sagt Holger Machulla, Vorsitzender des Angelsportvereins Neustadt. Im Norden Niedersachsens gebe es bislang keine solche Anlage, befinde sich das sogenannte Biber-Managment noch in den Anfängen. Das ehemalige Freibadgelände böte mit seiner Infrastruktur Möglichkeiten nicht nur für die Nagetiere. „Bedrohte Fische könnten dort ebenfalls einen Platz finden“, sagt der Vorsitzende. Das Gespräch mit dem Bürgermeister sei positiv verlaufen. „Wir haben um eine Prüfung gebeten, bevor die Anlagen und Gebäude in einem nicht mehr nutzbaren Zustand sind“, sagt Machulla. Vorab habe man mit den Verantwortlichen an der Tierärztlichen Hochschule gesprochen. Auch nach deren Einschätzung wäre es sinnvoll, geschwächte Tiere in einer sicheren Umgebung wieder aufpäppeln zu können. „Solch eine Station könnte mit wachsenden Biberbeständen und zunehmenden Verbauungen der Gewässer landesweite Bedeutung bekommen“, sagt Machulla. Tiere werden ausgewildert: Die Biberberater haben bereits im Auftrag der Tierärztlichen Hochschule an Fundorten wieder ausgewildert. Manche Tiere müssten dann aber noch einige Tage weiter betreut werden. Die verletzten Tiere werden häufig von Spaziergängern gesichtet. „Dann muss man die Tierrettung der Feuerwehr oder den Angelsportverein benachrichtigen“, sagt Machulla. Auch tote Tiere sollten unverzüglich unter Telefon (0 50 32) 6 79 29 gemeldet werden. „Eine Mitnahme ist nach der Bundesartenschutzverordnung streng verboten“, sagt der Berater. Die jeweilige Reviergröße einer Biberfamilie richtet sich nach dem Nahrungsangebot und der Gewässerart. Seen oder andere stehende Wasserflächen werden immer nur von einer Familie besiedelt. Die Platzansprüche sind dort besonders groß. Eine Ausnahme bilden sehr große Seen: An denen sind auch mehrere Familienverbände möglich. Weniger Platz brauchen die Tiere an Flüssen. An Fließgewässern mit optimalem Nahrungsangebot können die Reviere relativ klein bleiben. 500 bis 1000 Meter sogenannte Fließgewässerstrecke belegt ein Familienverband etwa. Bei einem schlechten Nahrungsangebot können Reviere teilweise mehr als sechs Kilometer groß sein. 40 Biber im Neustädter Land: Bei Kartierungsaktionen habe man von Hannover bis Schwarmstedt 60 Biber gezählt, 40 davon im Neustädter Raum. Machulla war einer der zwölf ersten Niedersachsen, die zum ehrenamtlichen Biberberater fortgebildet wurden. „Seitdem ist neben dem Fischartenschutz der Biberschutz eine der wichtigsten Aufgaben für Angler“, sagt er. Auslöser für ihn war 2008 eine Biberfamilie auf dem Vereinsgelände am Kolk nahe der Kernstadt in der Leine. Seitdem steigt die Population, was zu einem Problem für die nachtaktiven Baumeister wird. „In den letzen Wochen haben unsere Berater vermehrt Meldungen über tote Tiere bekommen.“ Diese Sichtungen haben in den vergangenen Jahren zugenommen und treten zumeist im Frühjahr auf. Tiere erliegen ihren Verletzungen: Die Tiere haben sich bei Revierkämpfen so schwer verletzt, dass sie anschließend verendet sind. „Die jungen Biber werden nach zwei Jahren von ihren sonst sozialen Familienverband verstoßen und müssen sich ein eigenes Revier suchen.“ Viele Gebiete seien aber schon besetzt und würden von den Inhabern mit allen Mitteln verteidigt. Das ende häufig böse für einen der Kontrahenten. „In einer Auffangstation könnten wir die verletzten Tiere soweit aufpäppeln, dass sie sich nach der Auswilderung ein neues Revier suchen können“, sagt Machulla. Lesen Sie auch: Biber siedeln jetzt auch im Norden Neustadts Lost Places: Im alten Freibad regiert wieder die Natur Von Mirko Bartels